Schönau „Vertrauen fundamental gestört“

Markgräfler Tagblatt
Der neue Vorstand der Freien Wähler Schönau (von links): Oliver Gierth (stellvertretender Vorsitzender), Vorsitzender Michael Locker, Christa Krahn (Schriftführerin) und Kassiererin Greta Hierholzer. Foto: Michael Maldacker Foto: Markgräfler Tagblatt

Freie Wähler kritisieren Zusammenarbeit im GVV / „Missgunst“ bei den Parteien / Locker neuer Vorsitzender

Schönau (mm). Generationswechsel bei den Freien Wählern: Der 42-jährige Michael Locker löst den 72-jährigen Ingo Braun an der Spitze ab. Die Generalversammlung am Freitag in der Pizzeria „Neustadt“ wurde auch zur politischen Diskussion genutzt. Nicht nur Ingo Braun fand zum Abschied deutliche Worte.

Zum neuen Vorstand einstimmig gewählt wurden neben dem Vorsitzenden Michael Locker dessen Stellvertreter Oliver Gierth (für Jesko Anschütz), Schriftführerin Christa Krahn (für Hermann Asal) sowie Greta Hierholzer, die Kassiererin der 36 Mitglieder zählenden Wählervereinigung bleibt. Auch die Kassenprüfer wurden in ihrem Amt einstimmig bestätigt.

Der scheidende Vorsitzende Ingo Braun, der seit 1982 in unterschiedlichen Ämtern Mitglied des Vorstandes war, blickte in der Sitzung auf die jüngste Vergangenheit zurück. Im Mai habe die Wählervereinigung bei der Gemeinderatswahl mit fünf Mandaten ein „ordentliches Ergebnis“ erzielt, bilanzierte Braun.

Einen Seitenhieb auf die politische Konkurrenz setzte Ingo Braun in seiner Abschiedsansprache: „Ein Kennzeichen der hiesigen kommunalpolitischen Szene ist die tief verwurzelte Missgunst.“ Diese behindere eine gemeinsame Sachpolitik stark. So sei etwa in der Agendagruppe „Aktiv für Schönau“ „keiner von der CDU und keiner von der SPD dabei, obwohl ich nichts Politisches daran finden kann, wenn ein Lichterfest veranstaltet oder wenn am Letzberg ein Weiher gepflegt wird“, schloss Braun.

Tiefer Unmut wurde auch beim nächsten Punkt des Abends geäußert, als die Gemeinderatsmitglieder aus der Arbeit im Stadtparlament erzählten. Zunächst sprach Christine Thoma-Garbe über die durchweg gute Entwicklung in der Jugendarbeit. Sebastian Sladek mischte dann kritische Töne in seinen Schwimmbad-Rückblick. Er rügte, dass die Gemeinden des Verwaltungsverbandes nicht geschlossen aufgetreten seien (Fröhnd, Wieden und Schönenberg beteiligen sich nicht), und „vielleicht gerade deshalb“ eine gemeinsame Lösung mit der Nachbarstadt Todtnau nicht erreicht wurde.

Daraus entspann sich in der Versammlung die Frage, ob es eine Zukunft für die Struktur Gemeindeverwaltungsverband (GVV) geben könne, „wenn die solidarische Zusammenarbeit fehlt“, wie Sebastian Sladek formulierte. „Sie haben mir mit ihren Ausführungen aus der Seele gesprochen“, quittierte Freie Wähler-Grandseigneur Egon Barbisch. „Unter diesen Voraussetzungen, wie der Verband heute funktioniert, hätte ich dieser Institution niemals zugestimmt“, kritisierte der langjährige Stadtrat Barbisch. Er plädierte dafür, dass die Stadt Schönau ihre Mitgliedschaft im GVV kündigen solle. Der langjährige Fraktionsvorsitzende und Bürgermeister-Stellvertreter Michael Sladek pflichtete Barbisch weitgehend bei. Er forderte die Fokussierung in Richtung Einheitsgemeinde aus Stadt Schönau und den GVV-Dörfern.

Zum Thema Tourismus schilderte Stadträtin Marika Prekur, dass die zahlreichen Eigeninteressen der GVV-Gemeinden auch in diesem Bereich einer positiven gemeinsamen Entwicklung im Wege stünden. „Das Vertrauen ist meiner Ansicht nach fundamental gestört“, kommentierte Michael Sladek daraufhin. Er sei inzwischen zur Einsicht gelangt, dass sich die schwierige Zusammenarbeit der Gemeinden offenbar durch alle politischen Themen zögen.

Eine stabile Kassenlage präsentierte Kassiererin Greta Hierholzer. Die Kassenprüfer Egon Barbisch und Hanspeter Motsch bescheinigten Hierholzer eine „einwandfreie Kassenführung“.

In seiner ersten Ansprache rief der frisch gebackene Vorsitzende Michael Locker alle Mitglieder auf, weiterhin ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung zu haben. Offene Mitgliederversammlungen, die Gründung eines Stammtischs sowie die Einrichtung einer Internet-Homepage wurden angeregt.

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