Rheinfelden „Wir gehen irgendwo rein“

Die Oberbadische

Tankstellenüberfall ist schwere räuberische Erpressung / Vier Männer vor Gericht

Rheinfelden/Schwörstadt (dr). „Wir hatten kein Geld“. Das war die Begründung von vier jungen Männern im Alter von 18, 20, 22 und 23 Jahren, um am 27. April dieses Jahres eine Tankstelle in Wehr zu überfallen. Dafür wurden sie am Dienstag vom Jugendschöffengericht Lörrach je nach Tatbeteiligung zu Freiheitsstrafen zwischen 20 Monaten auf Bewährung oder 60 Sozialstunden verurteilt.

Drei der Angeklagten kommen aus Rheinfelden, der 23-jährige wohnt in Schwörstadt. Bereits am Vortag des Überfalls hatten dieser zusammen mit dem jüngsten Beschuldigten einen Überfall verabredet. Der ältere hatte dafür eigens eine Softair-Pistole und Kapuzenkleidung besorgt. Jetzt brauchte man nur noch einen Fahrer. Dafür bot sich ein 22-Jähriger an. Zwar hatte auch der keinen Führerschein, aber er sei froh gewesen, endlich mal wieder am Steuer eines Autos zu sitzen, gab er vor Gericht an. Als die Pläne gefasst waren, sprach man den 20-Jährigen an, ob er „mit rein geht“. Zu viert machte man sich mit einem silbernen Golf, welcher der Mutter eines Angeklagten gehörte, auf den Weg. Erst besorgte man noch drei Sturmhauben, die man im Auto probeweise aufsetzte.

Man fuhr nach Wehr und umrundete mehrfach die Tankstelle. Weil noch zu viel Betrieb herrschte, fuhren die Täter nach Schopfheim weiter. Auch dort wurde die Tankstelle als ungeeignet empfunden und man kehrte nach Wehr zurück. Den 20-jährigen packten jetzt Skrupel und er bat, die ganze Aktion abzubrechen. Aber die 18 und 23 Jahre alten Männer waren fest entschlossen, den Überfall durchzuziehen. Zu zweit gingen sie in die Tankstelle, hielten dem Kassierer die Waffe vor und verlangten das Bargeld. Nur rund 100 Euro in Scheinen war in der Kasse, denn der Kassierer hatte kurz zuvor die größeren Scheine weggeschlossen. Er bot noch das Münzgeld an, aber das wollten die Räuber nicht. Dafür verlangten sie eine Stange Zigaretten.

Eine Kundin, die gerade ihren Wagen betankte, wurde auf die seltsamen Vorgänge im Kassenraum aufmerksam. Sie beobachtete die beiden Männer wie sie in den Golf stiegen und davon fuhren. Es gelang ihr, einen Teil des Kennzeichens abzulesen, was sie der Polizei mitteilte.

Eine Polizeistreife, die wegen des Überfalls von Rheinfelden in Richtung Wehr fuhr, bemerkte den ihnen entgegenkommenden Golf und verfolgte diesen. Eine wilde Verfolgungsjagd schloss sich an. In einer Linkskurve verlor der Golffahrer die Kontrolle und prallte gegen einen Jaguar - Schaden an dem Auto etwa 50 000 Euro. So weit der Hergang.

Gegen den 18-Jährigen gelangte ein weiterer Fall von schwerer räuberischer Erpressung sowie über 100 Fälle von Handeltreiben mit Marihuana sowie der Anbau von Marihuana zur Anklage.

Das Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richter Martin Graf verurteilte den 18-jährigen zu einer Jugendstrafe von 18 Monaten auf Bewährung und 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Der 20-Jährige kam wegen seiner Beteiligung, auch wenn er nicht aktiv mitgewirkt habe, mit 60 Arbeitsstunden davon.

Der 22-Jährige wurde wegen Beihilfe und Fahren ohne Fahrerlaubnis zu einer Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung und einer Geldauflage von 600 Euro verurteilt. Und der 23-Jährige erhielt 20 Monate auf Bewährung sowie eine Geldauflage von 800 Euro.

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