Rheinfelden Intelligent, bissig, kritisch

Die Oberbadische
Hubert Burghardt überzeugt im Rheinfelder Bürgersaal mit politischem und gesellschaftskritischem Kabarett. Dafür schlüpft der 56-Jährige ein ums andere Mal in immer neue Rollen. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

„Sex in der Krise“: Kabarettist Hubert Burghardt im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. Leichte Kost ist es nicht gerade, was Kabarettist Hubert Burghardt auftischt. „Sex in der Krise“ heißt zwar das Programm, mit dem der 56-Jährige jetzt im Bürgersaal gastierte, doch von Sex, Frivolitäten oder Anzüglichkeiten ist an diesem Abend nichts zu spüren, sprich: nix da mit „sex sells“.

„Ha, sind also auch Sie auf den Marketinggag reingefallen“, beichtet der Dortmunder gleich zu Beginn dem Publikum und kommt sofort zum Eigentlichen seines Auftritts: Burghardt enttarnt die Dinge, die ihm in der Welt nicht passen, er seziert sie bis auf die Knochen. Nackt sind bei ihm allenfalls die Tatsachen, scharf die Pointen und entblößt werden lediglich die Missstände, kurz: Der Mann liefert krisenfestes Kabarett ab, eines, das durch Nachdenken richtig sexy wird.

Vor allem ist es ein politisches Programm, das der wortgewandte und Klavier spielende Kabarettist da auftischt. Geistig beweglich, scharf in der Analyse, prägnant auf den Punkt gebracht: so arbeitet der Mann. Das Programm des Kabarettisten liefert intelligente gesellschafts- und wirtschaftspolitische Einblicke in eine Gesellschaft, die von immer mehr Menschen immer weniger verstanden wird. „Für jeden Scheiß braucht’s heute Fachberater“, grantelt er.

Harmlose Witzchen, seichte Unterhaltung oder das beliebte Politiker-Parteien-Bashing sucht man bei ihm vergebens. Burghardt steht vielmehr in der Tradition des anspruchsvollen, kritischen Kabaretts.

Ständig schlüpft er in neue Rollen. Facetten- und faktenreich nutzt er die Kraft der Sprache, agiert mal komisch, mal provozierend oder er predigt vom Standpunkt eines radikalen Ungläubigen. Immer wieder wird sein Bühnengeschehen durch schräge Typen oder originelle Szenen sowie tiefsinnige Lieder , zu denen er sich an Klavier oder Gitarre begleitet, ergänzt. Und bisweilen hat er auch skurrile Wortspiele auf Lager oder fragt hintergründig-satirisch: „Wer nur nach vorne schaut, ist der jetzt rücksichtslos?“ Oder: Weil sich zunehmend mehr dicke Menschen auf den Golfplätzen tummeln, bekommt für ihn die Platzreife eine andere Bedeutung.

„Das war’s“, sagt er nach gut 90 Minuten. „Das liegt buchstäblich in ihren Händen“, ruft er dem Publikum aber vorsichtshalber noch zu. Und die nehmen diesen Wink gerne auf und klatschen den Künstler nochmals für eine viertelstündige Zugabe zurück auf die Bühne.

Loslassen können, nun ja, das habe schon eine Qualität, gesteht Burghardt am Ende. Doch ganz zum Schluss wollte er ja schließlich noch die Botschaft unterbringen: „Es ist nie zu spät, um nicht der zu sein, der man nicht ist und schon gar nicht sein kann.“

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