Der Immobilienmarkt ist komplett leer gefegt – besonders in den Gemeinden entlang der Rheinschiene. Der Anschluss an den Öffentlichen Personennahverkehr sowie Einkaufsmöglichkeiten und kurze Wege zu Kindergärten, Schulen und zum Arzt, das ist das, was alle suchen, die bauen, ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder mieten wollen. Von Jutta Schütz Schliengen/Bad Bellingen. Stichwort Miete: „Hier läuft fast gar nichts mehr. Ist eine Wohnung frei, die sich von der Größe her noch für eine Familie eignen könnte, dann geht sie unter der Hand weg, bei uns Maklern landet die bestimmt nicht mehr“, berichtet Helmuth Seiter, dessen Immobilienagentur in Kandern liegt, der sich aber vom Angebot her mittlerweile verstärkt auf Schliengen, Bad Bellingen, Efringen-Kirchen und Binzen konzentriert. „Für junge Familien oder Alleinerziehende ist es aussichtslos“, weiß Helmuth Seiter. Es genügt auch ein Blick auf die verschiedenen Internetportale, in die Wohnungsmarktanzeigen der Oberbadischen oder auf Schwarze Bretter in den Supermärkten: Wer den Eindruck hat, dass die Preise, was mieten, bauen und kaufen angeht, nur nach oben gehen, liegt nicht falsch. Eine Ein-Zimmer Wohnung in Bad Bellingen ist meistens nur noch für rund 500 Euro warm zu haben. Eigentumswohnungen mit rund 60 Quadratmetern und zwei Zimmern kosten sowohl in Schliengen als auch in Bad Bellingen von 160 000 Euro an aufwärts. Das sind umgerechnet auf DM-Zeiten 320 000 Mark. Vor rund 15 Jahren waren das Normalpreise für ein ganzes Haus. Dann gibt es bei Neubauten noch die Tiefgaragenstellplätze – auch für sie können locker rund 15 000 Euro fällig werden. Die „Gesuche“ auf dem Wohnungsmarkt, egal, ob es sich um die Suche nach Mietwohnungen oder die nach Baugrundstücken oder Häusern handelt, überwiegen die „Angebote“ bei weitem. Mehr als 100 Anfragen für 50 Bauplätze Bad Bellingens Hauptamtsleiter Hubert Maier kann davon ein Lied singen. Für die rund 60 Bauplätze, die es in Bad Bellingen im Baugebiet Hofstraße II zu kaufen geben wird, hatte er binnen kürzester Zeit mehr als 100 Anfragen. In Schliengen werden etwa über das Immobilienbüro Ponkratz und Lehmann gerade Doppelhaushälften mit Carport und rund 120 Quadratmetern auf einem Minigrundstück zu rund 434 000 Euro angeboten. Ältere Häuser sind manchmal billiger, größer und haben ein größeres Grundstück, auch dies kann man auf der Internetseite von Ponkratz und Lehmann sehen. Hier müssen Käufer aber häufig mit hohen Renovierungskosten rechnen. Wer Handwerker-Auftragsvergaben der Gemeinden Schliengen und Bad Bellingen verfolgt hat, ist darüber informiert, dass diese auch wesentlich mehr kosten als noch vor fünf Jahren. Erschwerte Bedingungen bei Kreditvergabe Die Europäische Union hat die Vergabe von Krediten seit diesem Jahr erschwert. Insbesondere junge Menschen, die im Beruf stehen, aber nur einen befristeten Vertrag haben, bekommen das zu spüren. „Es ist jetzt schon so, dass Banken nicht mehr gefühlt jedem einen Kredit geben, so wie das noch vor einem Jahr war“, überlegt Seiter. Er beobachtet, bezogen auf Bad Bellingen und Schliengen immer noch, dass die älteren Menschen Richtung Bad Bellingen eine Wohnung oder ein Haus suchen, während Familien sich nach Schliengen orientieren. Ältere Leute suchen vor allem ebenerdige Wohnungen, Familien hätten gerne einen Balkon oder größeren Garten, gibt Seiter weiter. Gewinner sind die Vermieter und Verkäufer, die in den Kernorten etwas anzubieten haben. „Liel, Niedereggen und Obereggenen sind trotz ihrer schönen Lage wegen der fehlenden Einkaufsmöglichkeiten weniger gefragt, aus demselben Grund müssen auch Hertingen, Bamlach und Rheinweiler zurückstehen“, sagt Seiter. Gesetzliche Vorschriften machen das Bauen teuer Die Makler sind sich einig darüber, dass der Staat viel zu hohe Hürden für den Bau von Häusern errichtet hat. Die Ausweisung von Baugebieten ist kompliziert. Bei älteren Häusern ist der Energieausweis oft eine hinderliche „Lachnummer“, sagt Seiter. Der Erwerb eines denkmalgeschützten Hauses kann ein Traum oder ein Alptraum sein. Über die mittlerweile ausufernden Brandschutzvorschriften beklagen sich nicht nur die Gemeinden. Tatsache ist, so die Makler, dass in den letzten Jahren zu wenig gebaut wurde, besonders am Markt für preisgünstige Mietwohnungen tat sich nichts. Für Verkäufer aber gibt es auch eine Grenze: „500 000 Euro für ein Einfamilienhaus ist das Oberste, was gezahlt wird. Darüber hinaus wird der Luftraum eng“, sagt Seiter. Doch das ist 30 Prozent mehr, als vor fünf Jahren noch in Bad Bellingen und Schliengen für ein Haus gezahlt wurde. Für Neubauten wünschen sich Eigentümer mittlerweile große Wohnzimmer und insgesamt mehr Platz, zwischen 130 und 150 Quadratmetern. Eigentumswohnungsgrößen liegen für drei Zimmer bei 80 Quadratmeter, für vier Zimmer bei 105 Quadratmeter. Schweizer Arbeitsmarkt ist Preistreiber Ein Quadratmeter Bauland in Schliengen kostet rund 220 Euro, in Bad Bellingen sind es 220 bis 250 Euro. Die Teilorte sind billiger, hier stehen die Preise bei rund 180 Euro pro Quadratmeter. Bei Neubaugrundstücken sind nicht nur aufgrund der Preise kleine Größen und da 400 bis 500 Quadratmeter gewünscht. Denn: „Viele junge Menschen wollen nur noch einen kleinen Garten, die großen Gärten sind nicht mehr so gefragt“, weiß Seiter. Ob es jemals wieder billiger wird" Solange der Arbeitsmarkt in der Schweiz da ist, wird es teuer bleiben in der Region, ist Seiter sicher.