Rheinfelden Keine ausgelatschten Pfade der Moral

Die Oberbadische
Überzeugend: die Kabarettistin Lisa Catena. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: „Grenzwertig“: Die Schweizerin Lisa Catena im Rheinfelder Bürgersaal

Von Gerd Lustig

Rheinfelden. „Wir Schweizer kommen schnell an unsere Grenzen“, erklärte Lisa Catena. In einem kleinen Land wie die Schweiz sei das halt normal.

Um Grenzen und Grenzwertiges, dazu Ein- und Ausgrenzendes sowie logischerweise auch Grenzüberschreitendes ging es daher auch beim Gastspiel der aus der Eidgenossenschaft stammenden Kabarettistin im Rheinfelder Bürgersaal. Mit ihrem Programm „Grenzwertig“, das sie eigens fürs deutsche Publikum geschrieben hat, servierte sie einen Abend zwischen Politik und Satire, gewürzt mit einer Portion Komik, stets blieb sie dabei aber subtil bissig. Vor allem zeigte sie, dass sich jenseits von Gut und Böse Grauzonen eröffnen, deren Erkundung zwar an die Schmerzgrenze gehen kann, aber immer noch spannender ist als die „ausgelatschten Pfade der Moral“.

Oftmals heißt die Frage: Wo hört Satire auf, und wo fängt Politik an? Die 37-Jährige aus Bern sieht vielfach ganz genau hin. Catena ist quasi der Grenzzaun im Kabarett: Unter Strom, aber offen für jeden, der eintreten will. Sie rüttelt an geistigen Grenzzäunen und bringt diese ins Wanken. Denn an diesem Grenzzaun wird geschossen, und zwar mit Pointen und aus vollen Rohren.

Die Künstlern, die früher mit einer Punk-Band auf der Bühne stand, überzeugt mit einem hochaktuellen Programm: Pegida-Demonstranten beim Schweizer Integrations-Test, Franz Beckenbauer im Yoga-Ashram, und warum wir beim Thema Flüchtlinge alle an die Grenzen kommen. Wie der Programm-Titel schon andeutet, setzt dieses auf den Charme des pointierten Ländervergleichs, vom Umgang mit Fremden und Flüchtlingen bis hin zum Wilhelm-Tell-Befreiungs-Mythos.

Vieles ist völlig kompatibel und für Deutsche wie Schweizer gleich witzig, etwa ihr „Phrasomat“. Dahinter verbirgt sich ein satirischer Angriff mit Kärtchen und Gesten auf die Kunst der Politiker, viel zu reden, nichts zu sagen und nur sinnentleertes Kauderwelsch zu erzeugen. Anders ausgedrückt: „Der Phrasomat ist das Schweizer Sackmessser der Rhetorik.“

Die studierte Gitarristin, die auch schon zwei Chanson-Programme gemacht hat, hält bis zum Schluss ihre Dramaturgie und nutzt solide Recherche ebenso wie die eigene Biografie als Tochter von Hippie-Eltern. Beispielsweise, wenn sie ganz im Ernst den Humor als Waffe gegen Extremismus und Terrorismus preist. Sie schickt die Pegida-Demonstranten zum Schweizer Integrationstest und rettet mit Fußballgöttern die armen Seelen.

Angesichts von Bierkonsum und Fremdenfurcht in Bayern rät sie: „Sauft weniger, dann seht ihr nur halb so viele Flüchtlinge“. Und weiter: Die in Scharen einwandernden Sachsen, deren Dialekt in der Schweiz als Hochdeutsch gelte, schürten Ängste der „Germanisierung des Heidilandes“. Doch man könne sie nicht zurückschicken: „Denn Sachsen ist kein sicheres Herkunftsland“, so Catena. Und dem Ruf vieler Bundesbürger nach mehr direkter Demokratie stellt sie ihre eigenen Erfahrungen gegenüber: „Das ist wie beim Fondue, es geht immer um Käse, jeder darf umrühren, und zum Schluss haben alle Bauchweh.“

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