Porsche-Tennis-Grand-Prix Aufgeweckte Petko braucht nur Schlaf

Simon David
Aus im Doppel – trotzdem hat Andrea Petkovic Foto: Baumann

Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis Andrea Petkovic wieder in die Top Ten vorstößt. Denn die extrovertierte Darmstädterin ist so gut drauf wie seit drei Jahren nicht mehr. In Stuttgart will sie das beweisen.

Stuttgart - Wer in das Gesicht von Andrea Petkovic geschaut hat, hat sie gesehen: die kleinen Ränder unter ihren braunen Augen. Bei ihrem ersten sportlichen Auftritt beim 37. Porsche-Tennis-Grand-Prix am Dienstag in Stuttgart wirkte sie nur mäßig ausgeschlafen. Vor voll besetzten Rängen verlor sie im Doppel an der Seite von Angie Kerber auf dem Nebencourt gegen Cara Black (Simbabwe)/Sania Mirza (Indien) 6:4, 2:6, 7:10. Die 24-stündige Party-Rückreise nach dem Halbfinaltriumph im Fedcup aus Australien hat Petko offenbar den Rest gegeben. Seit Wochen pendelt sie ja zwischen den Kontinenten. Nordamerika, Europa, Australien, Europa – ein Leben im Flugzeug. „Ich habe das Gefühl, ich habe zehn bis 15 Jetlags“, sagt die deutsche Nummer drei. Mittlerweile schlafe sie da, wo sie kann. „Egal, wo!“

Dennoch: Den erfolgreichen Einsatz beim Fedcup möchte die gebürtige Bosnierin nicht missen. „Es war ein Opfer, das wir bringen mussten. Und ich bin happy, dass wir es gebracht haben“, meint die aufgeweckte Einserabiturientin. Dass die Reise nach Brisbane und die Spiele auf dem Hartplatz dort „nicht gerade eine optimale Sandplatzvorbereitung“ für das WTA-Turnier in der Porsche-Arena waren, weiß Andrea Petkovic: „Wie sich das auswirkt, werden wir erst im Einzel auf dem Sandplatz sehen.“ Also spätestens an diesem Mittwoch, wenn sie auf Sandplatzspezialistin Flavia Pennetta (Italien/Weltranglisten-13.) trifft.

In Stuttgart hat Petkovic Großes vor

Das Ziel ist dabei klar: In Stuttgart hat Petkovic Großes vor. „Ich will hier ein paar Matches gewinnen“, sagt sie, und es klingt nicht so, als sei das nur so dahergesagt. Im Gegenteil: Die eloquente Tennis-Lady wird Vollgas geben: „Wir wollen die Emotionen und die Energie aus dem Fedcup mitnehmen. Denn es ist für uns deutsche Spielerinnen unser Heimturnier, wir lieben es“, betont sie.

Aber Andrea Petkovic und Stuttgart, das war nicht immer Liebe. 2012, die Darmstädterin hatte sich gerade von einem Ermüdungsbruch im Rücken erholt, knickte sie hier in Runde zwei mit ihrem rechten Fuß um, ihre Sprunggelenkbänder waren gerissen. Eine OP und eine lange Pause folgten. Petkovic rutschte auf Platz 177 der Weltrangliste ab, durfte danach wegen ihrer schlechten Position fast nur noch auf Nebenplätzen aufschlagen. „Das war nicht einfach für mich. Nach meinem Selbstverständnis gehörte ich ja noch zu den Top Ten“, erinnert sich Petkovic. Der Tiefpunkt dann vor einem Jahr bei den French Open: In der Qualifikation in Roland Garros schied sie gegen Yi-Miao Zhou aus China, damals 170. der Welt, aus. Für Petko ein Desaster. Sie dachte ans Karriereende. „Ich habe schon Praktikabewerbungen geschrieben“, erzählt Petkovic. Irgendwas mit Politik wollte sie machen oder bei Zeitungen arbeiten. Nur eben kein durchschnittlicher Tennisprofi mehr sein.

Petko ist in Topform

Inzwischen muss Andrea Petkovic lachen, wenn sie an diese Tage denkt. Inzwischen ist sie zurück – da, wo sie aus ihrer Sicht auch hingehört. Zwar steht sie noch nicht in den Top Ten – wie vor drei Jahren mal – , doch der Weg könnte für die aktuelle Weltranglisten-28. direkt dahin führen. Auf dem grünen Sand in Charleston hat sie vor knapp drei Wochen ihr drittes WTA-Turnier gewonnen und da mal wieder ihren Petko-Dance ausgepackt. Und beim Fedcup-Halbfinale in Australien besiegte sie die US-Open-Siegerin von 2011, Samantha Stosur. Keine Frage, Petko ist in Topform. „Andy ist wieder richtig stark“, sagt auch Petra Kvitova, die am 8./9. November mit Tschechien im Fedcup-Finale die deutsche Equipe erwartet.

Das Erfolgsrezept von Petkovic ist dabei denkbar einfach: Die 26 Jahre alte Rechtshänderin trainiert nicht mehr „wie eine Maschine sechs Stunden am Tag“, sondern hat ihr Pensum mit ihrem neuen Coach Eric von Harpen wohl dosiert. „Sie hat ihren Ehrgeiz im Griff, das ist gut“, sagt Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner. Nur in Sachen Schlaf hat Deutschlands beliebteste Tennisdame eben zurzeit noch Nachholbedarf.

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