Und tatsächlich albert er viel herum, als er wenig später mit Benny und Joscha Glass auf der Bühne steht. „Echt jetzt!“, sagt Capreoli mit der Gitarre im Arm. „Bei unserem letzten Auftritt ist Benny plötzlich vom Schlagzeug aufgestanden und aufs Klo gerannt.“ Die gut zwei Dutzend Zuschauer im engen Freund & Kupferstecher kichern. Dann beugt sich Capreoli wieder nach vorn, wippt, tänzelt, hüpft, stampft auf der schwarzen Bühne. „Ich lieb’ dich heute nur bis morgen und dann wieder von vorn“, singt er, die dunklen Locken im Gesicht – das Publikum singt mit.
Auch bei dem Roadsong „Bus“ steigen die Zuhörer mit ein. „Alle rennen in’ Bus“, singt Capreoli – „Bus, Bus, Bus“, schallt es zurück. Gut gelaunter Sound, der keine Fragen aufwirft – dafür aber vermeintliche Weisheiten preisgibt: „Das Leben will immer dorthin, wo es noch nicht war.“ Den Gästen gefällt’s.
Capreolis Album hätte das Zeug für ein kleines Sommerwunder
Ein kleines Sommerwunder: Das dürfte von Capreolis CD zu erwarten sein. Seine erste Single-Auskopplung „Frag mich“ ist bereits seit Mai online. Auf You Tube haben es schon mehr als 68 000 Menschen gehört. In dem Video räkelt sich ein dünnes Model halbnackt in einer Luxusvilla – doch von Sexismus will der Sänger selbst nichts bemerkt haben: „Als ich das Video zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich nur: Boah, sieht voll gut aus!“
Etwas naiv scheint er durchaus zu sein, der junge Musiker. Doch die Naivität könnte ihm zugute kommen – in einer Welt, die mit Flüchtlingskrisen, Umweltkatastrophen und Globalisierungsproblematiken immer komplexer wird, sehnen sich die Menschen nach einfachen Antworten und Ablenkung. Auf Nachschub müssen Capreolis Fans wahrscheinlich nicht allzu lange warten. „Sobald ich im Zug oder im Flugzeug sitze, schreibe ich – ich kann einfach nicht ruhig bleiben“, sagt er. „Ich hätte Bock, alle drei Monate eine neue Platte rauszubringen.“