„Klares Nein zu einem Mitteleggenen“, hieß es beim ersten informellen Treffen von fast 30 Bürgern am Kanonenplatz in Niedereggenen. Mit „Mitteleggenen“ ist ein anvisiertes Tourismusprojekt auf dem Sägewerkareal in Niedereggenen mit Wellnesshotel und einer Ferienwohnanlage für die Generation 50plus mit 100 Häusern gemeint (wir berichteten). Ein erstes Stimmungsbild haben nun die Bürger erhoben. Kritisiert wurde die Informationspolitik der Verwaltung. Von Jutta Schütz Schliengen-Niedereggenen. Die Bürger planen, künftig immer mittwochs um 19 Uhr am Kanonenplatz Flagge zu zeigen, Alternativen zu dem Vorhaben zu erörtern und sich gegenseitig über neue Entwicklungen auf dem Rother-Areal auf dem Laufenden zu halten. Investor will Pläne zu Ferienanlage vorstellen Bernhard Ströbele trat bei der Zusammenkunft ausdrücklich als „interessierter Einwohner“ und nicht in seiner Funktion als Ortsvorsteher auf. Man müsse fair sein zu Investor, Besitzerfamilie und Verwaltung, sagte er. Alles, was er heute mitteile, basiere auf frei zugänglichen Informationen aus Presse und Internet, fuhr er fort. „Ob man zum Projekt negativ oder positiv steht – wir alle sind uns darin einig, dass wir das Beste für das Tal wollen, sagte er. Timo Hemmer erwähnte, dass Investor Kurt Sarstrup das Projekt der Ferienwohnanlage der Bevölkerung gerne zusammen mit der Verwaltung noch vor Pfingsten darlegen würde. „Von Bürgermeister Werner Bundschuh kommt die Auskunft, dass dies wegen einer Terminüberschneidung erst nach Pfingsten stattfinden kann“, berichtete Ströbele. Ströbele legte die Fakten dar. Für das Sägewerkgelände existieren drei Bebauungspläne. Dort, wo Halle und Haus stehen, ist ein klassisches Baugebiet möglich. Eine zweite Teilfläche ist als Gewerbegebiet eingeordnet. Eine dritte Fläche ist weder Baugebiet noch Fläche für Gewerbe – das ist ein Holzlagerplatz, der kurzfristig nach dem Sturm „Lothar“ angelegt wurde. Hier wäre auch eine „Renaturierung“ in Form einer Neuanlage von Äckern oder Obstbaumanlagen möglich, so wie das mal geplant war. Eine Bedarfserhebung, die anderen Planungen vorausgeht, liegt für das Gelände noch nicht vor. Die meisten Anwesenden hatten nicht grundsätzlich etwas gegen eine kleinere Ferienwohnanlage. Ausnahmslos alle aber kritisierten die projizierte Größe und die Bevorzugung der Altersgruppe „50plus“. Kritik an Infopolitik der Verwaltung Der Verwaltung und dem Gemeinderat wurde vorgeworfen, Informationen für die Bürger unter dem Deckel zu halten: „Es kann doch nicht sein, dass solche für das Tal wichtigen Projekte im Hintergrund verhandelt werden, ohne die Bürger vorab in Entscheidungen mit einzubeziehen“, meinte Jürgen Keim und verwies auf das Vorgehen beim Funkmast am Steinenkreuzle (wir berichteten). Auch hier seien die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt worden. „Windräder am Blauen werden bekämpft, aber ein riesiges Feriendorf mitten in einem naturnahen und gewachsenen Tal, das geht auf einmal“, schlugen drei Diskussionsteilnehmer in die gleiche Kerbe. „Wollen keine vollendeten Tatsachen“ Rolf Schulte-Oestrich und Anja Messerschmitt fragten nach den Ausgleichsmaßnahmen und gaben zu bedenken, dass sich bei diesem Tourismusprojekt auch die Verkehrsdichte zum Negativen verändern würde. „Die Gemeinde wollte uns drei Jahre lang keine Hühnervoliere genehmigen, aber so ein Megading, das wäre interessant, bringt ja auch mehr Geld als Hühnereier“, äußerte sich Familie Hug sarkastisch. Ronald Guth überlegte, dass Leute, die „viel Geld für Ruhe zahlen, sicher keinen Traktorenlärm unserer Landwirte wollen“. Für die Zielgruppe fehle das kulturelle Angebot komplett, glaubte eine Mutter. Die Infrastruktur mit Straßen, Leitungen, Parkplätzen sei überfordert, fand ein Landwirt. Womit man bei den Alternativen angelangt war: Eine Wohnbebauung für Familien und einen Teil des Geländes als Obstanlagen oder Streuobstwiesen renaturieren, das konnten sich die Bürger vorstellen; eventuell auch ein kleines Feriendorf. Eine Forderung ging an Bürgermeister Bundschuh. „Er wurde von uns Bürgern gewählt, er soll uns Bürger auch zuerst informieren, bevor hier weitergeplant wird“, sagte ein Mann.