Rheinfelden Vivaldi als opulenter Ohrenschmaus

Die Oberbadische
Die Solistin Johanna Pichlmair brillierte zum Auftakt der Meisterkonzerte Rheinfelden auf ihrer Guarneri-Geige in Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Erfolgreicher Auftakt der neuen Aboreihe „Meisterkonzerte Rheinfelden“ im Bürgersaal des Rathauses

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden. Der Rheinfelder Bürgersaal wurde beim ersten Meisterkonzert am Montagabend zur Klangbühne: Da tobte der Sommersturm in Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ über alle Saiten der jungen steiermärkischen Geigerin Johanna Pichlmair, da ging es robust bei der Jagd und derb beim Tanz der Landleute nach der Ernte an den Pulten des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim zu. Vivaldi klang hier einmal faszinierend plastisch und bildhaft.

Wer die Klangdiäten der puristischen Barockensembles satt hat, und wem der historisierende Vivaldi auf alten Instrumenten nicht zusagt, der wurde bei diesem Konzert mit romantisch aufblühender Klangschönheit, energischer und dramatischer Wiedergabe des Zyklus bedient. Garantiert ohne ausgedünnten Originalklang! Georg Mais, langjähriger Gastdirigent der Pforzheimer, dirigiert an sich schon ausladend mit großen emotionalen Gesten. Und das Streichorchester folgte mit Spielfreude, kraftvoll, ausdrucksstark, klangschwelgerisch: Vivaldi als opulenter Ohrenschmaus.

Die Solistin, auf einer Guarneri-Geige von 1730, weiß ihren raffinierten Soloparts bei den einzelnen Jahreszeiten koloristische Reize und lebendige Farbigkeit abzugewinnen, spielt mit angenehmem Vibrato und gefühlsbetont in den bukolischen Passagen. Und da der Dirigent temperamentgeladen vorgeht, hörte man eine ästhetisch in ein vollendetes Klanggewand gekleidete, virtuose und klangfarbenreiche Darstellung der „Jahreszeiten“.

Eine hinsichtlich Ensemble-Homogenität denkbar gediegene Musizierleistung kam zu Beginn in Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ zum Tragen, mit kammermusikalischer Durchsichtigkeit als besonders bemerkenswerter musikalischer Qualität dieser 14-köpfigen Besetzung.

Hörbar in seiner Klangwelt war das Südwestdeutsche Kammerorchester bei Edward Griegs populärer Holberg-Suite. Und da konnte auch nicht mehr von „Perückenstück“ (Grieg) oder „musikalischer Gelegenheitspoesie“ die Rede sein, denn die zwischen Romantisierung und Barockisierung angelegte Suite im alten französischen Stil wurde in einer ausgewogenen Mischung aus Dramatik und Lyrik, mit Geschmack und Poesie von Mais am Pult realisiert. Das Streichorchester wurde dem poetischen Gehalt und dem genrehaften Charakter des Werks voll gerecht. Mit über 200 Besuchern, die sogar noch auf dem Balkon saßen, war es auf Anhieb ein erfolgreicher Start. Das Konzertpublikum in Rheinfelden scheint auf die „Meisterkonzerte“ geradezu gewartet zu haben.

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