Schliengen Ziel: Wildunfälle verhindern

Weiler Zeitung
Die Jagdpächter Georg Schäfer (l.) und Achim Müller an der Messanlage am Schliengener Berg mit Barry, Luigi und Jule und dem Rest eines von einem Auto getöteten Rehbocks Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Messungen: Jäger fordern Warnanlage für Schliengener Berg / Langzeitversuch läuft

Von Dorothee Philipp

Am Schliengener Berg gibt es immer wieder Wildunfälle. Allein im Jagdjahr 2016/17 zählten die Jagdpächter 35 tote Tiere, vor allem Dachse, Füchse, Rehe und Wildschweine. Ein deutlicher Ausreißer nach oben in der Statistik der Wildunfälle im Kreis Lörrach. Der Grund: Über die B 3 verläuft an dieser Stelle ein überregional bedeutsamer, etwa 1000 Meter breiter Wildkorridor, der die Vorbergzone mit der Rheinaue verbindet.

Schliengen. Die bis nahe an die Straße heranreichenden Büsche bieten den Tieren Versteckmöglichkeiten. Wegen der lang gezogenen Kurve im sensiblen Bereich fehlt der größere Überblick über die Strecke. Jetzt soll ein mehrere Monate dauernder Langzeitversuch mit Messungen aller Bewegungen von Wild und Kraftfahrzeugverkehr Daten liefern, mit denen die Jäger ihre Forderung nach einer Wildwarnanlage untermauern wollen. Das Projekt ist Teil eines Maßnahmenkatalogs zur landesweiten Biotopvernetzung „MOBIL“, für die das Markgräflerland als Modellregion ausgewählt wurde. An „MOBIL“ beteiligt sind Nabu, Regierungspräsidium Freiburg, Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, Trinationales Umweltzentrum, die Städte Neuenburg am Rhein, Weil am Rhein und Lörrach sowie Forst BW.

Der schwarze Kasten am Straßenrand, installiert von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg in enger Abstimmung mit den zuständigen Straßenbaubehörden von Regierungspräsidium, Landkreis und Gemeinde, steht noch bis zum Herbst. Dann sollen die Daten ausgewertet werden. Verkehrsrechtliche Konsequenzen haben die Messungen für die Autofahrer nicht. Dabei käme einiges an Bußgeldern zusammen, sagen Achim Müller und Georg Schäfer, Jagdpächter im fraglichen Revier. Mit 164 Stundenkilometern raste ein Auto erst vor wenigen Tagen an der Messstelle vorbei. 440 Euro Bußgeld, ein zweimonatiges Fahrverbot und zwei Punkte in der Verkehrssünderkartei wären da fällig gewesen. Doch es hätte noch schlimmer kommen können: ein Wildtier auf der Straße und es hätte Tote geben können.

Rasen ist am Schliengener Berg offenbar Volkssport: Ein Drittel der gemessenen Fahrzeuge habe deutlich über 100 Sachen drauf gehabt, berichten die Jäger. Auch bergauf. Doch ihr Vorstoß, das Schild mit Tempolimit 70 von seinem jetzigen Standpunkt kurz vor der Ortseinfahrt ein Stück weiter nach Süden zu versetzen, sei bei den Behörden auf taube Ohren gestoßen. Auch die rund 80 blauen Reflexionsstrahler, die die Tiere vom Überqueren der Fahrbahn abhalten sollen, wenn ein Scheinwerfer darauf fällt, haben nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Zudem wurden die Strahler immer wieder bei Mäharbeiten oder der Reinigung der Leitpfosten beschädigt. Deswegen jetzt der Versuch mit der Wildwarnanlage.

Rennt ein Wildtier ins Auto, seien die Fahrer auf jeden Fall verpflichtet, den Unfall zu melden. Auch wenn das Tier das Weite sucht, kann es später an seinen möglichen Verletzungen qualvoll zugrunde gehen. Müller berichtet vom Skelett eines Rehbocks, das er durch Zufall im dichten Gestrüpp am kleinen Bachlauf unweit der Straße am Schliengener Berg gefunden hat. „Das Tier ist elendiglich verendet und kann schon zwei Jahre dort gelegen haben“, schätzt er.

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