Schönau „Ikonen der Anti-Atom-Bewegung“

Markgräfler Tagblatt
Ursula und Michael Sladek (Bildmitte) wurden dieser Tage offiziell aus dem Vorstand der EWS verabschiedet, doch im Kreis der Stromrebellen werden sie nach wie vor bleiben. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Ursula und Michael Sladek offiziell aus dem Vorstand der EWS verabschiedet / Vielfältige Würdigung des Geleisteten

Schönau (hf). Im Anschluss an die Gesellschafterversammlung der Netzkauf EWS eG wurden Ursula und Michael Sladek, „Ikonen der Anti-Atom-Bewegung und Öko-Pioniere“, wie Roman Glaser vom BW-Genossenschaftsverband sie bezeichnete, offiziell aus ihren Vorstandsämtern verabschiedet. Es wurde deutlich, dass an diesem Abend eine Ära zu Ende ging – aber die Bewegung lebt weiter.

Der Ausstieg aus den Vorstandsämtern wurde von Ursula und Michael Sladek schon zum Anfang dieses Jahres vollzogen. Aber die Gesellschafterversammlung bei den Schönauer Stromtagen war der richtige Anlass, diesen Abschied auch würdig zu vollziehen.

Das Unmögliche realisiert

Umweltminister Franz Untersteller bezeichnete Ursula und Michael Sladek als zwei Vordenker, die die Energiewende als Bürgerbewegung entscheidend mitgeprägt, mitgestaltet und vorangetrieben haben, und die den Willen und die Kraft hatten, den Worten auch Taten folgen zu lassen.

„Ursula und Michael Sladek haben bewiesen, dass es möglich ist, mit Einsatz, Beharrlichkeit und viel Kreativität das Unmögliche zu realisieren“, betonte Untersteller. In seiner eigenen politischen Laufbahn seien ihm die EWS-Gründer immer Ideengeber, Antreiber und Vorbild gewesen. Deshalb überbringe er den herzlichen Dank für die Pionierarbeit nicht nur im Namen der Landesregierung, sondern schließe seinen ganz persönlichen Dank an. „Ich wünsche mir und uns allen, dass dieser Abschied aus dem Vorstand kein Abschied aus der Bewegung ist, sondern dass Sie der EWS noch lange mit Rat und Tat zur Seite stehen“, schloss der Minister.

Roman Glaser, Präsident des baden-württembergischen Genossenschaftsverbands, verspürte bei dem Anlass „einen Hauch von Wehmut“. Er berichtete von seinem ersten Treffen mit Michael Sladek und bekannte: „Diese Begegnung hat bei mir Spuren hinterlassen.“ Mit einem Zitat aus einer Zeitschrift von 1997 bezeichnete er Ursula Sladek als „charmanten Störfall“ und Michael Sladek als „dynamischen Störfall“ und betonte: „Sie haben Maßstäbe gesetzt – als Ikonen der Anti-Atom-Bewegung, als Öko-Pioniere und als Vorbilder.“ Zum Abschied überreichte er Ursula und Michael Sladek die Ehrenurkunde des baden-württembergischen Genossenschaftsverbandes.

Thomas Jorberg, Vorstand der GLS-Bank und Vorsitzender des Aufsichtsrats, zitierte ein Motto aus früheren Tagen: „Seid Realisten – verlangt das Unmögliche“. „Ihr seid unvergleichbar“, hielt Jorberg fest, „denn ihr habt immer das Unmögliche versucht, weil ihr euer Umfeld realistisch eingeschätzt habt.“ Und als Banker fragte er sich natürlich, wie man für das Unmögliche einen Business-Plan macht. Das Erfolgsrezept sei gewesen, von Anfang an Freunde um sich zu scharen.

Hart in der Sache, aber immer menschlich fair

Er sei ja von Anfang an dabei gewesen, berichtete Jorberg, und habe selbst miterlebt, wie unglaublich hart in der Sache Michael Sladek mit Unternehmen aus der Energiewirtschaft verhandelt habe. „Aber diese Härte und Unerbittlichkeit bezog sich nie auf die menschliche Seite“, betonte der GLS-Vorstand. „Menschlich habt ihr beide euch keine Feinde gemacht, wohl aber in der Sache“, ergänzte Thomas Jorberg.

Seit Gründung der EWS seien nun rund 21 Jahre vergangen, das „Kind“ sei erwachsen und werde ins Leben entlassen. Er verglich die Arbeit von Ursula und Michael Sladek mit einem Lebens-Unternehmen, mit einer Komposition, bei der am Anfang keiner die Instrumente kannte und schon gar nicht wusste, wie man darauf spielen sollte. „Jetzt gehen die Instrumente in andere Hände über – die Bedeutung der Komponisten aber bleibt“, so Thomas Jorberg. Und auch wenn die Kinder erwachsen werden, „die Verantwortung der Eltern schwindet nie“.

In weiteren Ansprachen würdigte Schönaus Bürgermeister Peter Schelshorn die Bedeutung der Familie Sladek für die Stadt und die immer gute Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und EWS. „Für Sie beide gilt als oberstes Prinzip das Prinzip der Nachhaltigkeit, also das Ökosystem Erde auch den kommenden Generationen zu erhalten“, schloss der Bürgermeister.

Rolf Wetzel, Vorstand der EWS, dankte Ursula und Michael Sladek im Namen der Mitgesellschafter, der Vorstandsmitglieder und aller Mitarbeiter. „Ihr seid jetzt zwar nicht mehr im Vorstand, aber aus dem Kreis der Stromrebellen werden wir euch nicht entlassen“, versprach er.

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