Schliengen Ärger auf dem Markgräfler Hausberg

Weiler Zeitung
Beliebtes Ausflugsziel: das Blauenhaus. Um das Hotel gibt es jetzt aber Ärger: Dort schliefen bereits Gäste, obwohl es noch keine Genehmigung gibt. Foto: Meller Foto: Weiler Zeitung

Berghotel: Hotelzimmer wurden bereits vermietet, obwohl es noch keine Genehmigung gibt

Von Claudia Bötsch

Im Frühjahr 2015 hat Hasan Alaca das Blauenhaus übernommen. Er hat das Markgräfler Kleinod, das in den Vorjahren zusehends verfallen war, umfangreich saniert und erfolgreich wieder mit Leben erfüllt. Hinter den Kulissen gibt es jetzt allerdings mächtig Ärger: Denn im Hotel nächtigten bereits die ersten Gäste, obwohl es dafür nach wie vor keine Konzession gibt. Knackpunkt ist der Brandschutz.

Schliengen-Obereggenen. Seit 2015 ist der Betrieb des Hotels untersagt, wie das Landratsamt Lörrach auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte. „Nach einer Vor-Ort-Kontrolle durch das Landratsamt wurden im April 2015 Nutzungsuntersagungen für das Ober- und das Dachgeschoss ausgesprochen“, teilte die Behörde mit.

Landratsamt hat Nutzung untersagt

Im weiteren Verlauf sei es im November 2015 zu einer kompletten Nutzungsuntersagung gekommen, „der sowohl formelle Gründe, als auch materielle Gründe aus dem Bereich des Brandschutzes zugrunde lagen“.

Trotzdem ist das Hotel, das 14 Einzel- und Doppelzimmer zählt, offenbar bereits in Betrieb. Das legen auch die Internet-Buchungsportale Booking.com und Tripadvisor nahe, auf denen das Berghotel gebucht werden kann. Hier finden sich auch verschiedene Bewertungen von Gästen, etwa: „Kleines nettes neu renoviertes Zimmer, offener Wlanspot“.

Alaca: Zimmer sporadisch vermietet

Alaca räumt im Gespräch mit unserer Zeitung ein, die Hotelzimmer „sporadisch“ vermietet zu haben. „Wenn ein müder Wanderer vor der Tür stand, haben wir ihn übernachten lassen“, sagt er. Allerdings habe er das Hotel nicht aktiv beworben, die Gäste seien auf ihn zugekommen. Der Eintrag bei Booking.com sei „ein Testballon“ gewesen. Er habe schauen wollen, wie gut das Hotel angenommen wird.

Seit Mai fänden hin und wieder Vermietungen statt, etwa ein bis zwei Mal pro Monat. Das seien „Ausnahmefälle“ gewesen, er habe „nicht regelmäßig Zimmer vermietet“. Er habe lediglich „auf die Nachfrage reagiert“. Allerdings fehlt auch auf der Homepage des Blauenhauses jeglicher Hinweis, dass das Hotel nicht in Betrieb ist. Dort heißt es vielmehr: „In unserem frisch renovierten Hotel bieten wir Ihnen liebevoll eingerichtete Zimmer zum Entspannen und Durchatmen.“

Im August wurde zudem in einem Stellenangebot auf „Jobs.meinestadt“ ein Empfangsmitarbeiter für das Hotel gesucht – und das „ab sofort“.

Bewertungen auf Buchungsportalen

Im Internet finden sich zudem auch ältere Bewertungen, eine datiert vom Dezember 2016: „Die Zimmer waren einfach, aber mit einem schönen Ausblick“, schreibt etwa eine Nutzerin auf „TripAdvisor“. Erklären kann sich Alaca diese Bewertungen nicht. „Vielleicht jemand, der mir etwas Böses will.“

Ursprünglich war die offizielle Hoteleröffnung bereits für Herbst 2016 angekündigt gewesen. Weil die Brandschutzauflagen immer noch nicht erfüllt sind, ist dies indes bis heute nicht geschehen.

Brandschutzauflagen nicht erfüllt

Ein zentraler Punkt ist die nach wie vor fehlende Feuertreppe. Hier habe es laut Alaca Änderungen gegeben, was die Sache verzögerte. So wurde der zwischenzeitliche Plan, im Dachgeschoss einen Wellnessbereich einzubauen, verworfen. Die Feuertreppe fällt nun dementsprechend niedriger aus. Der Auftrag für die Feuertreppe, die rund 30 000 Euro koste, sei bereits vergeben. Die Maßnahme soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden, erläutert Alaca. Gleiches gilt für die Anbindung ans Löschwasser, die ebenfalls zu den Brandschutzauflagen gehört. Er wolle alles daran setzen, bis Ende des Jahres eröffnen zu können.

Bereis installiert worden sei ein Brandalarmsystem. In das Brandschutzgutachten habe Alaca insgesamt rund 10 000 Euro investiert.

„Ich habe in dieses Haus kein Hotel hineingezaubert“

Als er das Blauenhaus im Frühjahr 2015 übernommen hat, habe er nicht damit gerechnet, was im Zuge der Sanierung alles auf ihn zukommen werde, blickt Alaca zurück. „Ich habe dieses Haus besichtigt und mich sofort verliebt“, erzählt er. „Damals dachte ich: Ich renoviere und dann wird eröffnet.“

Mit der Fülle an Auflagen, die sich nach und nach aus den Bauanträgen ergeben hätten, habe er nicht gerechnet. „Ich war von den Auflagen extrem überrascht.“ Schließlich bestünde das Hotel seit mehr als 100 Jahren. „Ich habe ja kein Hotel hineingezaubert.“ Er würde es schwer bedauern, sollte „dieser wertvolle Ort mit einem Bauzaun versehen werden“.

Haus umfangreich saniert und viel investiert

In den vergangenen gut zwei Jahren habe er das Blauenhaus umfangreich saniert und viel investiert, berichtet Alaca. Auch der gastronomische Bereich wurde umgebaut. Die bestehende Terrasse am renovierten Restaurant ist erweitert worden. Aus der ehemals offenen Fläche unterhalb der Terrasse wurde ein 200 Sitzplätze umfassender Saal mit umlaufender Fensterfront. Wie viel Geld genau er in die Hand genommen hat, könne er nicht sagen.

Die Immobilie gehört ihm zur Hälfte. Ein Familienmitglied hält die anderen 50 Prozent des Blauenhauses.

Das Geschäft auf dem Markgräfler Hausberg sei alles andere als leicht, machte Alaca im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. „Es ist ein Risikogeschäft. Wir sind vom Wetter abhängig.“ Ohne den Hotelbetrieb und zusätzliche Veranstaltungen sei es nicht möglich, wirtschaftlich zu überleben. Alaca richtet auch Hochzeitsfeiern aus, sonntags bietet er einen Brunch an.

Einbußen durch Straßensperrung

Schwer zugesetzt habe dem Betrieb auch die seit Juli dauernde Straßensperrung von Badenweiler her. Alaca schätzt, dass dadurch etwa 60 Prozent weniger Gäste bei ihm eingekehrt sind. Im Oktober soll die Straßensanierung abgeschlossen und die Straße wieder freigegeben werden.

Dazu komme, dass er hohe laufende Kosten habe. Allein der Strom schlage mit 2000 Euro monatlich zu Buche, etwa gleich viel koste es, die Kläranlage zu entleeren. Hier sei er im Gespräch mit der Gemeinde, inwiefern es Möglichkeiten für einen Anschluss an die öffentliche Ver- und Entsorgung gibt.

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