Neuenburg „Wollen uns nicht im Elend suhlen“

Weiler Zeitung
Gute Laune ist die beste Medizin – entsprechend fröhlich und entspannt geht es beim MS-Treff im Neuenburger Fridolinhaus zu. Die Teilnehmer setzen sich aber auch für Verbesserungen im Alltag von Menschen mit Behinderung ein. Foto: Alexander Anlicker Foto: Weiler Zeitung

MS-Treff: Kennenlernen und Austausch stehen im Mittelpunkt der monatlichen Treffen

Von Alexander Anlicker

Es geht lustig zu im Gemeinschaftsraum des Neuenburger Fridolinhauses. Es wird viel gelacht, und man hat gemeinsam Spaß – trotz einer Erkrankung, die viele Einschränkungen im Alltag mit sich bringen kann. Immer am ersten Mittwoch im Monat findet hier der MS-Treff statt.

Neuenburg am Rhein. MS steht für Multiple Sklerose, eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die körpereigene Abwehr greift dabei das Nervensystem an. Die Folge sind Gefühlsstörungen und bei fortschreitender Erkrankung Bewegungseinschränkungen. Die Symptome und auch die Therapieansätze sind von Patient zu Patient unterschiedlich.

Im Durchschnitt kommen acht Betroffene oder auch deren Angehörige zu den regelmäßigen Treffen der seit Jahresbeginn bestehenden Gruppe. Die weiteste Anreise hat Silvia Kneffel aus dem oberen Münstertal.

„Wir verstehen uns nicht als Selbsthilfegruppe, daher haben wir uns auch für den Namen MS-Treff entschieden“, sagen Dieter Debatin und Nicola Thomas, die den Treff mitgegründet haben. Der Begriff „Selbsthilfegruppe“ sei für sie zu sehr mit Krankheit verbunden, sagt die lebenslustige junge Frau, bei der die Diagnose erst nach langer Leidenszeit und mehr oder weniger durch Zufall gestellt wurde.

Die Krankheit steht auch nicht im Mittelpunkt der gemeinsamen Treffen. „Wir wollen uns nicht im Elend suhlen“, erklärt Thomas. Es geht ums Kennenlernen und den gemeinsamen Austausch, ergänzt Haase. Es gebe auch einen Bedarf im Raum Müllheim-Neuenburg, denn die nächsten Gruppen treffen sich im Raum Lörrach und Freiburg.

Vor allem Alltagsprobleme beschäftigen die Mitglieder. Ein spontaner Restaurant-, Pizzeria- oder Kneipenbesuch ist nicht drin. Immer stellt sich die Frage, ist das Lokal barrierefrei zugänglich und gibt es eine behindertengerechte Toilette. Gerade bei älteren Gaststätten befinden sich die Toiletten oft im Keller.

Vieles hänge von der Tagesform ab, erklärt Dieter Debatin, der an guten Tagen mit einer Gehhilfe unterwegs ist und an schlechten Tagen auf den Rollstuhl angewiesen ist. Also gibt sich die Runde gegenseitig Tipps, welche Lokale geeignet sind. Aber auch beim Thema Urlaub und Reisen empfiehlt man sich gegenseitig behindertengerechte Hotels und Reiseziele.

Das Thema „Barrierefreiheit“ ist ein Schwerpunkt der regelmäßigen Treffen. „Wir möchten die Sichtweise von Menschen mit Bewegungseinschränkungen einbringen und uns konstruktiv am Abbau von alltäglichen Hindernissen beteiligen“, erklärt Bruno Haase. Als Beispiel werden holprige Gehwege genannt. Des Weiteren geht es um Behindertentoiletten, aber auch Behindertenparkplätze. Vor allem letztere gebe es viel zuwenig – und wenn es welche gibt, seien sie meist von Autofahrern ohne Parkberechtigung belegt.

In Neuenburg sei man auf einem gutem Weg, stellt Haase fest, und er berichtet in diesem Zusammenhang von Kontakten mit der Kommunalen Inklusionsvermittlerin Esther Hagenow.

Auch ein anderes Thema beschäftigt die Anwesenden. Es gibt keine Pflegeheime für jüngere Erwachsene, nur Pflegeheime für Senioren. Es fehlen vor allem Plätze für Kurzzeitpflege. Denn auch die Angehörigen, die 365 Tage im Jahr die Pflege übernehmen, brauchen mal eine Auszeit und wollen ihre Liebsten gut versorgt wissen.

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