Rümmingen Bräuche sollten die bösen Geister vertreiben

Weiler Zeitung
Als „Wotan“ begeisterte der Schopfheimer Schauspieler Klaus Millmeier bei der Wintersonnwendfeier auf dem Rümminger Bruck-rain die Gäste. Foto: Ralph Lacher Foto: Weiler Zeitung

Schauspiel: Sagenumwobene Rauhnächte: „Wotan“ zur Wintersonnenwende in Rümmingen

Rümmingen (os). Die Rümminger Bruckrainhof-Betreiber Uli und Susi Gempp hatten zur Wintersonnwende zu einem etwas anderen Vorweihnachtsevent eingeladen. Sie freuten sich über viele Gäste, die an den beiden Abenden bei frostigem Wetter auf ihren Bauernhof gekommen waren. Gemütlichkeit an Feuerschalen war ebenso geboten wie die Verköstigung dazu, derweil der Schopfheimer Schauspieler Klaus Millmeier es verstand, Akzente zu setzen.

Zunächst wärmten sich die Gäste an den Feuerschalen auf dem Bruckrainhof, dann bat Hausherr Uli Gempp zu einem kurzen Fußmarsch hinauf in die Obstanlagen, wo eine Fackel brannte.

Nach dem die Marschierer der Aufforderung zum jaulenden „Empfang“ für „Wotan“ nachgekommen waren, erschien dieser mit Feuerwerk aus dem Dunkel.

„In Nebelschwaden und Winterstürmen glaubten die Menschen das furchtbare Geisterheer Wotans zu erkennen“, erzählte die Gestalt, als sie bei der heiteren Wanderschar angekommen war. Diese bösen Geister zu vertreiben, war Ziel der diversen Bräuche in der Zeit der Rauhnächte, wie zu erfahren war. Heilkräuter hielt man zu dieser Zeit für enorm wirksam, auch glaubte man, dass es in dieser Zeit besonders wichtig sei, auf seine Träume zu achten.

In immer heiterer Art nahm Millmeier auch Bezug auf die Landwirtschaft. Die Bauern notierten sich einst das Wetter an jedem Tag und trafen Vorhersagen für die Ernte im nächsten Jahr. Raureif stand für fruchtbare Jahre, Nebel für nasse Jahre, ein klarer Himmel für Trockenheit.

Wenn besonders starker Wind wehte, glaubte man, dass viele alte Frauen sterben müssten. Das Verschenken von Eiern sollte Fruchtbarkeit und Ernteglück bringen. Des Weiteren mussten allerlei Ge- und Verbote eingehalten werden, um die Geister fern zu halten und selbst „ungeschoren“ zu bleiben.

Auch in christlicher Zeit blieb der heidnische Aberglaube zurückliegender Jahrhunderte lebendig. Millmeier erzählte, dass beim Weihnachtsessen keiner fehlen durfte, denn sonst drohte ein Familienmitglied zu sterben.

Die „gefährlichste und zugleich segensreichste Nacht“ ist in diesem Denken die Dreikönigsnacht, ließ der Schauspieler sein Publikum wissen. Man öffnete Fenster und Türen, um den „Dreikönigswind“ einzulassen, der Glück und Segen ins Haus bringen sollte.

Aber auch die Geister sollten in dieser letzten „Rau-nacht“ ihr Unwesen besonders aktiv treiben, erzählte der Wotan. Und nannte vorausblickend gleich ein Mittel dagegen. Wer sich schützen wollte, schrieb die Namen der Heiligen drei Könige auf einen Zettel und steckte sich diesen dann in die Kniekehlen. Dieser Brauch sollte nicht nur Schutz gewähren, sondern auch das Gehen erleichtern.

Solche und viele andere Anekdoten sorgten für Heiterkeit, zumal es Millmeier blendend verstand, die Zuhörer ins sein Spiel von Wotan mit einzubeziehen.

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