Schönau Bio-Deutsche und Eltern-Angst

Markgräfler Tagblatt
Jess Jochimsen servierte bei seinem Auftritt in Schönau Humorvolles und Nachdenkliches. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: Jess Jochimsen tritt bei der Schönauer Stromnacht auf

S chönau (hf). Bei der Schönauer Stromnacht war am Samstag der Freiburger Kabarettist und Autor Jess Jochimsen zu Gast. Wie schon bei seinem ersten Auftritt im Jahr 2015 begeisterte der Kabarettist mit seinen Ausflügen in den alltäglichen Sprachgebrauch das Publikum, wobei er auch nachdenkliche und selbstkritische Töne anschlug.

Als „seinen schönsten Witz“ berichtete Jess Jochimsen von einer Werbetafel, am Rand der Straße von Österreich nach München. Dort macht ein „Schießgewehr Club“ auf sich aufmerksam, mit dem Slogan „Schießen lernen – Freunde treffen“. Über die (wohl) unbeabsichtigte Komik des Slogans gelangte er zu grundsätzlichen Überlegungen über den Sprachgebrauch und die Wirkungen, die einzelne Begriffe auslösen können. „Wer denkt in unserer heutigen Zeit beim Wort Wachstum noch an das Wachsen der Natur im Frühling und nicht an das Wirtschaftsleben, Raubbau an der Natur und Profitstreben“, fragte er, um zum Schluss zu kommen: „Unsätze gehen immer den Untaten voraus.“ „Was soll man von dem Begriff ´Bio-Deutsche`, der neuerdings durch die Talk-Shows geistert, halten“, fragte er beispielsweise.

Jess Jochimsen berichtete von einem Elternabend an der Schule: „Ehrgeizige Eltern wetterten gegen den Einzug von Migrantenkindern in die Schule. Alle hatten Angst, durch die neuen Schüler würde das Leistungsniveau an der Schule sinken. Und somit würden die Chancen der eigenen Kinder verringert.“ Aber nach einiger Zeit zeigte sich, erzählte Jochimsen weiter, dass die Kinder aus Afghanistan und Syrien deutlich besser in Mathematik und Physik waren als ihre deutschen Mitschüler. Bei einem weiteren Elternabend gab es das gleiche Geheul. Jetzt befürchteten die Eltern, dass die Migrantenkinder den deutschen Kindern die Studienplätze wegnehmen würden. „Was soll man eigentlich von einem Satz halten wie ‚Ich bin kein Rassist, aber…`“, fragte Jochimsen. „Und wen wundert es da, wenn eine Politikerin fordert, an der Grenze angesichts von Flüchtlingen den Gebrauch von Schusswaffen zu erlauben.“

Aber es wurde auch sehr humorvoll an diesem Abend. So etwa, wenn Jess Jochimsen von der Klassenfahrt als Schüler und dem Besuch bei Bundeskanzler Kohl berichtete oder bei der Präsentation von Fotos, die er bei seinen Tourneen geschossen hat. Da blieb kein Auge trocken.

Die Stromnacht beschlossen die Pepperhouse Stompers, die mit Dixie- und Swing-Melodien den Besuchern einen vergnüglichen und gelösten Sommerabend bescherten.

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