Rheinfelden Zwischen Blödeln und Kritik

Die Oberbadische
Die aus Geisingen stammende Kabarettistin Martina Brandl. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Kabarett: Martina Brandl: „Irgendwas mit Sex“

Rheinfelden. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, wird bisweilen sogar ziemlich derb, plaudert ansonsten über die Gott und die Welt, ätzt hier, unkt und verballhornt da, bedient Klischees und lässt kaum eine Gelegenheit aus, zu bekennen, dass das vermeintlich schwache Geschlecht eigentlich das stärkere ist: Kabarettistin Martina Brandl. Am Dienstagabend war die aus dem schwäbischen Geisingen stammende Künstlerin, die 20 Jahre in Berlin lebte, zu Gast im Rheinfelder Bürgersaal mit dem Programm „Irgendwas mit Sex“. Und auch wenn Manches in der temperamentvollen Show schon ein wenig platt geriet: Unterm Strich war’s ein vergnüglicher Abend. Es durfte gelacht, aber auch in poetisch-philosophischen Momenten geschwelgt werden.

„Über Sex redet man nicht – man hat ihn“, postuliert Brandl. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema in immer neuen Varianten durch den Abend. Eines aber haben Sex und das neue Kabarett-Programm der bisweilen als Quatsch Comedy Club-Moderatorin agierenden 50-Jährigen gemeinsam: „Es macht mehr Spaß, wenn beide mitmachen.“

Auch gesanglich (einmal auch mit Ukulele) geht die Komikerin und Bestsellerautorin dem Thema nach. „Er ist nicht mehr ganz jung, er ist nicht schön, hat wenig Haare und Humor, ist nicht mal gut im Bett. Aber: Er hat sich in ihr Herz geputzt“, skandiert sie. Letztlich stellt sie im Song aber fest: „Es passiert nichts, wenn du nicht rasiert bist.“ Nun denn…

Wie stets in ihren Programmen, nimmt Martina Brandl auch das Publikum während der Show mit. Immer mal wieder nimmt sie Zwischenrufe, auf die sie regelrecht zu warten scheint, zum Anlass, das geplante Programm ein klein wenig über den Haufen zu werfen und hemmungslos zu improvisieren. Schnell findet sie den Zugang zum Publikum, taxiert aus, wie weit sie gehen kann, führt es aber da hin, wo sie es haben will und nimmt sich bisweilen auch selbst auf die Schippe.

Zwei Stunden lang plapperte, sang, rappte, tanzte, lästerte, unter anderem gegen den Wettbewerbs- und Bewertungswahn. Manches Mal klebt man förmlich an ihren Lippen, denn mitunter ist es schon erstaunlich, wie dieses Mundwerk in einem Mix aus Berliner Schnauze und schwäbischer Schnoddrigkeit läuft. Scheinbar ohne Luft zu holen, haut sie, „bevor die Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen war“, eine Pointe nach der anderen raus. Dabei wird sie auch mal gesellschaftskritisch, unter anderem mit dem Auftritt der schwäbischen Abiturientin „Soraya Kimberley“, die zum Sozialeinsatz nach Indien geht. Erstaunlich, wie Brandl, gerade eben noch witzig und spitz, im nächsten Moment in tiefsinnigen Diskursen, immer wieder neue Rollen schlüpft und dabei ohne Übergang vom Blödeln zur Gesellschaftskritik wechselt.

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