Rümmingen Die vorhandene Infrastruktur auch nutzen

Weiler Zeitung
Peter Oehler (l.) und Jonas Hoffmann beim SPD-Termin zum Thema Kandertal-S-Bahn Foto: Alexandra Günzschel Foto: Weiler Zeitung

Bundestagswahl: SPD lädt zu Dialog über Kandertal-S-Bahn / „Auch unsere Vorfahren haben sich bewegt“

Kandertal (ag). Zu einem Dialog über eine Regio-S-Bahn im Kandertal hatte der Kreisvorstand der SPD gemeinsam mit den Ortsvereinen der SPD Vorderes Kandertal und Haltingen-Weil ins Gasthaus „Sonne“ in Rümmingen eingeladen. Mit dabei waren der SPD-Bundestagskandidat im Wahlkreis Lörrach-Müllheim, Jonas Hoffmann, sowie Peter Oehler, Projektingenieur für Verkehrsanlagen und langjähriger Gemeinderat in Kandern und Lörrach.

Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sei auch eine soziale Frage. Denn nicht jede Familie könne sich zwei Autos leisten. Darauf wies eingangs der SPD-Kreisvorsitzende Philipp Schließer hin. Auf das Thema sei man aufgrund der Erfolgsgeschichte der S-Bahn im Wiesental gekommen.

Oehler verlieh seiner Sorge Ausdruck, dass das Kandertal auf der Strecke bleiben könnte, „wenn wir uns nicht bewegen“. „Auch unsere Vorfahren haben sich bewegt“, erinnerte er an die Anfänge der Kandertalbahn: Mit dem Bau wurde schließlich im Jahr 1894 begonnen, nachdem es schon fünf Jahrzehnte früher Überlegungen in diese Richtung gegeben hatte.

„Der ÖPNV begleitet mich schon mein ganzes Leben“, wählte Hoffmann einen persönlichen Einstieg ins Thema. Schon zur Schule sei er mit Bus und Bahn gefahren. Derzeit pendelt er täglich nach Zürich zur Arbeit. „Überall haben wir Infrastruktur, warum nutzen wir sie nicht“, fragte der Bundestagskandidat. Als Ziel formulierte er eine durchgängige Verbindung von Kandern bis Basel, nicht zuletzt, um die Einwohner weniger abhängig vom Auto zu machen.

„Die Zeit ist jetzt reif“, meinte Oehler. Das Bewusstsein für Umweltbelange sei gewachsen. Als grobe Kostenschätzung nannte er 25 Millionen Euro, erklärte aber auch, dass für das Projekt EU-Fördermittel bis zu 50 Prozent abgerufen werden könnten. Als Übergangslösung zum Einstieg konnte sich Oehler auch Dieselloks vorstellen. Davon abgesehen hielt er Entwicklungssprünge bei den Antriebstechniken in den kommenden Jahren für nicht unwahrscheinlich.

„Die Kandertalbahn muss ins Netz der Regio-S-Bahn eingegliedert werden. Wir müssen die Chance unbedingt wahrnehmen“, fand Jost Noller von der Initiative „Pro Schiene Dreiland“. Um dieses Ziel zu erreichen, sprach er sich klar für eine Elektrifizierung von Anfang an und gegen einen Dieselantrieb aus. Darin stimmte ihm auch Gabriele Weber aus Kandern zu.

Die Gemeinderätin informierte über politische Willensbildungsprozesse in Kandern und erklärte, dass man auch dort einen hohen Siedlungsdruck wahrnehme. Mit der Kandertal-S-Bahn verbindet sie auch die Hoffnung auf eine bessere Anbindung der abgelegenen Dörfer. Auch Oehler sah die Schiene als „Rückgrat eines ÖPNV-Netzes“.

Als leidenschaftlicher Fürsprecher für eine Kandertal-S-Bahn erwies sich auch der Müllheimer ÖPNV-Experte Detlef Schulz-Tavares. Er sah Potenzial für eine Verlängerung in den Kreis Müllheim über Badenweiler – geografisch der kürzeste Weg von dort nach Basel. Dabei dachte er auch an Schweizer Touristen, „die gerne mit dem ÖPNV fahren“. Auf dem Weg zum Ziel hielt Schulz-Tavares kleine Schritte für hilfreicher als Maximalforderungen.

Für seine „Vision“ einer Straßenbahn fand Bernhard Gerdes aus Binzen am Mittwoch keine Unterstützung. Eine Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass diese Variante noch teurer sei als die S-Bahn, führte Weber an. Aber auch das geringere Tempo einer Straßenbahn wurde angesprochen. Trotz mitunter langer Schrankenschließzeiten – die Geschwindigkeit mache einen guten Teil der Attraktivität einer S-Bahn aus, hieß es.

Einig war man sich in der Gesprächsrunde darin, dass die Strecke durchs Kandertal für mehr taugt als nur eine Museumsbahn. Der allerdings ist es zu verdanken, dass die Infrastruktur überhaupt noch vorhanden ist.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading