Rheinfelden Bildwelten zwischen Tragik und Komik

Die Oberbadische
Irgendetwas stimmt da nicht: Brüche gibt es in den Bildern von Simon Czapla, der hier neben dem Selbstporträt mit Widderhörnern und Maria-Theresia-Kostüm posiert. Fotos: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Malerei: Simon Czapla aus Konstanz stellt im Haus Salmegg aus /  Motive mit spielerischem Ernst

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Die Frage nach der eigenen Rolle, Aufgabe und Existenz stellt sich der Konstanzer Maler Simon Czapla. Sie ist immer sein Thema, nicht nur in dem ersten großen Bild an der Treppe im Haus Salmegg. Da hängt ein großes „Selbstbildnis“, das auf den ersten Blick irritieren muss.

Czapla zeigt sich auf diesem Selbstbildnis in einer Aufmachung, die eine figürliche Staffage mit Tierattributen verbindet. Der selbstbewusste Maler trägt ein kostbares Kleid – wie man es von einem Gemälde der Maria-Theresia kennt – und Widderhörner. Die Hörner sind eine Anspielung auf sein Sternzeichen. Als Widderkind hat er sich selbst die Hörner aufgesetzt, und als Künstler nimmt er sich die Freiheit, auf ein Kleid der österreichischen Kaiserin zurückzugreifen.

Ein weiteres Selbstbildnis betitelt der Maler „Das Tier in mir“, wo er sich als Baum darstellt, mit herauswachsenden Ästen als archaischen Hinweis. Diese Figurenbilder sind allesamt in der Manier der Alten Meister gemalt, in einer Verbindung von spätmanieristischem Stil mit surrealem Inhalt.

Solche Brüche und eine widersprüchliche Ästhetik finden sich in den meisten Arbeiten des 34-Jährigen, der an der Kunstakademie Karlsruhe studiert hat und im Haus Salmegg einen Überblick über zehn Jahre seines malerischen Schaffens zeigt. Es geht ihm auch um das Thema Verwandlungen. Manche Bilder kann man nur vor einem mythologischen Hintergrund verstehen („Ein dickes Fell“ legt sich Mann zu); auch das Märchenhafte kommt stark heraus. Es sind, wie das Selbstporträt im Entree, Inszenierungen.

Aber Czapla inszeniert sich nicht nur selbst in der Art großer Historienmaler. Und doch: Zu seiner Feinmalerei, die der Künstler selber nicht „altmeisterlich“ nennen würde (denn er malt auch mit neuen Malmitteln wie Acryl), haben ihn die Alten Meister stark inspiriert, ein Velazquez oder Rubens. Deutlich wird das in dem großen Bildnis „Lord of the Ocean“, das ein Walross im Harnisch mit Halskrause zeigt. Das Bildmotiv stammt eindeutig aus einem altmeisterlichen Porträt. Czapla greift auch auf Brueghels Blumenkranz-Madonna oder Dürers „Melancholie“ zurück, wenn es um Symbolik gehen soll.

Als Betrachter hat man vor jedem dieser Gemälde das Gefühl von „Irgendwas stimmt da nicht“. Sie mögen surrealistisch sein, fotorealistisch gemalt, altmeisterlich gedacht – aber bald versteht man, warum sich der Künstler selber zum Fantastischen Realismus zählt, einer Spielart des Surrealismus, deren Hauptvertreter aus der Wiener Schule ein Ernst Fuchs und Rudolf Hausner sind.

In früheren Arbeiten huldigte Czapla noch mehr der Pop Art, in seinen neuesten vermenschlicht er Tiere, gern Menschenaffen. Er greift das Sinnbild der „drei Affen“ auf, die nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, zeigt sie in Frauenkleidern, wie sie sich Auge, Mund und Ohr zunähen. Gerade in dieser Trilogie sowie anderen zeitkritischen Bildmotiven mit Eisbären, Orang-Utan, Gorilla und Schimpanse oder dem Porträt eines herzigen Äffchens mit „Save me“-Lebkuchenherz als unmissverständlichem Hinweis auf die bedrohte Tierwelt, fasziniert Czaplas hyperrealistische Malweise. Immer wird bei ihm Tragik und Komik kontrastiert.

Bei vielen seiner Bildschöpfungen muss man sich mit den barocken Halbbögen-Ornamenten erst anfreunden. Aber, auch wenn Simon Czapla bisweilen als moderner Barockmaler erscheint, ist er doch kein reiner Schönmaler; es geht ihm um den kritischen Blick auf die heutige Gesellschaft.

Durch seinen Rückgriff auf die altmeisterliche Ästhetik tauchen in den Stillleben Vanitas-Motive auf. Diese sind bekanntlich Sinnbilder der Vergänglichkeit des Irdischen, von Wahn und Eitelkeit, und so muss man Czaplas kontrastreiche Motive sehen, den Totenschädel oder die superrealistisch feingemalten Luftballons: als spielerischen Ernst.

Die Ausstellung ist durchmischt gehängt, nicht chronologisch, so dass die Arbeiten in einen gewissen Dialog treten können. Eher zusammengefügt in einem sehr kontrastreichen Raum sind die Comic-Collagen in kras–sen Signalfarben. Aber auch in diesen früheren Werken ist das Spätere schon angelegt, sieht man immer wieder Tiere als spannende Bild-im-Bild-Motiv. Bis 17. April, Sa. und So. 12-17 Uhr, an Ostersonntag und Ostermontag geöffnet. Künstlergespräch am 26. März, 14-16 Uhr

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