Von Gerd Lustig Rheinfelden. Ein bissl satirisch, ein bissl sarkastisch, dann wieder amüsant und spitzbübisch, bisweilen zeitkritisch, süffisant und skurril: Keine Frage, dieser Bernd Regenauer versteht sein Handwerk. Seit mehr als 30 Jahren ist dieser Plauderer aus dem Frankenland auf den Bühnen Deutschlands unterwegs. Jetzt gastierte er im Rahmen der Kabarettreihe im Rheinfelder Bürgersaal. Der 60-Jährige beschert einen bekömmlich-vergnüglichen Abend. Es ist so etwas wie ein Unplugged-Auftritt, unaufgeregt, kurzweilig – Show-Attitüde fehl am Platz. Regenauer braucht nichts weiter, als seine markante Stimme, seinen unverfälschten Dialekt und seine grandiosen Einfälle. „MixTour“, heißt der Titel des Programms. Und hier präsentiert der Nürnberger sowohl Zeitkritisches und Zeitloses aus seinen verschiedenen Programmen, es ist quasi ein Best-Of. „Eben dynamisch, fränkisch, gut“, wie er selbst von sich sagt. Gestik, Mimik und natürlich Wortwitz und Wortspielerei: Das ist seine Stärke. Regenauer verquirlt Philosophisches, Gesellschaftliches, Globales und Provinzielles zu einer verqueren Mixtur, und er ist ein scharfer Beobachter. Dass er 1997 den Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises bekommen hat und auch schon für Dieter Hildebrandt („Scheibenwischer“) getextet hat, ist vollauf verdient. Der Mann ist ein exzellenter Unterhaltungsprofi. Er zeigt aktuelle Probleme und Befindlichkeiten der Gesellschaft auf. In rasantem Wechsel taucht er die Zuhörer in wahre Wechselbäder der Gefühle. Skurrile Werbesprüche, wie „Ihr Geschäft ist unser täglich Brot“ als Aufschrift einer mobilen Toilette, werden bei Regenauer ebenso gegeißelt wie der Trend zur Extremsportart Outsourcing. Und weiter im Text: Die CSU kämpfe um die Stammtischhoheit, während die SPD eine Meinung zuerst teilt, um dann geteilter Meinung zu sein. Bundestagsabgeordnete ließen längst ihre Reden von Gelegenheitskomikern aus Polen schreiben, ja, selbst der Autor des Duden sei ein Billig-Usbeke, weshalb ja auch dessen Schreib- und Übersetzungsfehler zur Rechtschreibreform führten. Derweil gerät das Familienfrühstück zum zwischenmenschlichen Minenfeld, ein Arzt leistet für ihn allenfalls noch den „hypothetischen Eid und bei der ewigen Jammerei über die schlecht laufende Praxis der Satz „Ich muss jetzt Abstriche machen“ eine andere Bedeutung bekommt. Schließlich nimmt der 60-Jährige die dramatisch gestiegen Zahl an Schönheits-OPs aufs Korn, will ob der Zeiten, in denen man sich auf nichts mehr verlassen kann und die Zugvögel sogar schon Widerstandsnester bauen, den Rosenkranz auf dem Grabmal des bekannten Aktionärs ablegen und lästert über Digitalisierung sowie I-Phone- und Internet-Wahn. „Jeder twittert und youtubt jeden Furz in die Welt raus. Wie viel Zeit verplempern wir mit Dingen, um Zeit zu sparen" Jugendliche daddeln tagaus, tagein in ihrem digitalen Extraleben. Da sitzen wir auf einem Berg von Wissen herum und machen einen Scheiß nach dem anderen. Wie kann man nur mit all dem Wissen so blöd sein"“, ereifert er sich. Uns so hat Regenauer letztlich nur einen Ratschlag fürs Leben, um trotz allem glücklich zu sein: Lebe bewusst und vergiss das ganze Gaga-Zeugs. Und Regenauer wäre nicht Regenauer, würde er dies nicht noch präzisieren, indem er sagt: „Lebe so als wenn vorgestern gestern schon heute war.“