Rheinfelden Liebeserklärung an den Tango

Die Oberbadische
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Schlosskonzerte: Tangolieder von Astor Piazzolla mit Gitarre brachten die argentinische Sängerin Marcela Arroyo und der Gitarrist Julio Azcano in den Rittersaal von Schloss Beuggen

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Ein sinnliches Repertoire, das sind die wunderbaren, aber selten gespielten Lieder aus Argentinien. Die aus Buenos Aires stammende Sängerin Marcela Arroyo und der Gitarrist Julio Azcano, Mitglieder von New Tango, widmen sich Astor Piazzollas Tango-Canción authentisch in Sentiment und Ausdruck.

Tango ist die große Leidenschaft des Ensembles, das am Sonntag zum Schlosskonzert nach Beuggen in den vollbesetzten Rittersaal als Trio kam – in der traditionellen Tango-Instrumentierung Bandoneon und Gitarre mit Gesang. Es ergab sich ein sehr schönes Wechselspiel zwischen Instrumentalimprovisationen und der bezaubernden Stimme.

Durch den Gesang hat diese Formation einen eigenständigen Klang, er wird solistisch geprägt durch die Sängerin und durch Eigenkompositionen der Musiker. Piazzolla, der Genre-Übervater des konzertanten Nuevo Tango, schuf zeitgenössischen Tango auf neue Art. Der erste Block waren seine Tangolieder mit Gitarre. Sie entstanden meist in Zusammenarbeit mit literarischen Größen wie Jorge Luis Borges, darunter ein reizendes Liebeslied. Es sind musikalische Kunstschätze.

Trouvaillen in einem wundervollen Dialog

Man hing Marcela Arroyo an den Lippen, als sie diese Trouvaillen in einem wundervollen Dialog mit Julio Azcano vorstellte. Der Gitarrist, für den Virtuosität nie Selbstzweck ist, hat die Piazzolla-Lieder für ihre Besetzung präzise arrangiert. Seine klassisch akustische Gitarre führt geradezu virtuose Gespräche mit der Stimme und vermittelt sowohl Tango-Melancholie als auch Milonga-Lebensfreude. Schlicht und zurückhaltend ist der Vortrag der beiden.

Eine wahre Liebeserklärung an den Tango und an Buenos Aires ist Piazzollas einzige Oper „Maria de Buenos Aires“, eine Musik voll Leidenschaft, Verruchtheit und Poesie, all das. Die „Milonga de la Annunciacion“ daraus ist wie zugeschnitten auf das Temperament von Arroyo: Attraktiv, fast schon erotisch ist ihr Gesang, elektrisierend, eine Nachtclub-Mezzostimme, sehr passend.

Das Material des Konzerts von New Tango war getragen von argentinischen Tango-Klassikern aus der Feder Piazzollas. Gabriel Rivano trägt „Adios Nonino“ mit viel Rubato und Passion auf dem Bandoneon vor, während der Gitarrist seine Eigenkomposition „Distancias“ spielt, die inspiriert ist von der Weite Argentiniens. Seine stupende Spieltechnik versteht Azcano dezent einzusetzen.

Perfekt aufeinander abgestimmte Musiker voller emotionaler Energie

Unschlagbar sind Gitarre und Bandoneon in einer Milonga, einem bekannten Tanzstück, das virtuos und schmissig erklingt, denn die Musiker sind perfekt aufeinander abgestimmt, spielen voller emotionaler Energie.

Ins Landesinnere Argentiniens führte ein sentimentaler traditioneller Tango für Bandoneon und Gesang. Drei Stücke spielen sie auch im Trio; eine Zamba ist einmal ein anderer Stil dazwischen. Gegen Ende tritt wieder die Stimme stark in den Vordergrund in einer Ballada mit einem langen vokalen Rezitativ. Und wieder ist man fasziniert und gebannt von diesem leicht angerauten Mezzo.

Die Tango-Afficionados enden mit einem Canción aus der Reihe, die Borges und Piazzolla zusammen gemacht haben, schlagen also wieder den Bogen zum Anfang. Und das klingt so herrlich unangestrengt, so fein, so ruhig und gelassen, wie überhaupt diese drei Musiker, die in Luzern und Zürich leben, agieren, dass sie ein verzücktes Publikum zurücklassen.

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