Rheinfelden Eine temporäre Kunstlandschaft

Die Oberbadische
Beim Ausstellungsprojekt „Mixer – Kunst im Werk“ bespielen Künstler aus der Region (vorne Organisatorin Ruth Loibl) leerstehende Werkshallen am Rheinuferweg in Rheinfelden. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Kunst in besonderen Räumen: Ausstellung „Mixer – Kunst im Werk“ in Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Eine starke Landschaft, starke Industriefassaden: Am Rheinuferweg in Rheinfelden kommt es zu einer Begegnung von Industriegeschichte und künstlerischen Positionen, bei der sich plötzlich eine temporäre Kunstlandschaft auftut. Möglich macht dies das Ausstellungsprojekt „Mixer – Kunst im Werk“, das aktuelle Kunst in die industriell und stadtgeschichtlich geprägten historischen Werkhallen des früheren Flusskraftwerks bringt.

Unter dem Label „Mixer“, das die mit Turbinen übersetzte Kraft des Wassers und die Transformation in Kunst symbolisieren soll, ist dieses Kunstprojekt ein Anfang von Strukturveränderung und eine „Riesenchance“, so die Künstlerin und Kuratorin Ruth Loibl, bei dem angestrebten Wandel von einer Industrie- und Flusslandschaft zu einer Kunstlandschaft.

Acht Künstler haben ein Jahr auf die Ausstellung hingearbeitet und sich bei diesem „work in progress“ mit der Lokalität, den speziellen Räumlichkeiten und der vorhandenen Architektur auseinandergesetzt. Entstanden sind ortsbezogene Installationen mit Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Objekten, Fotografien und Videobeiträgen – eine bunte Mixtur an Arbeiten in unterschiedlichsten Materialien, Herangehensweisen und kreativen Ansätzen.

Ruth Loibl hat die Künstler aus dem Kreis Lörrach und Basel zusammengebracht. Unter dem Stichwort „Nichts bleibt, wie es ist. Alles verändert sich“ thematisiert sie den Wandel der Zeit rund um das ehemalige Kraftwerk, die Veränderungen und unwiederbringlichen Verluste. In großen ornamentalen Bildern kombiniert Loibl Zeichnung, Handdruck und Schrift unter Einbeziehung von Worten und Texten, Strukturen und Mustern.

Der Bildhauer Bernd Goering stellt neben Bodenskulpturen aus Granit ein ganzes Ensemble von neuen Ziegelsteinskulpturen vor und lässt sich mit einer Arbeit aus diesem Baumaterial direkt auf die umgebende Architektur ein. In mehreren Hallen verteilt, betreibt Peter Bosshart in großformatigen gegenständlichen Figurenbildern mit oft überraschenden Ausschnitten, Körperfragmenten und Dingmotiven ein Spiel mit der Wahrnehmung.

Mit einer vor Ort konzipierten, an die Deckenkonstruktion anknüpfenden und in den Raum hinein greifenden Installation aus Karton und Styropor schafft Annette Voigt ein neues Raumerlebnis. Daneben hat sie ganz unauffällig witzige Objekte aus Kunststoff und Metall teils in Nachbarschaft zu realen Feuerlöschern platziert.

Christoph Màdico Boschs Straßen- und Asphaltfotos fügen sich gut in das industrielle Ambiente ein; seine Waldfotografien in der ehemaligen Schreinerei wirken so, als wären sie schon immer dort gewesen. Maja Rieder geht mit ihrer Auslegeordnung von Holzschnitten auf dem alten Boden der Schlosserei, der viel Geschichte hat, und Papierarbeiten an der Wand sehr konstruktiv auf die Örtlichkeit ein.

Dass alles im Fluss ist, zeigt das Künstlerduo Copa & Sordes in einem Video-Stillleben zum Thema Brunnen und Wasser. Von ihnen stammt auch das ellenlange Band aus Afrikadamast („Cut the Fence“), ein Textildruck mit Motiven von Pflanzen, Früchten, Maschendraht, einer Überwachungskamera, Drohne und Schere, der sich über eine Wand zieht. Die bedruckten Stoffbahnen, die man meterweise kaufen kann, um ein Flüchtlingsprojekt zu unterstützen, haben als künstlerischer Gegenentwurf zu Mauern und Zäunen in der Asylpolitik eine sozialkritische Komponente und eine starke Symbolik. Zumal hier am Rhein, wo die Außengrenze (Schengenraum) verläuft, ist dieser Beitrag ein ganz wichtiger. u  Noch zu sehen am kommenden Samstag, 4. Juli, 14 bis 20 Uhr, und Sonntag, 5. Juli, 10 bis 20 Uhr, Rheinuferweg/Untere Kanalstraße 1, Rheinfelden.

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