Rheinfelden Ein Gipfeltreffen der Gitarristen

Die Oberbadische
Meister und Schüler: Ulli Bögershausen und Agustin Amigo trafen sich zu einem Doppelkonzert beim Akkorde-Festival in Rheinfelden. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Musik: Doppelkonzert bei „Akkorde“

Rheinfelden. Zu einem Gipfeltreffen zweiter Fingerstyle-Gitarristen kam es beim Festival „Akkorde“. Beim Doppelkonzert im Saal des Jugendhauses traten der Lehrer und sein Schüler an: der bekannte Meistergitarrist Ulli Bögershausen und der in Lörrach lebende Newcomer Agustin Amigo.

Der Jüngere ließ dem Älteren den Vortritt, was Bögershausen humorvoll kommentierte. Der Spitzengitarrist ist einer der wenigen, die auch mal zur zwölfsaitigen Gitarre mit ihrer orchestraleren Klangmischung greifen. Aber im Grunde ist Bögershausen auf der sechssaitigen akustischen Gitarre mehr ein ruhiger, intimer Balladenspieler, der sich bei selbst arrangierten langsamen und ausdrucksstarken Stücken am wohlsten fühlt.

Zwar heißt die Technik auf Stahlsaiten heute Fingerstyle, Bögershausen gehört aber zu der Generation, die sich als Folkgitarristen in der Tradition eines Werner Lämmerhirt versteht. Und er nimmt sich auch raus, Folksongs zu spielen.

Gleich zwei Mal taucht Bob Dylan in seinem Set auf. Dabei bringt er das Kunststück fertig, Dylans Bluesrockstück „Make You Feel My Love“ auf sein musikalisches Grundgerüst, auf seine melodiöse Substanz zu reduzieren, was den Wert eines guten Songs ausmacht.

In solchen auf die eigenen schnellen Finger arrangierten Popsongs und spieltechnisch schwierigeren Eigenkompositionen wie der durch dorische Tonleitern geprägten „Northern Suite“ beweist Bögershausen, warum er zurecht als bedeutender Fingerstyle-Virtuose gilt. Souverän, wie dieser Altmeister, der Gitarrenschulen, Lehrwerke und Spielbücher für Unterrichtsliteratur verfasst hat, im Titelstück dieser keltisch-nordischen Suite die schnellen Arpeggien meistert. „So lange es an dieser Stelle so schnell geht, höre ich nicht auf“, scherzte der Top-Gitarrist. Die Fans werden es gerne hören.

Der Spanier und Wahl-Lörracher Agustin Amigo, der an diesem Abend ohne sein Markenzeichen, die Kappe, auftrat und sich als „Schlafzimmergitarrist“ bezeichnete, spielt fast nur selbst komponierte Stücke. Und damit prägt er einen ganz eigenen Stempel. Amigo kann verbal sowie musikalisch „erzählen“, etwa, wenn er Perkussion, Bass und Stimme in ein Stück einbaut. Der Shooting Star der Fingerstyle-Szene verknüpft die Songs mit seiner privaten Geschichte und Karriere. In „Singapur“ fließen Eindrücke von seinem spektakulären Auftritt in der asiatischen Metropole ein, wo er vor 2000 Leuten spielte. Auch stilistisch hat er seine eigene Signatur: Amigos Stücke sind eingängiger, populärer, sein Fingerpicking ist basslastiger, eruptiver, sein Sound rhythmusbetonter, rockiger und härter. Seit Freitagabend wissen wir, dass Amigos Großmutter sein erster Gitarrenfan war und er zur Erinnerung an sie einen Walzer geschrieben hat.

In zwei improvisierten Zugaben, darunter Cyndi Laupers All-time-Hit „Time After Time“, waren der selbstsichere junge Gitarrist und sein Meister und Idol zum Schluss spontan gemeinsam auf der Bühne zu erleben.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading