Rheinfelden In reinster Form und Klarheit

Die Oberbadische
Geistliche Lieder und Arien aus Schemellis Gesangbuch erklangen              Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Geistliche Lieder und Arien aus Schemellis Gesangbuch

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Das zweite Konzert der neu aufgelegten Reihe mit klassischer Musik in der Christuskirche widmete sich einem der interessantesten Sammelwerke der Barockzeit: geistlichen Liedern und Arien aus Schemellis Gesangbuch.

Der Name Schemelli wäre uns heute kaum noch bekannt, wenn nicht dieser Zeitzer Kantor 1736 ein großes Gesangbuch mit 954 Nummern veröffentlicht und den berühmten Kollegen Johann Sebastian Bach um seine Mitwirkung angegangen hätte. Bach soll einige Melodien dazu komponiert haben. Doch welche, das kann man nur vermuten. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist „Komm süßer Tod“ darunter, ein Lied dessen Melodie zu Herzen geht.

Bei dem am Kirchenjahr und anderen christlichen Themen wie Glaube, Trost und Vergänglichkeit orientierten Programm ließ sich die typisch deutsche Form der religiösen Empfindsamkeit entdecken. Darunter auch das zarte Lied „Bist du bei mir“, das Bach in das Notenbüchlein seiner zweiten Frau Anna Magdalena geschrieben hat und das in reinster Form und Klarheit vom Sopran gesungen wurde.

Neben den J.S. Bach zugeschrieben Originalkompositionen verband der Abend kunstvoll von den Vokalsolisten gestaltete vierstimmige Sätze einiger Lieder aus Kantaten des „fünften Evangelisten“ mit Instrumentalwerken aus dessen Feder. Ein Höhepunkt war das in abwechselnd hoher und tiefer Stimmlage und ernster Schönheit von Tenor und Bass vorgetragene „Komm süßer Tod“.

Aber nicht nur wegen des Repertoirewertes war das Konzert beispielhaft, sondern auch hinsichtlich der Interpretation. Die war natürlich und schlicht und bemühte sich um Klarheit. Man versuche nicht, so warnte schon Albert Schweitzer, diese Lieder als Gemeindegesänge singen zu lassen oder sie vierstimmig zu setzen, denn „es überkommt sie dann alsbald ein Welken, wie die Seerose, die man von ihrem Grunde losgelöst hat“. Schließlich seien sie keine eigentlichen Choräle.

Das von den beiden Dozenten der Schola Cantorum Basiliensis, Gerd Türk und Markus Hünninger, zusammengestellte Team von Studenten und Absolventen der Basler Alte-Musik-Schmiede geht diese Gefahr selbstredend nicht ein. Vielmehr zeigen die guten Gesangssolisten, welchen Stil und Charakter diese Lieder haben, welche eigentümliche Schönheit und wie formvollendet die Melodiebildung erdacht ist.

Bei solcher Weitläufigkeit der Barocklieder braucht es erfahrene Musiker. Ein solcher ist Gerd Türk ganz ohne Frage. Der bekannte Tenor, von einer Aufführung der Johannespassion in Rheinfelden noch bestens in Erinnerung, singt mit hervorragender Deklamation, wortverständlich und deutlich und einer balsamischen Evangelistenstimme.

Neben ihm gefallen ebenso stimmlich der profunde Bass von Ismael Arroniz, der glockenreine Sopran von Hanna Marti und der runde, warm timbrierte Mezzo von Perrine Devillers. Alle vier Vokalisten gelang es, die vorgestellten Barocklieder mit künstlerischem Ernst zu Gestalten und das Schlichte und Innige der Arien schön zur Geltung zu bringen.

Die Instrumentalstücke von Bach mit Markus Hünninger (Cembalo und Orgelpositiv) und Bernadette Fries (Cello und Continuo) erwiesen sich als bereichernde Ergänzung zu dem Griff in die unerschöpfliche Lieder-Schatzkammer Schemellis.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading