Schopfheim 30 Jahre Batik, Bier und Partyspaß

Markgräfler Tagblatt

Seit 30 Jahren steigt alljährlich im Schopfheimer „Sengelenwäldchen“ das Anarcho-Festival „Woodrock“

Von Anja Bertsch

Batik, Bier und Vegie-Burger, Politanspruch und Partyspaß: In seinem Mix aus Punkrock und Familienhock lockt das Holzrock-Festival jedes Jahr das alternative Volk zwischen Basel und Freiburg ins Schopfheimer Sengelenwäldchen. Und das seit 30 Jahren. Zeit für einen kleinen Rückblick auf das längst-lebende Festival weit und breit, das in seinem langen Leben Höhen und Tiefen durchwatet hat, und zwischendurch vom eigenen Erfolg beinahe platt gemacht wurde.

Begonnen hatte alles mit einem aus dem Umfeld von Schopfheimer Irrlicht und Lörracher Antifa organisierten Treff von 150 bis 300 Leuten, die 1984 unter den Uralt-Eichen auf dem Sengelen einigen Regio-Amateurbands lauschten. Binnen fünf Jahren mauserte sich das Festival – ursprünglich auf den Namen Woodrock getauft – zum Treffpunkt der bundesweiten Anarchoszene: Die linksalternative „tageszeitung“ pries das Festival an, die besetzte Hamurger Hafenstraße war mit Woodrock-Plakaten gepflastert, der Szene- Sprechfunk tat ein übriges: Zwischen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre strömten jeden Sommer 2000 bis 3000 Szenefreaks aus Berlin, Hamburg und Frankfurt ins kleine Wäldchen über Schopfheim: „Die bundesdeutsche Autonomenszene auf Urlaub im Wiesental“, titelte das Markgräfler Tagblatt im Juli 1988. „Weniger Müsli, mehr Schwarzfront“, so die Kurzfassung im Infoheft zum ersten kleinen Jubiläum 1989 unter der amüsiert-alarmierten Schlagzeile „Wir kommen in die Jahre!“ „5x3 Tage ansatzweise gelebte Anarchie“, freut man sich weiter.

Weniger euphorisch waren da die Schopfheimer Einwohner selbst – von Beginn an kaum begeistert von der alljährlichen Verwandlung ihres Städtchens in „Punkrock-City“. Schon nach der dritten Auflage 1987 drohte das Aus. Mit-Grund war ein „Weg mit dem Scheiß-System“-Cartoon im Programmheft, von dem sich die Macher nach Befinden der Stadt nicht klar genug distanzierten. Nachdem die Holzrocker auf Forderung der Verwaltung einen „angesehenen Bürger der Stadt“ als Bürgen benannten, konnte es dennoch weitergehen. Gleichwohl bleiben Hygiene, wildes Parken und Campen, Lärm und Laut und überhaupt auch in den folgenden Jahren ein Problem. Ein unbekannter Bürger der Stadt erging sich zu dieser Zeit in einer entlarvenden Hasstirade: „Es war eine kulturelle Katastrophe, musikalisch primitiv, überdimensionaler Krach, Musik für Demonstranten und Rauschgiftsüchtige....“ Der Lösungsvorschlag des anonymen Schreibers handelte von Benzin...

Doch auch bei den Woodrock-Machern sorgt der Erfolg bald für Ernüchterung. Ein Großereignis, wie es das Woodrock mittlerweile war, mit all dem Organisationsstress, den Auflagen und dem bloß konsumierenden Publikum ging weit an den ursprünglichen Idealen einer entspannten, kollektiv gestalteten Aktion vorbei. Wir brauchen eine „massiv kleinere Form“, so die Bilanz schon 1989.

Ab 1991 wurde das Festival wesentlich kleiner gefahren: Werbung nur noch in der Umgebung, ausschließlich lokale Bands, an zwei statt drei Tagen, die obligatorische Zeltstadt (vorübergehend) verboten – und das ganze unter dem neuen Namen „Holzrock“.

Seither pendelten sich die Besucherzahlen bei plus-minus 1000 ein, das Programm pendelt weiter zwischen Kinderspaß am Nachmittag und Punkerrockspaß am Abend, Selbermacher-Workshops, Politinfos und einfach nett Zusammensein. Und übrigens: Hunde sind verboten.

Weitere Informationen: Freitag ab 16 Uhr Kinderprogramm. 16.30 Fennis & Börner, 19 Uhr Kuballa, 20.15 Uhr Enraged Minority, 21.30 WolfWolf, 23 Uhr Langtunes. Samstag, 26. Juli: 13 Uhr Kindertheater. 14 Uhr Lesung: Jan Off; 15 Uhr: Dosen-Workshops und Siebdruck. 17.15 Between Owls, 18.30 Lo Fat Orchestra, 20 Uhr Front, 21.45 Youth Avoiders, 23 Uhr Guts Pie Earshot. Anschließend: Nachttheater. An beiden Tagen: Infostände von Aktion Bleiberecht Freiburg und Offenes Antifa Treffen Schopfheim. Passend zum Geburtstag gibt es eine Galerie über die Geschichte und Entwicklung des „Holzrocks“, außerdem wird der „Holzrock-Film“ gezeigt Weitere Infos unter www.holzrock.de

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