Schliengen WG Schliengen will neu durchstarten

Weiler Zeitung
Stoßen auf die Zukunft der WG an (v.l.): Vorstandsvorsitzender Hans Lämmlin, Karl-Friedrich Seywald, der künftig die Geschäfte leiten wird, und Siegfried Ernst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der WG. Foto: Claudia Bötsch Foto: Weiler Zeitung

Neuausrichtung: Anschluss an Wein-Allianz / Vertriebskooperation / Seywald leitet die Geschäfte

Von Claudia Bötsch

Nach heftigen Turbulenzen hat die Erste Markgräfler Winzergenossenschaft Schliengen-Müllheim eine „Trendwende“ eingeläutet: Das war der Tenor des gestrigen Pressegesprächs, bei dem die Verantwortlichen die Neuausrichtung des Betriebs vorstellten.

Schliengen. Von zentraler Bedeutung ist dabei der Anschluss an die Wein-Allianz – sie ist die größte überregionale Vertriebskooperation von Winzergenossenschaften und Weingütern in Deutschland und Marktführer für Weine in Erzeugerqualität.

Die Schliengener WG wird zum 1. Oktober als Gesellschafterin beitreten. Im Zuge dessen soll auch die Geschäftsstruktur der WG neu aufgestellt werden. So sollen künftig große Teile des Geschäftsbetriebs in Kooperation mit den anderen Winzergenossenschaften in der Wein-Allianz organisiert werden. „Dies bedeutet, dass Vertrieb und Verwaltung durch die Wein-Allianz organisiert und bearbeitet werden“, machten die Verantwortlichen deutlich.

Die Allianz biete ein „sehr gutes Fundament und Rüstzeug“, meinte Siegfried Ernst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der WG. Die WG bekomme in diesem Zusammenhang auch ein komplett neues EDV-System und damit ein „papierloses Büro“.

Es gehe vor allem um „Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung“, betonte Karl-Friedrich Seywald, der künftig federführend die Aufgaben der Geschäftsführung übernehmen wird. Allerdings wird er kein klassischer WG-Geschäftsführer sein wie es etwa auch sein Vorgänger Wolfgang Grether war, der bis zu seiner fristlosen Kündigung mehr als 20 Jahre die Geschicke der WG als geschäftsführender Vorstand leitete. Seine Kompetenzen werden enger gesteckt sein, und auch das Anstellungsmodell ist verändert.

Seywald war seit 2013 Innendienstleiter bei der WG Schliengen. Er wird künftig über die Wein-Allianz geschäftsleitende Tätigkeiten für die WG Schliengen-Müllheim übernehmen, dazu wird ein entsprechender Dienstleistungsvertrag geschlossen. „Wir sind sehr glücklich, dass wir die Personalie so lösen konnten“, betonte Ernst, der mit Blick auf die Vergangenheit meinte: „Wenn alles auf eine Person zugeschnitten ist, birgt das auch Gefahren.“ Seywald soll insbesondere „den Transformationsprozess einleiten und begleiten“. Ziel sei, die wirtschaftliche Struktur innerhalb der WG zu stärken, die Geschäftsabläufe zu optimieren und den nationalen Vertrieb flächendeckend zu forcieren.

Nach der fristlosen Kündigung von Grether im Mai habe man „alles auf den Prüfstand gestellt“, so Ernst, vom Sortiment bis zu den Arbeitsabläufen. Die Stärken und Schwächen des Betriebs seien analysiert worden. Schon jetzt habe man entscheidende Weichen für die Zukunft gestellt, und es sei einiges verschlankt worden. „Effizienzsteigerung ist das obere Ziel“, meinte Seywald. Unter anderem soll das Badische Weinhaus in der Schweiz aufgelöst werden.

Wichtig sei vor allem, dass man den Winzern bei der Hauptversammlung im November wieder eine bessere Perspektive aufzeigen könne. Was das Traubengeld angehe, „sind wir zuversichtlich, dass es wieder deutlich nach oben geht“, meinte Seywald.

Nach einem katastrophalen Auszahlungspreis von 5000 Euro peile man an, in zwei Jahren wieder bei mehr als 9000 Euro anzugelangen. 2012 lag das Traubengeld noch bei 10 000 Euro pro Hektar. „Danach ging es bergab“, meinte Vorstandsvorsitzender Hans Lämmlin.

Damit einher geht auch die Hoffnung, dass einige Winzer, die ihre Rebflächen gekündigt haben, nun vielleicht doch nicht der WG den Rücken kehren. Zum 30. Juni zählte die WG noch 330 Hektar – weitere 70 Hektar wurden auf die nächsten zwei Jahre gekündigt.

Die WG sei jedenfalls wirtschaftlich stabil, blickte Ernst zuversichtlich in die Zukunft. Rückenwind gebe auch, dass die Stimmung unter den Winzern wieder besser sei. Dieses Bild habe sich zumindest bei den Mitgliederversammlungen in dieser Woche ergeben, in denen die Winzer über die neuen Entwicklungen informiert wurden.

Derweil läuft der Rechtsstreit zwischen WG und Grether weiter. Der fristlos gekündigte Geschäftsführer hat bekanntlich Klage beim Landgericht eingereicht. Man sei nach wie vor an einer außergerichtlichen, gütlichen Einigung interessiert,“ machte Ernst deutlich. Einen langjährigen Rechtsstreit wolle man auf jeden Fall vermeiden.

Für die Pressemitteilungen der WG, in denen Vorstand und Aufsichtsrat schwere Vorwürfe gegen Grether erhoben, habe es durchaus auch Kritik gegeben, bestätigte Ernst. „Einmal muss man aber richtig Reine machen und alles auf den Tisch packen.“ Erst dann könne ein Neuanfang wirklich gelingen und man könne „neu durchstarten“, ist der stellvertretende Vorstandsvorsitzende überzeugt.

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