Schliengen Kunst, die berührt und nachwirkt

Weiler Zeitung
Die Mitglieder des Kunstforums Schliengen: (v.l.) Sonia Itten, Jochen Böhnert, Annette Hollenwäger und Brigitte Rosenthal Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Kunstforum: Sonia Itten, Annette Hollenwäger, Jochen Böhnert und Brigitte Rosenthal zeigen ihre Werke

Von Dorothee Philipp

Zur Eröffnung seiner dritten Jahresausstellung lud das Kunstforum Schliengen ins Wasserschloss Entenstein ein.

Schliengen. Drei Ausstellungen mit Arbeiten der unterschiedlichsten Künstler haben Sonia Itten, Annette Hollenwäger, Jochen Böhnert und Brigitte Rosenthal in diesem Jahr in Schliengen schon auf die Beine gestellt und damit dem Publikum ein breites Spektrum qualitätvoller Kunst geboten. Jetzt zeigen die vier eigene Arbeiten aus neuerer Zeit. Die Ausstellung „KuFo3“ präsentiert damit nicht nur vier prägnante Künstlerpersönlichkeiten mit jeweils ganz unterschiedlichen Vorgehensweisen, sondern vermittelt auch eine kreative Dynamik und höchste künstlerische und handwerkliche Qualität, die keine Abstriche duldet.

Kunst spielt sich zwischen Werk und Betrachter ab

Dass die Vernissagen des Kunstforums immer so gut besucht sind, liegt auch an der mitreißenden Art, mit der Sonia Itten das Publikum für eigene Entdeckungen begeistern kann. An diesem Sonntagnachmittag lernte man wieder eine ganze Menge. Und wer möchte nicht gerne mal eine „Lizenz zum Spinnen“ ausprobieren? Kunst muss berühren, Gedankenprozesse anstoßen, sie lebt nicht von oberflächlichen Gags, sondern spielt sich zwischen Werk und Betrachter ab, wirkt nach. Dabei dürfen auch Mehrdeutigkeiten stehen bleiben.

Annette Hollenwäger spürt derzeit dem Thema „Lebenslinien“ nach. Auf ihren meist großformatigen Bildern schafft sie eine Atmosphäre, in der sich lineare Prozesse entwickeln, die als Kanten, Striche oder Abgrenzungen zweier Farbflächen hervortreten. Sie lädt die Betrachter ein, aus diesem Kosmos eigene Erinnerungen und Eindrücke als Lebenslinien herauszulesen. Ihre neue Schaffensperiode ist zudem gekennzeichnet durch einen virtuosen Einsatz von Blautönen.

Sonia Itten setzt sich mit Fundstücken archäologischer Grabungsorte in Italien und Griechenland auseinander. Die Oberflächen ihrer Bilder sind schrundig und rau, sie arbeitet mit Farbe und Gesteinsmaterial: „Sie fließen, bilden grobe Aufbrüche, Kratzer oder Wunden, glätten sich wieder...verschütten Inhalte und manchmal geben sie Teile davon wieder frei“, sagt die Künstlerin selbst über ihre Annäherung an die Menschheitsgeschichte.

Als Transportmittel in die vergangenen Zeiten und Räume dienen assoziationsreiche Titel wie „Narciss im Echoraum“ und „Fundgrube für alte Träume“. Große Namen der griechischen Sagenwelt wie Achilles oder Kassandra weisen den Weg zu den alten Mythen der Menschheit.

Entdeckungsreise durch Farben und Formen

Brigitte Rosenthal, seit dem Frühjahr neu im Gremium des Kunstforums, überrascht mit neuen Filzarbeiten, die zeigen, welchen unerschöpflichen Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten ihre „Entdeckungsreise durch Farben, Übergänge, Formen, Strukturen“ zu Tage fördert. Direkt in die Welt der Märchen hinein scheint ihre „Robe für einen kleinen König“ zu weisen, ein rätsel- und zauberhaftes kleines Kleidungsstück mit noppenartigen Ausstülpungen in zarten Graublau-, Rosa- und Petroltönen. Gleich daneben das noch geheimnisvollere Objekt „Reife“. Die Samenkapsel einer riesigen Pflanze? Ein Fossil? Eine augenlose Maske? Ein Kultgegenstand? Hier passiert viel zwischen Kunstwerk und Betrachter.

Wie die großen Meisterwerke der Antike

Jochen Böhnert hat die Technik für seine Metallskulpturen weiter entwickelt. Er arbeitet nach wie vor mit Fundstücken, lässt diese aber ihren eigenen Ausdruck finden. Der auf den ersten Blick durch seine dünne, verwitterte Struktur fragil wirkende Torso entstand aus einem überfahrenen Ölkanister, der lange am Straßenrand vor sich hingerostet ist. Die Form, die Böhnert ihr jetzt gegeben hat, spricht eine zeitlos gültige Sprache, wie die großen Meisterwerke der Antike.

Kraftvoll und sofort präsent ist der Löwenkopf mit einer martialisch wirkenden Mähne aus rostigen, gebrauchten Nägeln. Der intensive Blick des Löwen kommt von zwei dunklen Pupillen, die Böhnert aus Kugellager-Kugeln gebildet hat.

Die Vernissage umrahmte der Lieler Musiker Frank Mehlin mit sphärischer Musik aus einem Original-Didgeridoo.

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