Große Hühnerbetriebe wollen künftig auch Gen-Soja verfüttern
Der Lieferant beschreibt eine Abhängigkeitsbeziehung: Gehe er nicht auf den vom Discounter vorgegebenen Preis ein, müsse er sich im Klaren sein, dass er über Jahre als Lieferant ausscheide, sagt er. Also hat er akzeptiert, dass er im aktuellen Vertrag um 1,4 Cent pro Ei im Preis gedrückt worden ist. Er verkauft seine Eier nun für einen Preis zwischen acht und neun Cent.
Rechnet man die Kosten für Sortierung und Packung mit ein, bräuchte er jedoch elf Cent, um kostendeckend zu arbeiten, sagt der Landwirt. Demnach laufen bei ihm derzeit Verluste auf. „Die Verluste versucht man über andere Kunden oder zum Beispiel die Direktvermarktung auszugleichen“, sagt er. „Je nachdem wie gut man ausgleichen kann, fallen die Verluste aus – jemand, der alles über die Billigschiene verkauft, hat natürlich den größten Verlust.“
Die Discounter-Preise sprechen sich in der Branche sofort herum. „Selbst der Pizzabäcker von nebenan will dann plötzlich zu Discounterpreisen beliefert werden, wenn er hört, dass Aldi seine Preise senkt“, sagt Günter Scheper, Geschäftsführer der DEU Eiervertriebsgesellschaft. Er kritisiert, dass die Händler im Sommer Jahresverträge abschließen und keine Anpassungen zulassen, falls sich etwa die Futtermittelpreise schlechter entwickeln als erwartet. „Diesen Fall haben wir derzeit“, sagt er.
Discounter bestellen je nach Bedarf
Zudem leiden manche Lieferanten darunter, dass die Discounter keine fest definierte Zahl an Eiern pro Woche bestellen, sondern je nach Bedarf. Will der Händler mehr oder weniger als gewöhnlich, muss der Erzeuger entsprechend liefern. Falls dadurch Mehrkosten anfallen, werden sie vom Lieferanten getragen.
„Am Ende schadet sich der Verbraucher durch die Kampfpreise selbst“, sagt Jäger. „Die Lieferanten müssen derzeit an jeder Stellschraube drehen, die es gibt, um so kostengünstig wie möglich zu produzieren – das führt am Ende zu noch höheren Tierzahlen und womöglich schlechterer Betreuung der Tiere.“
Die Eierwirtschaft hat vor kurzem angekündigt, künftig sogar gentechnisch veränderte Soja zu verfüttern. Als Gründe werden in der Branche teilweise die hohen Kosten genannt, laut Bundesverband Deutsches Ei ist reine gentechnikfreie Soja kaum noch zu bekommen. Verfüttert ein Betrieb Gen-Soja muss er dies nicht kennzeichnen.
Daniel Ehmann aus Neuhausen will auch künftig auf gentechnisch verändertes Futter verzichten. Auch wenn er dafür Opfer bringt: „Lag der Aufpreis für eine Tonne gentechnikfreie Soja noch vor fünf Jahren bei rund 20 Euro, muss ich heute mit bis zu 100 Euro Aufpreis rechnen“, sagt er.
Bewusstsein der Verbraucher muss sich ändern
Ehmann macht nicht mit beim Kampf mit und um die Discounter. Er beliefert nur den sogenannten gehobenen Einzelhandel wie Rewe und Edeka, die mit Regionalität werben und dafür bei den Preisen mehr Spielraum haben. Seit er 50 ist, macht er sich Gedanken über die Zukunft seines Betriebes. Sein Sohn will den Hof womöglich eines Tages übernehmen, und Ehmann wünscht sich, dass er die Frage nach dem Traumjob eines Tages nicht für einen Witz halten wird.
Doch dafür, sagt er, muss sich noch einiges ändern: „Die Verbraucher müssen erkennen, dass Landwirtschaft nie so aussehen kann wie in den Werbeprospekten und dass faire Tierhaltung einen fairen Eierpreis erfordert.“