Von Dorothee Philipp Schliengen. Zu einem spannenden Brückenschlag zwischen Landes- und Kommunalpolitik wurde die Verleihung des „Schliengener Sonnenstücks“ an den amtierenden baden-württembergischen Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) auf Schloss Bürgeln. Die höchste Auszeichnung, die die Gemeinde neben der Ehrenbürgerschaft zu vergeben hat, wurde schon einmal an einen Landesminister verliehen: 1992 an Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser. Jetzt werde wieder eine Persönlichkeit geehrt, die der Region in Stuttgart Gehör verschafft, sagte Bürgermeister Werner Bundschuh bei der Laudatio. Er würdigte Stickelberger als Politiker, der immer die Bodenhaftung behalten habe und dessen Beliebtheit ihm schon bei seiner ersten Landtagskandidatur 2001 das Direktmandat gebracht hatte. Höchste Auszeichnung der Gemeinde Aufgewachsen in Weil am Rhein als „typisches Kind einer Arbeiterfamilie“ sei Stickelberger sozialdemokratisch geprägt, erinnerte Bundschuh. Nach beruflichen Stationen als Rechtsanwalt, als Verwaltungsrichter und als Erster Beigeordneter in der Weiler Stadtverwaltung wurde er 2001 in den Landtag gewählt. „Solche Abgeordnete brauchen wir, gerade in einer politisch stürmischen Zeit mit zurückgehender Wahlbeteiligung, mit dem Ausufern am rechten und linken Rand des politischen Spektrums und einer spürbaren Politikmüdigkeit“, sagte Bundschuh. Er dankte Stickelberger für sein langjähriges Engagement für die Gemeinschaftsschule insgesamt, die auch in Schliengen ein Erfolgsmodell geworden ist, für eine bessere Vertaktung des Personennahverkehrs auf der Rheintalbahn und für die Verbesserung der Frequenz für das Radio SWR4 in der Region. Persönlichkeit, die der Region in Stuttgart Gehör verschafft „Am wichtigsten aber ist für uns, dass ein Mitglied der Landesregierung unsere Region aktiv am Kabinettstisch in Stuttgart vertritt“, betonte Bundschuh. Er ließ als Anekdote sein erstes Kennenlernen Stickelbergers einfließen, das an einer „langweiligen grenzüberschreitenden Tagung in Basel“ stattgefunden habe, die man zusammen mit dem Ziel eines gemeinsamen Mittagessens vorzeitig verließ. Stickelberger sei als Politiker nicht laut, vielmehr sachlich, zielorientiert und sehr bürgernah, sagte Bundschuh und zitierte die FAZ, die zur Amtsübernahme als Justizminister im Mai 2011 in Anspielung auf den Vorgänger mit der Überschrift „Weder Ferrari noch Revolver“ getitelt hatte. Er sei überrascht und sprachlos, bekannte Stickelberger in seiner Dankesrede. Obwohl solche Ehrungen meist ein Zeichen für fortgeschrittenes Alter seien, fühle er sich noch bei bester Gesundheit und werde sich demnächst einer erneuten Nominierung für die kommende Landtagswahl stellen. Seine Kontakte in die Region zu Freunden und politischen Weggefährten zeigten ihm, dass er „noch dazugehöre“, freute sich der Minister. Er würdigte insbesondere die in der Kommunalpolitik ehrenamtlich Tätigen, sei es in Ratsgremien oder in politischen Ortsvereinen: „Ich möchte die heutige Ehrung stellvertretend für sie verstanden wissen“, sagte er. Denn Landespolitik geht nur in Verzahnung mit der Kommunalpolitik, ist Stickelberger überzeugt. „Man muss auch einschätzen können, wie Landespolitik in den Gemeinden ankommt“, sagte er. Er wolle sich auch künftig dafür einsetzen, dass die Region im Dreiländereck, „eine der innovativsten und wirtschaftlich stärksten des ganzen Landes“, in Stuttgart entsprechend wahrgenommen wird. „Ich bin ein Wanderer zwischen den Welten“, meinte er zu seiner Tätigkeit in Stuttgart. Das „Doppelleben“ habe seine spannenden Seiten, er sei viel im Land herumgekommen und habe auch sein Bild der „Schwaben“ modifiziert. Ein Wanderer zwischen den Welten Die Feier wurde musikalisch umrahmt von dem Pianisten Rolf Schwoerer-Böhning, Lehrer an der Musikschule Markgräflerland, der zum Schluss als persönlichen Beitrag zur Ehrung für Stickelberger seine Eigenkomposition „Set your Sails“ spielte.