Schallbach „Luther und die Ökumene“ im Blick

Weiler Zeitung
Referent Werner Neuer bei seinem Vortrag in Schallbach                                    Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Vortrag: Referent Werner Neuer: Mehr Verbindendes als Trennendes ausgemacht

Schallbach (bn). Das Reformationsjubiläum „500 Jahre Thesenanschlag Luthers“ fand auch bei den Schallbacher Kulturtagen seinen Niederschlag. Der emeritierte Theologiedozent von St. Chrischona und Schallbacher Bürger Werner Neuer befasste sich in einem Abendvortrag mit „Luther und die Ökumene“.

Dass die Komplexität des Themas an einem Abend kaum erschöpfend behandelt werden kann, erwies sich, als der Referent nach gut einer Stunde etwa erst die Hälfte seiner ebenso interessanten wie schlüssig gegliederten Ausführungen vorgetragen hatte und der fortgeschrittenen Zeit wegen den Rest nur noch stichwortartig abhandeln konnte.

Langweilig war der Anlass dennoch keine Sekunde. Der ausführlichen Darstellung von Luthers Leben und Wirken, seiner Wandlung vom verzweifelten, von angstbesetzter Frömmigkeit getriebenen Mönch zum frohgemuten Bibeltheologen, dem die Heilsbotschaft des wiederentdeckten Evangeliums den Weg zu einem neuen Christsein wies, folgte die Hörergemeinde mit gespannter Aufmerksamkeit. Ebenso den Ausführungen über die reformatorische Entwicklung von der (beabsichtigten) Erneuerung der Kirche zu deren (ungewollter) Spaltung und ihren Folgen. Deren schrecklichste war der 30-jährige Krieg, den Neuer als „das beschämendste Kapitel der Kirchengeschichte“ bezeichnete.

Andererseits habe die Reformation auch Großartiges bewirkt, inspirierte doch der von Luther eingeführte gottesdienstliche Gemeindegesang die größten Komponisten (etwa Schütz, Bach, Händel, Mendelssohn) zu den bedeutendsten Sakralwerken der Musikgeschichte. Solche kulturellen Errungenschaften hätten auch in der katholischen Kirche nachgewirkt (Stichwort: „Gotteslob“) und nach dem Trienter Konzil in kleinen Schritten vollzogene Reformen auf den Weg gebracht.

Die im 19. Jahrhundert noch zurückhaltend und im 20. Jahrhundert wirkkräftiger agierende Ökumenische Bewegung habe dann ein stetiges Aufeinander-Zugehen der Kirchen ausgelöst, das sich durch die Christenverfolgung der Nazis und Kommunisten intensivierte, legte Neuer dar. Ebenso hätten in jüngerer Zeit das zweite Vatikanische Konzil, die gemeinsame Erklärung zu Luthers Rechtfertigungslehre, die verstärkt von den Gläubigen praktizierte ökumenische Gemeinschaft, der jüngst von Papst Franziskus gehaltene Versöhnungsgottesdienst und schließlich das heuer erstmalige gemeinsame evangelisch-katholische Reformationsgedenken zu mehr gegenseitigem Respekt und Verständnis geführt – und zur Einsicht, dass das Verbindende der beiden christlichen Konfessionen das Trennende weit überwiege.

Musikalisch untermalt wurde der Anlass mit den gemeinsam gesungenen Luther-Liedern „Nun freut euch, liebe Christengmein“ (in versetzter Versfolge) und der „Marseillaise der Reformation“ („Ein‘ feste Burg“) sowie Improvisationsstücken von Organistin Linde Adelmann.

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