Schönau Tunau: „Fast schon eine Polit-Posse“

Markgräfler Tagblatt
Dirk Pfeffer wurde bereits von manchem Beobachter als zugkräftiger Stimmensammler bei der Tunauer Bürgermeisterwahl gesehen, muss sich jetzt aber mit einer anonymen Wahlempfehlung auseinandersetzen. Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Bürgermeisterwahl: Anonymes Flugblatt schürt Unruhe vor der „Wilden Wahl“ / Verband distanziert sich

Von Peter Schwendele

Ungute Entwicklung in Sachen Bürgermeisterwahl Tunau: Am Donnerstag landete ein Flugblatt, wie eine Beilage in den „Schönauer Anzeiger“ gesteckt, mit einem anonymen Wahlaufruf in den Briefkästen von Tunauer Bürgern. Propagiert wird darin die Wahl von Dirk Pfeffer aus Schönau. Dieser distanziert sich von der Aktion und kann sich nun vorstellen, die Wahl abzulehnen, falls er am Sonntag die meisten Stimmen erhalten sollte.

Tunau. Pfeffer, Verwaltungsangestellter im Rathaus Schönau, war bereits im Vorfeld der mangels offizieller Bewerbungen „Wilden Wahl“ in Tunau als aussichtsreicher Kandidat gehandelt worden. Nicht zuletzt, weil er bereits von 2005 bis 2012 die Geschicke des 180-Einwohner-Dorfs Tunaus gelenkt hatte. Dirk Pfeffer selbst hatte sich nicht völlig abgeneigt gezeigt, das Amt erneut zu übernehmen.

Jetzt aber, nach dem unvermuteten Auftauchen des Wahlwerbeflugblatts, „werde ich mir noch mehr Gedanken machen, ob ich das Amt annehmen würde, falls ich gewählt werde“, sagte Pfeffer gestern. Das Ganze sei „fast schon eine Polit-Posse“, findet der Verwaltungsangestellte, „was ich überhaupt nicht in Ordnung finde, ist, dass kein Name darunter steht“.

In dem anonymen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, werden die Tunauer Bürger von einer „Interessengemeinschaft Dirk Pfeffer für Tunau“ aufgefordert, dem Verwaltungsangestellten ihre Stimme zu geben. Wörtlich heißt es: „Dirk Pfeffer hat in der Vergangenheit schon bewiesen, mit welchen Kompetenzen er für eine Gemeinde wie Tunau auftrumpfen kann! Bei einem Vertrauensbeweis von über 50% im ersten Wahlgang einer ´wilden Wahl` sind wir uns sicher, dass Dirk Pfeffer das Amt erneut annehmen würde! – Die beste Lösung für Tunau.“

Pfeffer selbst ärgert sich darüber, dass der Eindruck entstehen könnte, er selbst habe das Flugblatt lanciert, was er weit von sich weist: „Für Kindereien bin ich nicht zu haben, und das ist für mich Kindergarten. Wenn ich unbedingt Bürgermeister werden wollte, hätte ich eine Bewerbung abgegeben.“

Zwar würden im Dorf Namen kursieren, wer hinter der Flugblattaktion stecken könnte, doch er selbst sehe sich nicht in der Pflicht, in dieser Richtung zu recherchieren, sagt Pfeffer. Nach seinem Kenntnisstand ist am Donnerstag ein Umschlag mit den Flugblättern im Briefkasten eines Austrägers des „Schönauer Anzeigers“ gesteckt, verbunden mit der Bitte, das Blatt zu verteilen. Unterstützt wurde diese Bitte mit einem kleinen Geldbetrag. Die Wahlwerbung sei zusammen mit dem Schönauer Anzeiger im Ortsteil Bischmatt ausgeteilt worden. Im übrigen Ortsgebiet von Tunau wurde das Blatt offenbar im Nachgang außerhalb der Zustellung des Schönauer Anzeigers vorgenommen

Die ganze Aktion stieß im Dorf nicht nur auf Wohlgefallen. So hat sich beispielsweise Bernhard Seger, wohnhaft in Tunau und vor seinem Ruhestand jahrzehntelang Bürgermeister von Schönau, sehr über die Aktion geärgert. „Es ist doch unmöglich, dass ein anonymes Flugblatt zu dieser Wahl einfach so im Amtsblatt steckt“, sagt Seger. Er habe den Verbandsvorsitzenden kontaktiert und dringend um Klärung der Angelegenheit gebeten.

Die Verbandsverwaltung und die aktuelle Gemeindeverwaltung von Tunau unter Bürgermeister-Stellvertreter Jörg Lais verschickte dann gestern ein eigenes Flugblatt an alle Tunauer Haushalte. In der Mitteilung steht, dass die Wahlempfehlung keine offizielle Beilage des „Schönauer Anzeigers“ und auch nicht vom Gemeindeverwaltungsverband und der Gemeinde Tunau zur Verteilung autorisiert worden sei. „Sowohl der Gemeindeverwaltungsverband als auch die Gemeinde Tunau distanzieren sich von dieser Vorgehensweise der Verteilung“, heißt es in dem kurzen Schreiben abschließend.

Für Bernhard Seger ist damit die Angelegenheit zumindest offiziell bereinigt, auch wenn die Tunauer Flugblattmacher „Feigheit“ an den Tag gelegt hätten. Seger geht indes davon aus, dass sich die Kommunalaufsicht im Landratsamt mit dem Vorfall beschäftigen wird.

In diese Richtung denkt auch Dirk Pfeffer, wenn er befürchtet, dass im Nachgang der Wahl eventuell mit einer Anfechtung zu rechnen sei. Ein eventueller Wahlsieger müsste unter Umständen damit rechnen, dass nach der Wahlparty „mit allem Tam-Tam“ die ganze Sache revidiert wird. „Insofern müsste man die Wahl eher gar nicht annehmen, als dass man danach in eine Anfechtungsgeschichte reinkommt“, sagt Pfeffer und befürchtet, dass es am Sonntag in Tunau zu einem „großen Donnergrollen“ kommen könnte.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading