Schönau „Die Welt ist voller Energie“

Markgräfler Tagblatt

EWS-Jubiläum: 20 Jahre Stromnetzübernahme gefeiert / Franz Alt spricht über Klima- und Energiekrise

Begriffe wie Klimawandel und Energiekrise sind in aller Munde. All die derzeit herrschenden Probleme seien zu meistern, „aber wir müssen die ganze Symphonie der erneuerbaren Energien einsetzen“, meinte Franz Alt – und stieß damit auf absolute Zustimmung der „Schönauer Stromrebellen“. Mit dem Journalisten und Autor, einem alten Weggefährten, feierten die Elek-trizitätswerke Schönau (EWS) am Freitagabend das Jubiläum „20 Jahre Stromnetzübernahme in Schönau“.

Von Peter Schwendele

Schönau. Der Andrang an diesem Abend war so riesig, dass zusätzliche Sitzgarnituren in das Zelt auf dem Gelände der Buchenbrandschule gebracht werden mussten, um die rund 400 Mitstreiter mit Sitzplätzen zu versorgen, die gekommen waren, um gemeinsam mit der EWS zu feiern. Zu Beginn hielt Moderator Sebastian Sladek einen launigen Kurzrückblick auf die Anfänge der „Stromrebellen“-Bewegung, die er als Kind miterlebt hatte. Ständig seien im Hause Sladek fremde Menschen am Küchentisch gesessen, erinnerte sich der heutige EWS-Vorstand, der in die Fußstapfen seiner Eltern Ursula und Michael Sladek getreten ist.

Einer dieser Besucher war „Finanzjongleur“ Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der Bochumer GLS Gemeinschaftsbank, der rückblickend meinte, „von allem, was damals besprochen wurde, hätte man als Finanzfachmann eigentlich dringend abraten müssen“. Vieles von dem, was man erreicht habe, seien im Grunde „Unmöglichkeiten“ gewesen. Was die Schönauer „Stromrebellen“ in Jorbergs Augen auszeichnet: „Eine Vision haben und nicht von ihr ablassen.“

Stadt hat von der EWS-Entwicklung profitiert

Dass diese schließlich von Erfolg gekrönte Hartnäckigkeit auch der Stadt Schönau sehr gut getan hat, bekräftigte Bürgermeister Peter Schelshorn: „Die Stadt hat von der EWS-Entwicklung profitiert und die EWS hat eine hohe Bedeutung für die Stadt Schönau.“ Der Rathauschef bedankte sich dafür, dass das Unternehmen Schönau treu geblieben ist und das Wachstum stets am Ursprungsstandort nachvollzogen hat. Als Dank gab es von Schelshorn ein „Urkündchen“ (vor allem für japanische Besucher) und Freibadkarten für alle Mitarbeiter.

Ruthhard Hirschner, Beigeordneter der Stadt Schopfheim, blickte auf das gemeinsam verwirklichte Windkraftprojekt auf dem Rohrenkopf zurück und bedankte sich für die „Zukunftsinvestition“. Michael Kaufmann, Dezernent beim Landratsamt Lörrach, bezeichnete die EWS als „Markenkern des Landkreises“. Das von der EWS stets propagierte Konzept der dezentralen Energieversorgung sei ein wichtiges Momentum geworden und sorge mittlerweile für Wertschöpfung im gesamten ländlichen Raum. Michael Roth, Fachbereichsleiter des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands, gratulierte den EWS zu ihrer mittlerweile seit acht Jahren laufenden Organisation als Genossenschaft. Seither seien die Schönauer ein großes Vorbild für viele kleine Genossenschaften. „Bleiben Sie rebellisch, das tut auch uns als altehrwürdigem Verband gut“, sagte Roth.

Im Anschluss an die Grußworte war die Zeit gekommen, dem früheren „Report“-Macher Franz Alt auf seinem Parforceritt durch die aktuelle, weltweite Klima- und Energieszenerie zu folgen. Der engagierte Kämpfer für eine ökologische und soziale Wende sparte in seinem Vortrag nicht mit markigen Worten, die er aber stets mit Fakten unterfütterte.

Dass Franz Alt kompromisslos auf der Seite der „Schönauer Stromrebellen“ steht, wurde schnell deutlich, etwa wenn der Journalist keinen fundamentalen Unterschied zwischen Atombomben und Atomkraftwerken erkennen konnte oder zuspitzende formulierte: „Die Sonne scheint sozusagen ewig, das Öl geht aus, also ist doch klar, wem die Zukunft gehört.“

Keinen Zweifel ließ Alt daran, dass dem Klimawandel entgegengewirkt werden muss, zum einen um das durch diesen vielfach produzierte Elend in vielen Teilen der Welt, vor allem auf der Südhalbkugel, zu beseitigen, zum anderen, weil man es sonst hierzulande bald mit Flüchtlingszahlen zu tun haben werde, die sich derzeit kaum jemand vorzustellen vermöge. „Dass dies alles miteinander zusammenhängt, kann kein vernünftiger Mensch mehr bestreiten“, so der Autor von Büchern wie „Zukunft Erde. Wie wollen wir morgen leben und arbeiten?“

An der derzeitigen Energiepolitik in Deutschland ließ Alt kaum ein gutes Haar. Die von der Regierung produzierten bürokratischen Hürden seien der Hauptgrund dafür, dass die Energiewende hierzulande ins Stocken geraten sei, so seine Analyse. Weltweit brauche es einen Mix aus allen verfügbaren erneuerbaren Energien, um alle Bewohner des Planeten mit dem Notwendigen zu versorgen. Dies sei durchaus zu schaffen, denn von Natur aus gebe es kein Energieproblem. Franz Alts Credo: „Der Mensch ist schuld an der Energiekrise, denn die Welt selbst ist voller Energie.“

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