Neues Design für Reisepass Reisen mit Stil: Norwegen macht’s vor

André Anwar
Norwegische Staatsbürger erhalten künftig Pässe mit roter Hülle, Pässe für Diplomaten sind in Türkis gehalten, Papiere für Einwanderer ohne Staatsbürgerschaft Foto: Neue Design Studio

Skandinavisches Design ist für klare Linien und Formen ohne viel Schnickschnack bekannt. Das zeigt sich auch bei den neuen Reisepässen, die den Rest der Welt vor Neid erblassen lassen.

Stockholm - Die Finnen blicken derzeit neidisch auf das Nachbarland Norwegen. Lange war Finnland in Sachen Originalität bei Reisepässen führend – mit seinem kleinen Elch, der einem Trickfilm gleich über die Seiten des Reisepasses läuft, wenn man die Seiten des Büchleins schnell durch die Finger flattern lässt. Doch nun können sich die Norweger auf einen Reisepass freuen, der den finnischen um Längen schlagen dürfte, Designer und Medien aus der ganzen Welt sind entzückt über den Wagemut, den Norwegen bei der grafischen Gestaltung an den Tag legt. Von einer „Revolution“ bei der Gestaltung der Staatsbürgerschaftspapiere ist gar die Rede.

Im Februar hatte die norwegische Polizei Designer aufgerufen, Entwürfe für neue Reisedokumente einzureichen – Norwegen ist kein EU-Mitglied und hat deshalb mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei Pässen. Den Zuschlag erhielt der Vorschlag „Die norwegische Landschaft“ des Osloer Designbüro Neue. Der ab 2017 zum Einsatz kommende Pass ist in Rot- oder Blautönen gehalten, das Innere ziert eine abstrahierte Fjordlandschaft: Bergspitzen erheben sich hinter einem türkisfarbenen See aus feinen Wellenlinien in den Himmel. Die Farben suggerieren kein im klassischen Sinne schönes, sondern ein zwielichtiges, grau-regnerisches Wetter, das Norweger als sehr norwegisch bezeichnen. Der dargestellte Geirangerfjord ist einer der bekanntesten Norwegens und gehört seit 2005 zum Unesco-Weltnaturerbe. „Wir Norweger sind sehr mit unserer Natur verbunden. Sie ist ein erheblicher Teil unserer Identität“, erklärte Agenturchefin Görill Kvamme.

„Wir finden, dass die norwegische Geografie mit ihrer großen Variation ein guter Ausgangspunkt für ein neues Designkonzept ist“, sagt auch Polizeiinspektor John Kristian Thoresen. Der Pass sei mit diesem zeitlosen Thema außerdem Ausdruck norwegischer Identität, meinte die Jury. „Mit diesem Konzept werden die Dokumente im Volk verwurzelt sein und allgemein akzeptiert werden.“

„Die norwegische Landschaft“ verwandelt sich bei Echtheitsprüfung am Flughafen unter UV-Licht in eine nächtliche Variante mit Vollmond und Polarlichtern. Mit der Verwandlung von Tag zu Nacht ist es den Designern gelungen, eine Funktionalität wie die Fälschungssicherheit durch „drucktechnische Echtheitsmerkmale“ mit Schönheit zu verbinden. Die neuen Umschlaghüllen dürften auch Grenzpolizisten erfreuen – und ihnen die Arbeit erleichtern, denn die Norweger setzen auf drei Farbtöne: Rot für norwegische Staatsbürger, Türkis für Diplomaten und Weiß für Einwanderer, die Aufenthaltsgenehmigungen, aber keine Staatsbürgerschaft haben. Die britische Zeitung „Guardian“ urteilt, dass die Pässe dem Ruf von Norwegens „geschmeidiger, minimalistischer Schönheit“ entsprechen.

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