Schönau „Gutsle“, „Schoklädle“ und großer sozialer Einsatz

Markgräfler Tagblatt

Ordensgeschichte: Die letzten Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz verlassen Schönau

Schönau (aq). Eine Ordensgeschichte geht in Schönau zu Ende: Die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz wirkten über 130 Jahre in der Stadt und im Pfarrverband, am 22. Januar werden die letzten Vertreterinnen verabschiedet.

In der ambulanten Pflege und in der späteren Sozialstation habe man ausgezeichnete Erfahrungen gemacht und im Kindergarten seien die Kinder sehr gut aufgehoben gewesen, erinnern sich einige Schönauerinnen an die Arbeit der Schwestern. Ein „altgedienter Ministrant“ weiß zu berichten, dass es ab und zu für eifrigen Altardienst „Gutsle“ und – als besonderen Schatz in der Nachkriegszeit – „Schoklädle“ gab.

Einem anderen Schönauer ist eine Behandlung einer Krankenschwester in Erinnerung geblieben. Verbotenerweise ein abgestelltes Motorrad inspiziert, kam er in Berührung mit dem heißen Auspuff, was einen „verbrannten Haxen“ zur Folge hatte. Zwangsläufig war das sehr schmerzhaft, „zum Glück gab es aber die Schwestern im Spital“ erinnert sich schmunzelnd der heutige Rentner an „harte Prüfungen“ der Jugendzeit.

Als „wunderbare Schwestern“ würdigt auch Bürgermeister Peter Schelshorn die Ordensfrauen, deren Wirken er von Jugend an verfolgen konnte.

Alles begann am 11. September 1883 mit der Errichtung einer „Kleinkinderbewahranstalt“, wie es damals hieß. Ein unbekannter Spender, der eine beträchtliche Geldsumme für den Spitalbau zur Verfügung stellte, verband seine Stiftung mit der Bedingung, dass das Spital und die Kleinkinderschule in Schönau von den Schwestern der Kongregation vom Heiligen Kreuz Ingenbohl geleitet und besorgt werden. Die Heilig-Kreuz-Schwestern setzten die Leitlinie von Caritas „Mit Menschen für die Menschen“ in ihren Einrichtungen und Tätigkeitsfeldern wie ambulante Krankenpflege, Mütterberatung, Spital, Sterbebegleitung und Nähschule mit viel Engagement um.

Dass die Pflegeorden, zu denen auch die Schwesterngemeinschaft vom Heiligen Kreuz zählt, im Erzbistum tätig werden und sich in Schönau niederlassen konnten, war das große Verdienst des katholischen Universitätsprofessors und Publizisten Franz Josef Ritter von Buß, der in seiner Fabrikrede im badischen Landtag vom 25. April 1837 nicht nur eine staatliche Sozialpolitik zu Gunsten der Arbeiter forderte. Daneben entwickelte er ein System der gesamten Armenpflege, führte den Begriff der Rehabilitation ein und war an der Einführung der Pflegeorden in der Erzdiözese Freiburg beteiligt.

Und auch der Gründer des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz, der Kapuzinerpater Theodorius Florentini, der zusammen mit Maria Theresia Scherer den Orden ins Leben rief, setzte mit seiner genossenschaftlichen Musterfabrik (der sogenannten christlichen Fabrik) in Böhmen gesellschaftspolitische Akzente gegen das „Ausbeutertum“. Sein Einsatz für die Schwachen und Abhängigen prägte die heute weltweit tätige Schwesternschaft.

Diesem Auftrag fühlen sich auch die beiden letzten Ordensfrauen des Schönauer Konvents verpflichtet. Schwester Siegmara, die vergangenes Jahr ihre Diamantene Profess (60 Jahre) feiern konnte, wirkte viele Jahre im Schönauer Spital als Krankenschwester und kehrte nach mehreren Stationen unter anderem als Oberin an ihre alte Wirkungsstätte in der schönen Au zurück. Die gebürtige Oberschwäbin leitete den Haushalt und die Geschäfte des kleinen Konvents im Seniorenheim, gestaltete den Wortgottesdienst und war für die Hauskapelle zuständig. „Ich bin nicht mehr die Jüngste“, blickt sie dankbar auf ihre Arbeit im Schönauer Krankenhaus zurück. Ein Ort, der für sie zur zweiten Heimat geworden ist. Im Haushalt des Provinzhauses in Hegne wird sie ein neues Tätigkeitsfeld finden.

Schwester Christina, Allgäuerin aus Sonthofen, war im Seniorenheim Ansprechpartnerin für die Bewohner. „Ich war gerne hier“, betont das Kirchenchormitglied die Verbundenheit mit der Stadt Schönau. Im Mutterhaus in Hegne wird sie ebenfalls alte Menschen betreuen.

Beide Ordensfrauen, die der Veränderung durchaus auch etwas Positives abgewinnen können, hoffen, dass die Gottesdienste und Andachten in der Hauskapelle des Seniorenheims weiterhin stattfinden.

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