Dann geht es hinunter in die Tiefen des Kellers, wo vor noch nicht allzu langer Zeit ein Stützpfeiler und das Gewölbe der ehemaligen Unterkirche gefunden wurden. Der Ritter von Kaltenbach erkaufte sich mit seiner Schenkung an die Kirche ein besonders behagliches Plätzchen im Himmel, nicht ungewöhnlich in jener Zeit. Der schenkungsfreudige Adel stand vor den Pforten von St. Blasien geradezu Schlange: über 50 Urkunden und zahlreiche Stifterbilder berichten vom rasant wachsenden Reichtum des Benediktinerklosters.
Hartig erinnert daran, dass es Benediktinermönche waren, die die Rezepturen für den Bénédictine, eine der begehrtesten Likörspezialitäten Frankreichs, entwickelt haben. Wie damals wohl der Wein geschmeckt hat? Nicht zu vergleichen mit heute, darin sind sich alle einig. Oft auch benutzt, um eventuell verkeimtes Wasser genießbar zu machen.
Auch der richtige Weinkeller, in dem vermutlich auch Aloys Mader seine Fässchen lagerte, wird besichtigt: Hier hört man Schauriges aus den Bauernkriegen, von einer zur Drohung an St. Blasiens Türpfosten genagelten Hand eines Rebellenführers und von der Goldenen Sau zu Kandern, aus der man beim Begrüßungstrunk tiefe Züge nehmen konnte.
Oppenheimer fünf Meter in die Tiefe gestürzt
Hatte der große Soziologe Franz Oppenheimer vielleicht auch einen Zug zu viel aus dem Becher genommen, als er auf Bürgeln bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Beobachten der Gestirne, über eine Gartenmauer fünf Meter in die Tiefe stürzte?
Dann geht es wieder treppauf und weiter durch die eleganten Zimmerfluchten des Südflügels, in den Salon, wo sich früher die bescheidene Gastwirtschaft der Brenners befand, die vor der Ära Gleichenstein und Sichler hier müde Wanderer und Spaziergänger verköstigte. Und wann sitzt man schon einmal mit dem vollen Weinglas in der Hand in einer Kirchenbank? Andächtig gehen in der Kapelle die Blicke nach oben zum ovalen Deckengemälde mit der Taufe Jesu. Jetzt ist die rechte Zeit, das Thema Messwein zur Sprache zu bringen. Und bald ist man auf dem Weg zur letzten Station, dem Bildersaal, wo Hartig einige der wichtigsten „Promis“ von dermaleinst vorstellt, unter ihnen auch der edle Großherzog „Karlfrieder“.
Bürgeln zu voller Blüte gebracht
Der kunstsinnige Fürstabt Martin Gerbert war es, der Bürgeln zu voller Blüte brachte, die Sparkasse Bonndorf gründete, um den Juden nicht völlig das Finanzgeschäft zu überlassen und der Familie Roth am Schluchsee das Gasthaus abkaufte und daraus eine Brauerei machte.
Ausklang im Foyer: Mit Hebels „Abendlied“ beschließt Hartig die kurzweilige und spannende Runde durch das Schloss.