Schliengen Trauer um Schliengens Mutter Teresa

Weiler Zeitung
Schliengens Ehrenbürgerin Elisabeth Vomstein, hier mit Bürgermeister Werner Bundschuh, bei der Feier ihres 95. Geburtstags. Die Lepraärztin ist jetzt im Alter von 100 Jahren in einem Freiburger Seniorenstift gestorben. Foto: Archiv Foto: Weiler Zeitung

Nachruf: Lepraärztin und Ehrenbürgerin Dr. Elisabeth Vomstein ist im Alter von 100 Jahren gestorben

Sie hat ihr Leben den Ärmsten der Armen gewidmet: Im Alter von 100 Jahren ist Lepraärztin und Schliengens Ehrenbürgerin Dr. Elisabeth Vomstein gestorben. Über ein halbes Jahrhundert lang hat sie in Südindien gewirkt und sich für die Kranken und von der Dorfgemeinschaft Verstoßenen eingesetzt. Sie hinterlässt ein beeindruckendes Lebenswerk.

Schliengen (boe). „Die Gemeinde Schliengen verliert eine große Persönlichkeit, eine großartige Frau und beispielhafte Bürgerin“, bedauert Bürgermeister Werner Bundschuh. Er selbst hat Elisabeth Vomstein zweimal in Indien besucht. 2009 hat er sie zusammen mit dem damaligen Pfarrer Jan Pieper in Indien abgeholt, um sie in die Heimat zu begleiten. Seitdem wohnte sie in einem Seniorenstift in Freiburg.

1960 war die Ärztin aus dem Markgräflerland nach Indien gezogen, 1961 übernahm sie die Leprastation im südindischen Settipatty, die sie mit dem Deutschen Aussätzigen-Hilfswerk kontinuierlich ausbaute. Die Gegebenheiten waren denkbar schwierig: So fungierte als „Sprechzimmer“ in den Dörfern oft der Schatten eines Baumes, unter dem sie pro Vormittag bis zu 400 Lepra-Patienten behandelte. Erschwerend hinzu kamen das heiße feuchte Klima, die unvorstellbare Armut und die Hoffnungslosigkeit der Kranken.

Elisabeth Vomstein engagierte sich indes nicht nur in der Behandlung der Kranken, ihr ging es auch um die flächendeckende Aufklärung der Bevölkerung und um die Schulbildung der Kinder, die Chancen auf ein besseres Leben eröffnen sollte.

Ihr Wirken in Settipatty wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem 1983 mit der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Sie erhielt auch das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und das Große Verdienstkreuz. Zudem wurde sie 1997 vom Internationalen Frauenverein zur „Frau des Jahres“ gewählt. Schliengen würdigte ihren selbstlosen Einsatz 1996 mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts – der höchsten Auszeichnung der Gemeinde. Bürgermeister Bundschuh würdigte Vomstein in seiner Laudatio damals als „Schliengens Mutter Teresa“.

Elisabeth Vomstein, die aus Mauchen stammt, ist im Alter von 44 Jahren nach Indien aufgebrochen. „Sie hat die Not und das Leid gesehen“, und sei ihrem inneren Antrieb gefolgt, den schwer kranken Menschen zu helfen, so Bundschuh. Sie habe den größten Teil ihres Lebens in der ärmsten Region Indiens verbracht, auf das Anhäufen von Reichtümern verzichtet und geholfen, die Nöte der Ärmsten der Armen zu lindern. Mit der Unterstützung vieler freiwilliger Helfer habe sie ein Lebenswerk 11 000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat aufgebaut.

In ihrem jahrzehntelangen Wirken hat Vomstein die Leprastation in Settipatty auf- und ausgebaut und aus einer armseligen Behausung ein modernes Lepra-Krankenhaus mit Außenstationen, Werkstätten und Fortbildungseinrichtungen geschaffen.

Unterstützung gab es auch aus der Heimat. 1964 wurde der Verein „Hilfswerk Schliengen-Mauchen für die Leprastation Settipatty“ gegründet, der insgesamt 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern generierte. Dieser wurde 2014 aufgelöst, weil sich die Klinik, die aus den bescheidenen Anfängen entstanden ist, inzwischen selbst trägt. Das Behandlungsspektrum des Krankenhauses wurde zwischenzeitlich auf Malaria, Tuberkulose und Orthopädie (nach Polioerkrankungen) erweitert.

Die Leitung des Krankenhauses hatte Elisabeth Vomstein 1999 an Schwestern des St.-Joseph-Ordens abgegeben. Mit über 80 Jahren hatte sie damals mit dem leitenden Arzt von Settipatty noch einmal ein neues Projekt in Angriff genommen: Für die Region Mettur und die Stadt Salem gründete sie das Hilfswerk ACWERK. Es kümmert sich vor allem um die Unterprivilegierten und hat für die vielen Analphabeten unter den arbeitenden Kindern und Erwachsenen eine Abendschule in Mettur und in Salem eingerichtet. Es werden auch Ausbildungen in einfachen handwerklichen Berufen angeboten. Auch diese Pionierarbeit war erfolgreich: Entstanden ist ein Zentrum mit Behandlungsräumen, Labors und Schulungszentren, die die medizinische Versorgung in dieser Region stetig verbessern.

Der Termin für die Beerdigung steht noch nicht fest.

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