Von Claudia Bötsch Schliengen. Sie ist das Urgestein der Schliengener Grünen: 15 Jahre gehörte Christl Kuhn dem Gemeinderat an, bevor sie sich entschied, in diesem Jahr nicht mehr zu kandidieren. Sie war 1999 die erste und zunächst einzige Politikerin der Grünen gewesen, die ins Gremium einzog. „Ich wollte von Anfang an mitgestalten“, so die 56-Jährige. Wenngleich sie sich schon früh als „Einzelkämpfer“ gefühlt habe, bis in ihrer zweiten Legislaturperiode Heidi Schwarz-Schindler als zweite Grüne ins Gremium gewählt wurde. Sie habe in den vergangenen Jahren viel Engagement eingebracht. Nun sei es aber an der Zeit gewesen, „dass neue Leute dazukommen, die die grüne Politik in ihrem Sinne vertreten“. In der jüngsten Ratssitzung wurde Christl Kuhn gemeinsam mit den anderen ausscheidenden Gemeinderäten offiziell verabschiedet. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, der Verwaltung für die vielfache Unterstützung in den vergangenen Jahren zu danken, aber auch, um einen kleinen Appell an das neue Gremium zu richten: Sie wünsche sich einen „respektvollen Umgang, ein gutes Miteinander und mehr Offenheit, auch bei kontroversen Themen“, sagte sie. Zudem hoffe sie auf rege und sachbezogene Diskussionen in den öffentlichen Sitzungen. Kuhn hat die Grünen-Politik im Schliengener Gemeinderat maßgeblich geprägt. Am Herzen lagen ihr soziale und Umweltthemen, was zu Beginn jedoch auf Widerstand gestoßen sei. „Diese Themen wurden seitens des Bürgermeisters und der Mehrheit des Gemeinderats nicht als notwendig bezeichnet.“ Darum sei es nötig gewesen, eine breitere Öffentlichkeit dafür zu interessieren, etwa über Presseberichte. Anlässlich ihres Abschieds aus dem Gremium zog Christl Kuhn im Gespräch mit unserer Zeitung ein durchaus kritisches Resümee. „Ich finde es wichtig, vor einer Entscheidung, zum Beispiel über die bauliche Entwicklung von Schliengen, die Sachlage zu betrachten und das Pro und Kontra zu diskutieren. Und nicht nur, wie im Schliengener Gemeinderat häufig üblich war, die vorgefertigten Beschlussvorlagen mit den Pro-Argumenten des Bürgermeisters abzunicken“, sagt die 56-Jährige. Dadurch würden die Kompetenzen der Gemeinderäte zu wenig genutzt und die Bürger nicht zum Mitmachen animiert. „Üblich abzunicken“ Kuhn ist der Meinung, dass in Schliengen „von Seiten des Bürgermeisters und mit Unterstützung der Mehrheit der Gemeinderäte hauptsächlich machtpolitisch agiert wird“. Dies reiche bis hin zur persönlichen Abwertung. Besonders bei der Windkraftdiskussion sei es ihrer Meinung nach wichtig, „auf die Sachebene zurückzukommen und erst nach einer Windmessung und nach den Ergebnissen der Artenschutzgutachten zu entscheiden, ob und wo die Windkraftstandorte sein können“. „Die Art und Weise, wie in Schliengen Politik gemacht wird und wie Entscheidungen zustande kommen“, sieht sie als einen Grund dafür an, „warum sich immer weniger Bürger engagieren wollen“. Sie habe im Ratsrund eine Stimmung erlebt, die kritische Äußerungen unterbinde. „Wer kritisiert, wird diskreditiert“, sei ihre Erfahrung. Transparenz gegenüber dem Bürger sei für sie immer ein zentrales Thema gewesen. „Besonders über Veröffentlichungen in der Presse konnten auch kritische Themen wie Golfplatzerweiterung, Sozialarbeit, Solarenergie und Windkraft breiter diskutiert werden“, findet Kuhn. Hier hätten auch die Grünen Erfolge erzielt. „So konnte die Golfplatzerweiterung mit Hilfe von Landwirten und Naturschützern verhindert werden, die Stelle einer Sozialarbeiterin wurde auch auf Druck der Eltern und der Schule hin geschaffen“, sagt die 56-Jährige. Auch nach ihrer Zeit als Gemeinderätin will Christl Kuhn sich engagieren. Sie ist im Verein und in der Genossenschaft des „Bürgerwindrad Blauen“ aktiv.