Schönau „Wir Verbraucher haben es in der Hand“

Markgräfler Tagblatt
Zu Besuch auf dem Knobel-Hof in Aitern (von links): Daniela Rümmele (CDU-Zweitkandidatin für die Landtagswahl), Jürgen Walliser (Landwirt), Armin Schuster, Albert Zimmermann (BLHV), Manfred Knobel (Landwirt), Stefanie Knobel, Rudolf Knobel, Gertraud Lohrmann (Landwirtschaftsamt) und Richard Renz (CDU-Kreisgeschäftsführer). Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Zukunftsrezepte für die Landwirtschaft: Bundestagsabgeordneter Armin Schuster besucht den Knobel-Hof

Aitern. Die Landwirtschaft aufgeben oder als Vollerwerber richtig durchstarten? Die Frage stellte sich Manfred Knobel 2007, als sein Vater Rudolf aus Altersgründen beruflich kürzer treten wollte. Die Familie Knobel ging das unternehmerische Wagnis ein, wie Bundestagsabgeordneter Armin Schuster kürzlich bei einem Besuch in Aitern erfuhr.

2011 war der neue Stall fertig, 125 Hektar Grünland wurden im oberen Wiesental gepachtet. Heute stehen rund um den Belchen 40 Hinterwälderrinder, deren Fleisch in Bio-Demeter-Qualität die Familie selbst vermarktet. Hinzu kommen Charollais-Rinder und aktuell 45 Ziegen, deren Milch an einen Teninger Bio-Käseproduzenten geliefert wird. Weitere Ziegen sind für die Landschaftsoffenhaltung im Einsatz.

Vollständig zum Leben reicht es noch nicht: Manfred Knobel und Ehefrau Stefanie gehen zusätzlich Teilzeitbeschäftigungen nach, Vater Rudolf arbeitet trotz seiner 71 Jahre voll im landwirtschaftlichen Betrieb mit.

BLHV-Bezirksgeschäftsführer Albert Zimmermann bestätigte, dass es immer schwieriger werde, von der Landwirtschaft in den Höhenlagen des Schwarzwaldes zu leben. Ohne Direktzahlungen würden die Höfe zugrunde gehen. Allerdings seien die Förderkonzepte nicht optimal auf die Steillagen ausgerichtet. Verbesserungen seien nur durch ein enges Zusammenwirken von Landwirtschaftsverbänden und Politik zu erreichen.

Armin Schuster merkte an, dass es in der EU nur wenige Gegenden mit ähnlich schwierigen topographischen Bedingungen gibt. Allenfalls die Südtiroler seien verlässliche Mitstreiter für spezifische Verbesserungen.

Pro Jahr würden im Landkreis Lörrach rund zehn Millionen Euro an Fördermitteln ausgeschüttet, so die neue Fachbereichsleiterin Landwirtschaft und Naturschutz, Gertraud Lohrmann. Die Beratung der jährlich 1400 Antragsteller mit 5200 Einzelanträgen stelle einen Arbeitsschwerpunkt des Landwirtschaftsamts dar. In Stichproben müssten laut Vorschrift zehn Prozent der Antragsteller intensiv kontrolliert werden. Flächen müssten mittlerweile quadratmetergenau angegeben werden, was bei den Steillagen besonders schwierig sei. Kleinste Abweichungen hätten Nachprüfungen zur Folge, monierte BLHV-Vertreter Zimmermann. Für die meist kleineren Betriebe im Landkreis sei diese Bürokratie ein zusätzliches Hemmnis. Durch den allgemeinen Preisverfall hätten die Landwirte bereits im Schnitt 28 Prozent weniger Einkommen.

Waltraud Lohrmann sieht in der Direktvermarktung ein wichtiges Instrument für die landwirtschaftlichen Betriebe, sich von Marktschwankungen und dem Preisdruck der großen Discounter unabhängiger zu machen. Im Zuge des Aufbaus des Biosphärengebiets würde sie mit dem Landwirtschaftsamt hier gerne einen neuen Schwerpunkt setzen.

Auch Manfred Knobel hofft, dass mit dem Aufbau des Biosphärengebiets das Qualitätsbewusstsein der Kunden weiter steigt. Bisher sei es nicht immer einfach, die Mehrkosten für teures Biofutter und aufwendigere Haltungsformen an den Endverbraucher weiterzugeben.

Schuster wünscht sich, dass regionale Gastronomen und Supermärkte noch stärker auf heimische Qualitätsprodukte setzen: „Die Hinterwälder sind eine Weltmarke für mich. Sie stehen für den Südschwarzwald.“ Die besondere Qualität müsse aber noch bekannter gemacht werden, um die Potenziale der Region besser auszuschöpfen. „Wenn junge Familien wie die Knobels den Mut haben, einen landwirtschaftlichen Betrieb weiterzuführen, dann müssen sie davon leben können. Das ist mein Ziel, politisch können wir mit Direktzahlungen unterstützen“, betonte Schuster. Es gebe aber auch eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung: „Wir Verbraucher haben es in der Hand. Nur wenn wir bereit sind, für gute Lebensmittel einen guten Preis zu bezahlen, können wir die bäuerliche Landwirtschaft bei uns erhalten.“

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