Alles bleibt wie es ist: Die Gemeinde Rümmingen wird keine der beiden Zufahrten zum Neubaugebiet „Unter der Lörracher Straße“ für den motorisierten Verkehr sperren. Eine solche Maßnahme wäre gegenüber anderen, lärmgeplagten Einwohnern schlichtweg unsozial, hieß es im Gemeinderat. Von Marco Schopferer Rümmingen. Schon seit 2008 versuchen einige Anwohner des Neubaugebiets „Unter der Lörracher Straße“ den schleichenden Verkehr ortsfremder Mobilisten zu unterbinden und stießen dabei durchaus auf ein offenes Ohr bei der Gemeinde. Riesige Zone-30-Symbole wurden auf die Straße gemalt, die beiden einzigen Einfahrten per Verkehrsschild nur für Anlieger frei gegeben. Eine Seltenheit übrigens, wie Stadtplaner Kurt Sänger, Geschäftsführer vom Büro Rapp Regioplan, klar stellte. Zuzugsbeschränkungen zu Wohngebieten sehe weder der Gesetzgeber noch die Stadtplanung vor. Und noch eine Rechnung machte der Stadtplaner auf: Rund 250 Menschen wohnen derzeit im Neubaugebiet, diese würden statistisch gesehen 3,75 Fahrten täglich zurücklegen. Gehe man davon aus, dass 60 Prozent der Wege motorisiert zurückgelegt werden, so käme man auf 562 Fahrten am Tag – allein durch die Anwohner. Tatsächlich registrierten Verkehrszählungen in der Hermann-Scherer- und Röttler-Straße zwar im Schnitt 619 Fahrzeuge, das seien aber nur zehn Prozent mehr als der selbst verursachte Verkehrsstrom. Von echtem Durchgangsverkehr könne man deshalb nicht reden, befand Sänger. Und eines war für ihn auch sicher: In Zukunft wird der motorisierte Verkehr im Neubaugebiet noch zunehmen. Dann nämlich, wenn die Kinder sich ihr erstes Gefährt anschafften. Spätestens dann würden mehr Autos auf der Straße parken, was automatisch auch eine Verkehrsberuhigung mit sich brächte. Aber auch Gefahren berge, etwa wenn spielende Kinder plötzlich hinter parkenden Autos auftauchten, wie Anwohner Matthias Boldt zu bedenken gab. Das wichtigste Argument für den Gemeinderat: Wo auch immer man die Zufahrt zum Wohngebiet sperre, generiere man automatisch einen Mehrverkehr andernorts. Zehn Prozent mehr Verkehr als normal, „das geht im Rauschen des Waldes unter“, befand Gemeinderat Dieter Gempp und appellierte das Gemeinwohl nicht zu vergessen und auch Mathias Hengst fand, „wir sind eine Gemeinschaft, man darf Lasten nicht einfach abschieben“. Gemeinderat Markus Hügel argumentierte, dass das Wohngebiet schon heute privilegiert sei, „wo gibt es das, dass nicht jeder in ein Wohngebiet fahren darf"“, fragte Hügel. Bürgermeisterin Daniela Meier schlug vor, dass die Anwohner selbst vermehrt auf der Straße parken sollten, um so den durchfahrenden Verkehr zu erschweren. So könne man den Autofahrern das Wohngebiet als Abkürzung vermiesen. Ein Problem, dass übrigens in der Regel zwischen 17 und 19 Uhr auftritt, wenn sich der Verkehr von der Kreuzung in der Ortsmitte auf der Lörracher Straße zurückstaut. Anwohner Matthias Boldt akzeptierte ohne Groll die Entscheidung des Gremiums, zeigte sich freilich enttäuscht darüber, dass man nicht einfach die Zufahrt von der Binzener Straße ins Wohngebiet hinein für den Verkehr geschlossen hat. Im Anschluss an die Sitzung war für ihn klar, dass er wohl nicht weiter bei der Gemeinde für eine Verkehrsberuhigung eintreten wolle, denn „wir haben alles durchdiskutiert – von Pflanzkübeln bis zur Spielstraße“. Es fehle an weiteren Ideen, nun müssten die Anwohner die Verkehrsberuhigung in die eigenen Hände nehmen und ihre Autos auf der Straße parken.