Von Claudia Bötsch Schliengen-Liel. Jahrhundertealte Bücher und Schriften, ein Reliquienschrein und vieles mehr: Beim Tag des offenen Denkmals in der Lieler Kirche St. Vinzenz gab es gestern zahlreiche Schätze zu bestaunen. Verknüpft war die Veranstaltung mit der Feier zum 550-jährigen Bestehen des Kirchturms in seiner jetzigen Form. Auf großes Interesse bei den Besuchern stieß das kleine Kirchenmuseum, das rund 40 Objekte umfasste. Darunter fanden sich auch einige der ältesten Lieler Kirchendokumente. Ausgestellt wurden liturgische und kultische Gegenstände aus vergangenen Jahrhunderten, die von der Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde erzählen. Die meisten dieser Gegenstände waren bei der Innenrenovation wiederentdeckt worden. Sie hatten teils viele Jahrzehnte in Schränken oder auf dem Speicher gelagert. Darüber hinaus gab es zum Beispiel auch das Vortragekreuz zu sehen, das heute noch bei feierlichen Gottesdiensten oder Prozessionen verwendet wird und aus der späten Gotik stammt. Einen besonderen Wert bekam die Ausstellung durch die informativen Begleittexte, die zu jedem Objekt verfasst wurden und die Besucher über die Hintergründe informierten. Organisiert wurde der Denkmaltag vom Förderverein Lieler Dorfkirche unter Federführung seines Vorsitzenden Siegfried Thoma. Er hatte auch den Großteil der Recherche für das Kirchenmuseum übernommen. Angeboten wurden gestern auch Führungen, die ebenfalls Siegfried Thoma übernahm. Da der bundesweite Aktionstag unter dem Motto „Farbe“ stand, wurde schwerpunktmäßig über die mittelalterlichen Fresken in der Grabkapelle der Freiherren von Baden informiert. Das noch recht gut erhaltene Fresko über der Grabnische gilt als die größte Kostbarkeit in der Kapelle. Es stammt etwa aus dem Jahre 1410 und zeigt drei Frauengestalten, die Gefäße mit Öl und Balsam in den Händen tragen und am Morgen der Auferstehung zum Grab Jesu gehen. Während die Fresken, die auf Nasskalk aufgetragen wurden, heute noch gut zu erkennen sind, sind die Bilder, die auf trockenen Putz aufgetragen wurden, schon stark verblasst. In diesem Zusammenhang wurden auch Kopien ausgestellt von Zeichnungen, die Künstler vor gut 100 Jahren angefertigt hatten – als die Fresken Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt wurden. Der Tag des offenen Denkmals bot auch ganz neue Einblicke an Orten, die für den normalen Gottesdienstbesucher nicht zugänglich sind. So bestieg Siegfried Thoma mit interessierten Besuchern auch die steilen Treppen des Kirchturms. Wer wollte, konnte sogar die Leiter zum Glockenstuhl erklimmen und einen direkten Blick auf das eindrucksvolle Läutinstrument werfen. Die Lieler Glocken sind übrigens aus Stahl, „denn die früheren Bronze-Glocken sind in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs verschwunden“, wie Thoma informierte. Bronze war ein wichtiges Kriegsmaterial. Aus Angst vor einem weiteren Krieg hätten sich die Lieler darum bei der Neuanschaffung für Stahlglocken entschieden, so Thoma. Umrahmt wurde der Tag des offenen Denkmals, der mit einem Festgottesdienst von Pater Marian Rybak eröffnet worden war, von einem geselligen Rahmenprogramm mit Essen und Trinken. So hatte der Förderverein ein Zelt vor der Kirche aufgebaut. An einen kleinen Frühschoppen schloss sich ein Mittagessen an. Der Pfarrgemeinderat servierte verschiedene Suppen. Zudem bot der Förderverein noch Kaffee und Kuchen an.