Dass beim Ringen Freud und Leid nur eine Nasenspitze auseinanderliegen, wurde vorgestern Abend wieder einmal in der Dinkelberghalle deutlich. Der große Pechvogel war Pascal Eisele, der eine Schulterniederlage einstecken musste. Das kostete dem TuS Adelhausen den Sieg gegen den SV Germania Weingarten. Gestern durften die Hausherren jubeln. Von Mirko Bähr Rheinfelden-Adelhausen. Es hat nicht viel gefehlt und der TuS Adelhausen hätte nach einem perfekten Wochenende plötzlich an den Playoffs geschnuppert. Gestern Nachmittag schlug der Gastgeber den VfK Schifferstadt mit 13:11. Am Samstag stand man nach einer Top-Leistung gegen Weingarten noch mit leeren Händen da. 12:14 hieß es aus Sicht der Hausherren. „Ich werde sehr lange brauchen, bis ich einschlafe. Ich bin sehr enttäuscht“, machte TuS-Coach Florian Philipp am Samstagabend deutlich. Bereits wenige Stunden später ging es aber wieder auf die Matte. Gegen den VfK Schifferstadt, der nur einen Kampf an diesem Wochenende bestritt, sollten nochmals alle Kräfte mobilisiert werden. „Wir mussten die Niederlage mental wegstecken und auch körperlich alles rausholen. Das war gar nicht so einfach“, ließ ein nun „überglücklicher“ Philipp gestern am späten Nachmittag wissen. Zu neunt bot Adelhausen im ersten Duell Weingarten, dem Mitfavoriten auf die Meisterschaft, Paroli. „Das war wieder eine sensationelle Leistung“, befand Philipp. Zumal Weingarten nicht mit einer Kirmestruppe aufkreuzte. „Wir hätten sogar gewinnen können“, fasste sich der Trainer ungläubig an die Stirn. Tatsächlich. Hätte Pascal Eisele sein 86 kg-Greco-Duell vor 450 Zuschauern gegen Ex-TuS-Akteur Damian Janikowski gewonnen, wäre der Außenseiter als Sieger von der Matte gegangen. Und es sah richtig gut aus. Der Gastgeber hatte seinen Gegner in Schacht gehalten, führte unter anderem nach zwei erfolgreichen Kopfklammern mit 10:2, als Eisele noch einen dritten Anlauf nahm, abrutschte und Janikowski ihn eiskalt auskonterte. Aus der misslichen Lage konnte sich Eisele nicht mehr befreien. „Es gibt keinen Vorwurf an ihn. Er war klar besser. Pascal macht seine Kopfklammer sonst fünfmal hintereinander, und es passiert nichts. Er war sich sicher, sonst hätte er es nicht gemacht“, meinte Philipp. „Mit sieben Deutschen liegen wir 0:4 wegen der leer laufenden 57 Kilo-Klasse zurück, liefern einen tollen Fight ab, um am Ende doch mit leeren Händen dazustehen. Wir waren so dicht dran“, schüttelte er den Kopf. Leistungsmäßig etwas abgefallen sind gegen Weingarten Carsten Kopp (86 kg-Freistil), der Ahmed Dudarov mit 2:3 (0:1) unterlag und dabei kaum eigene Akzente setzen konnte, und Schwergewichtler Christian John, der gegen den bestens eingestellten, 15,7 Kilogramm leichterten Norweger Felix Baldauf nicht durchkam und beim 2:6 (0:2) zurecht den Kürzeren zog. Verloren hat auch Alexander Semisorow (66 kg-Freistil). Indes. Sein Gegner war kein Geringerer als der kubanische Olympia-Silbermedaillengewinner, Alejandro Valdes Tobier. 8:1 gewann der Gast, der konditionell mehr zu bieten hatte. Kein Wunder. „Alex hat während der sechswöchigen Grundausbildung zwölf Trainingseinheiten absolviert. Sein Gegner macht das in einer Woche“, zollte Philipp seinem Schützling Respekt. Kehrer behält zweimal die Oberhand Dass man lange vom Coup träumen durfte, war auch ein Verdienst von Stefan Kehrer (98 kg-Freistil), der in der allerletzten Sekunde Magomedgadzhi Nurov düpierte und mit der letzten Wertung beim 3:3 einen Teampunkt in die rote Ecke brachte. „Ich hoffe, er hat den Knopf aufgemacht“, zog Philipp den Hut. Auch Kubilay Cakici (75 kg-Freistil) zeigte einen starken Kampf. Gegen Georg Harth schlug ein 5:0 zu Buche. Dasselbe Ergebnis nahm Danijel Janecic (66 kg-Greco) gegen Christian Fetzner mit, während Tamas Loerincz, der für den verletzten Sascha Keller ins Team rückte, den 44-jährigen Altmeister Adam Juretzko mit 12:0 bezwang. Gegen Dustin Scherf (61 kg-Greco) benötigte Ivo Angelov 3:32 Minuten, um technisch-überhöht mit 16:0 die Oberhand zu behalten. Gestern traten beide Mannschaften zu neunt an. Schifferstadt musste kurzfristig auf seinen Star Frank Chamizo (66 kg-Freistil) verzichten, der TuS musste im Fliegengewicht passen. Vier Siege genügten den Hausherren diesmal, da auch die Verlierer (Janecici, Cakici, Kopp, Eisele und John) ihren Teil mit knappen Pleiten zum Heimerfolg beitrugen. „Eine tolle Teamleistung“, freute sich Philipp nach dem zweiten Saisonsieg. Neben Semisorow (kampflos) jubelten für den TuS die Sieggaranten Angelov und Lörincz, der mit seinem Siegalles klar machte, und der Wiedererstarkte Kehrer.
Ringen Um ein Haar das Maximum verpasst
Die Oberbadische 17.10.2016 - 00:52 Uhr