„Mister Bürgeln“. Er hört diesen inoffiziellen Ehrentitel nicht gerne. Doch seine Verdienste um das „Kleinod des Markgräflerlandes“ sind unbestritten. Die Rede ist von Max Bliedtner. Er beendet nach 25 Jahren seine aufopfernde unentgeltliche Tätigkeit als Maler, Restaurier und Sanierer auf Schloss Bürgeln. Schliengen-Obereggenen. Vor nahezu 30 Jahren, 1987, arbeitete der Schliengener Malermeister mit offiziellem Auftrag erstmals auf Bürgeln. Dies ist den Aufzeichnungen Karl Mannhardts zu entnehmen. 37 Jahre lang, bis 2013, hatte der Schliengener Architekt ehrenamtlich die Baubetreuung dieser herrschaftlichen Anlage inne, die jahrhundertelang ein Verwaltungssitz, eine Propstei des Klosters Sankt Blasien war. Denkmalschutz und kulturelles Erbe Dass das Arbeiten in historischen Gebäuden eine Herausforderung ist, weil alte Bausubstanz und moderne Methoden in den Augen von Denkmalschützern nicht immer zusammenpassen, weiß Max Bliedtner. Nachdem er seine Liebe zu dem von Johann Peter Hebel besungenen Schloss entdeckt hatte, arbeitete er (seit 1992) ehrenamtlich für den Bürgeln-Bund. Dieser heute rund 550 Mitglieder zählende Verein ist seit 1920 Besitzer des Schlosses mit allen Rechten und Pflichten der betrieblichen Ausübung. Ehrenamtliche von zentraler Bedeutung Die Gemeinde Schliengen wiederum firmiert als Rechtsnachfolgerin der ehemals selbständigen Bürgler Bestandsgemeinde Obereggenen seit der Kommunalreform 1973 grundbuchmäßig als Eigentümerin der Anlage. Damit steht sie in der Pflicht, ihre historischen Gebäude als kulturelles Erbe der Gesellschaft zu erhalten. Im Falle Bürgeln ist Denkmalschutz aber nicht nur eine öffentliche Aufgabe, sondern auch eine private, weil vereinsgestützte Initiative. Staatlicherseits bezuschusst wird dabei nur der denkmalpflegerische Mehraufwand. Das sind jene Kosten, die über den ganz „normalen“ Unterhaltungsaufwand für ein (altes) Gebäude eh anfallen. Umso wichtiger ist das Engagement ehrenamtlich tätiger Architekten, Handwerksmeister, Baufachleute, Schlossgärtner, und Schlossführer. Sie minimieren den nicht geringen Kostenaufwand und sorgen für die notwendigen Einkünfte. Ohne dieses Engagement stünde das beliebte Ausflugsziel Bürgeln, der im 18. Jahrhundert errichtete Neubau des Schlosses heute, im 252. Jahr seines Bestehens, nicht so gut da. Bewahrung historischer Bausubstanz Daueraufgabe Einen wesentlichen Anteil an Erhalt und Pflege des Rokokoschlosses hatte in den vergangenen Jahren ein – in Abstimmung mit dem Schlossarchitekten – unermüdlich schaffender Max Bliedtner. Und der wusste ganz genau, nach welchen Regeln er zu arbeiten hatte. Die Verwendung von Dispersionsfarben in einem rund 250 Jahre alten Gebäude war für ihn stets ein Tabu. Mineralfarben mussten es sein, also natürliche Pigmente. Einfach drüber zu pinseln, das ging bei ihm auch nicht. Die alte Farbe musste runtergewaschen, der neue Malgrund systematisch in mehreren Schichten aufgebaut werden. Die Bewahrung historischer Bausubstanz ist eine Daueraufgabe. Zu Bliedtners reger, in barer Münze nicht aufzuwiegenden Tätigkeit gehörten viele handwerkliche Standards wie das wiederholte Ablaugen, Entrosten, Grundieren und Streichen von Türen, Toren, Pfeiler, Säulen, Fenstern und Lampen sowie von Innen- und Außenwänden in dem 56 Zimmer zählenden Anwesen mit seinen angrenzenden Ökonomiegebäuden, dem Gewächshaus und dem Schlossrestaurant, die Bürgler Unterkirche nicht zu vergessen. Aber auch hier war stets ein hohes Maß an Sachkenntnis und Stilempfinden gefragt. Dies nicht zuletzt auch beim Restaurieren von Möbeln, dem sich der Malermeister mit ganzer Hingabe widmete. Auch komplizierte Reißlack-Reparaturen, bei denen mit Ochsengalle gearbeitet werden muss, gehörten zu seinem Metier. Sachkenntnis und Stilempfinden All diese Fertigkeiten hatte Bliedtner sich in einer Zusatzausbildung „Denkmalpflege“ erworben, nachdem er seine Leidenschaft für den Erhalt geschichtlich bedeutsamer Baulichkeiten entdeckt hatte. Der viele Jahre für Bürgeln zuständige Denkmalpfleger Dr. Hans-Jakob Wörner, der 1982 völlig unerwartet in jungen Jahren starb, hätte an diesem talentierten Arbeiter, der sich auch auf Vergoldungen und Stuckarbeiten verstand, seine helle Freude gehabt. „Bewundert und geschätzt“ werde dieses verlässliche Wirken, sagte der Vorsitzende des Bürgeln-Bundes, Bürgermeister Werner Bundschuh, 2012 bei der Verleihung des „Schliengener Sonnenstücks“ an Max Bliedtner. Er vergaß nicht, die Unterstützung zu erwähnen, die Brunhilde Bliedtner ihrem Mann in all den Jahren gewährte. Und er verwies auch auf das, was es braucht, um eine solch verantwortungsvolle Tätigkeit auszuüben, nämlich Ruhe, Besonnenheit, Ausdauer, Einfühlungsvermögen und Begabung. Bei Wind und Wetter sei Max Bliedtner auf Bürgeln anzutreffen, sagte der Bürgeln-Bund-Vorsitzende vor fünf Jahren. Ein bloßer „Job“ sei das für ihn nie gewesen. Generationenaufgabe von unschätzbarem Wert „Von unschätzbarem Wert ist das, was Max Bliedtner während einer Generation für das Kleinod des Markgräflerlandes geleistet hat“, erklärt Bundschuh jetzt anlässlich des Ausscheidens „unseres Malermeisters“. An den Früchten seiner Arbeit, an seinen „Farben“ erfreuten sich jedes Jahr Tausende von Menschen. Bundschuh wörtlich: „Max Bliedtner hat auf Bürgeln bleibende Spuren hinterlassen. Wir sind ihm zu unendlichem Dank verpflichtet.“