Schönau Greifvogelprojekt ohne Showcharakter

Markgräfler Tagblatt
Sandra Schiller – hier mit einem europäischen Uhu – will im „Gut Lilienfein“ in Wieden eine Falknerei aufbauen. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

„Falkenhöh`“: Geplante Falknerei in Wieden verfolgt pädagogische, therapeutische und psychologische Ziele

„Greifvögel sind sehr sensitive Geschöpfe“, sagt Sandra Schiller, deren großes Ziel es ist, das Naturhotel „Gut Lilienfein“ in Wieden mit einer Falknerei zu bereichern. Zu dem Projekt gehören auch Flugvorführungen, doch von einem reinen Showcharakter ist das Vorhaben der Falknerin weit entfernt. Vielmehr sollen neben dem naturpädagogischen Ansatz auch therapeutische und psychologische Aspekte die Arbeit mit den Tieren bestimmen.

Von Peter Schwendele

Wieden. Vögel haben Sandra Schiller schon immer begeistert. Familieninternen Gerüchten zufolge soll „Eule“ das erste Wort gewesen sein, das ihr als Kind über die Lippen gekommen ist. Später informierte sie sich über die Hintergründe der Falknerei und knüpfte Kontakte zur Deutschen Greifenwarte. Was sie an vielfältigen, speziellen Aspekten über Greifvögel herausfand, bestärkte die 32-Jährige darin, den Umgang mit diesen Tieren auch in ihre Arbeit als Heilpraktikerin einzubinden.

Direkte Verbindung zwischen Mensch und Tier

Im Mittelpunkt steht für Sandra Schiller die direkte Verbindung zwischen Mensch und Tier: „Die Vögel kommen nicht nur wegen der Atzung auf die Hand des Falkners, sondern weil es eine Beziehung gibt, das hat mich fasziniert.“

Wer Falkner werden will, braucht aber zunächst eine Jägerausbildung, die die seinerzeitige strikte Vegetarierin 2011 absolvierte. Vergangenes Jahr legte Sandra Schiller dann die Falknerprüfung ab. Schon lange vorher stand für die Jungfalknerin fest, dass sie einmal eigene Vögel halten will. Das Wiedener „Gut Lilienfein“, das seit einigen Jahren als Familienbetrieb floriert, bietet hierfür gute Bedingungen – noch in diesem Jahr will Sandra Schiller damit beginnen, ihre Planungen umzusetzen und die „Falkenhöh` Lilienfein“ zu etablieren. Insgesamt wird ein Bestand von sechs Vögeln angestrebt: Im ersten Schritt ein Wanderfalke, eine Schleiereule, ein Blaubussard oder Seeadler, im zweiten Schritt ein weiterer Falke, ein Milan und ein Uhu.

Eine reine Volierenhaltung kommt für die Falknerin nicht in Frage. Vielmehr sollen alle Vögel regelmäßig geflogen werden. Schiller spricht hierbei vom Konzept des „imitierten Freiflugs“, das für die Umgebung – etwa die bäuerliche Tierhaltung – keine Probleme aufwerfe. Damit die Umsetzung möglich ist, darf die Anzahl der Tiere allerdings nicht zu hoch sein, weil sonst der Aufwand für eine einzige Falknerin zu groß werden würde.

Geplant ist eine Tribüne für Flugvorführungen

Auch was das Gesamtkonzept der „Falkenhöh`“ angeht, beschreitet Sandra Schiller konsequent eigene Wege. Geplant sind zum einen naturpädagogische Vorführungen und Lehreinheiten für die Zielgruppen Schulen, Familien, Wanderer und Naturliebhaber. Für die von Donnerstag bis Sonntag laufenden Flugvorführungen soll eine Tribüne oberhalb des „Guts Lilienfein“ geschaffen werden, auf der rund 60 Personen Platz finden und die nach den Vorstellungen des Naturhotels auch für Konzerte, Theateraufführungen und Ähnliches genutzt werden könnte. „Wir streben aber keinen Showcharakter an“, stellt Sandra Schiller klar. Vielmehr gehe es um eine neuartige und besondere Möglichkeit, das Wesen der Vögel hautnah zu erleben. Statt bloßem Zuschauen werde die Interaktion im Mittelpunkt stehen.

Des Weiteren verfolgt die Falknerin auch einen therapeutischen Ansatz mit ihren Greifvögeln. Für Schiller steht fest, dass die Vögel aufgrund ihrer Sensibilität die Gedanken und Gefühle von Menschen erspüren und entsprechend darauf reagieren. Somit könnten im Training mit einem Greifen etwa Ängste erkannt und verarbeitet werden. Gedacht wird in diesem Zusammenhang unter anderem an Kuren für alleinerziehende Mütter, Burn-Out-Patienten und psychosomatisch Erkrankte.

Über Greifvögel zum tugendhaften Sein

Damit nicht genug, verfolgt Sandra Schiller auch ein psychologisches, im Grundsatz auf C.G. Jung zurückgehendes Konzept, das sie die „Falconarische Typenlehre“ nennt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass der Mensch durch den Umgang mit Greifvögeln zum tugendhaften Sein geführt werden kann. Insofern, so Schiller, eigne sich der Greifvogel ideal für das Training für Führungskräfte im weitesten Sinne, müsse man doch stets „fein und sensibel, mutig, aber nicht übermütig“ mit dem Tier interagieren. „Die ganze Gestalt, Gestik, das gesamte Auftreten wie auch die innere Haltung müssen werden wie ein ruhiger See“, heißt es in dem Konzept der Falknerin.

Bevor derart ambitionierte Ideen umgesetzt werden können, muss zunächst allerdings noch viel Engagement für die praktische Realisierung der „Falkenhöh` Lilienfein“ aufgebracht werden. Die Vorprüfungen für die Anlagen, die so naturnah wie möglich gebaut werden sollen, laufen, die Kontakte zu den Behörden sind geknüpft.

Ihr Herzensprojekt hat Sandra Schiller vor Kurzem auch im Wiedener Gemeinderat vorgestellt, der das Vorhaben positiv aufgenommen hat. In der Tat ist kaum zu übersehen, dass die Falknerei-Pläne nicht zuletzt auch wichtige Impulse für den Tourismus in der Region liefern können.

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