Schopfheim 400 Millionen für die Unterwelt

Markgräfler Tagblatt
Räumt nach 33 Jahren seinen Schreibtisch im Rathaus: Bernhard Speringmann. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Tiefbauamtsleiter Bernhard Springmann hat viele Großprojekte verwirklicht / Nach 33 Jahren in Ruhestand

Von Werner Müller

Schopfheim. Er herrscht buchstäblich über Schopfheims Unterwelt: Ob Straßenbau, Kreisverkehre, Kanalisation, Trinkwasserversorgung oder Hochwasserschutz – alles geht über den Schreibtisch von Bernhard Springmann. Doch damit ist bald Schluss: Nach 33 Jahren in Diensten der Markgrafenstadt und ihrer Bürger hängt der Tiefbauamtsleiter seinen Baustellenhelm an den Nagel.

„Ich bin dankbar, in dieser Zeit einiges zum Wohl meiner Heimatstadt bewegt zu haben“, blickt der gebürtige Schopfheimer auf viele große Projekte zurück, die seine Handschrift tragen.

Der gelernte Bauingenieur wechselte 1981 vom Wasserwirtschaftsamt ins Schopfheimer Rathaus und hatte gleich eine Feuertaufe zu bestehen: bei Kanalisationsarbeiten in der Torstraße beschädigte ein Bagger die Gasleitung, woraufhin eine Stichflamme in den Himmel schoss.

Springmann bekam dieses Malheur ebenso in den Griff wie die vielen Großbaustellen, die seine weitere Laufbahn säumten. Als Tiefbauamtsleiter hatte er maßgeblichen Anteil an den Sanierungsgebieten Bifig und Altstadt, begleitete den lang ersehnten Bau der Umgehungsstraße B 317 und die Entwicklung vieler Baugebiete – vom Bremt bis zu Schleife und Schlattholz.

Dass die Markgrafenstadt als erste Kommune im Landkreis komplizierte Straßenkreuzungen wie zum Beispiel am Hirscheneck in Fahrnau durch Kreisel ersetzte, lag nicht zuletzt an Bernhard Springmann. Er war es auch, der den landesweit ersten „Mini-Kreisel“ in der Schwarzwaldstraße realisierte. In seine Dienstzeit fielen ferner der Bau des Busbahnhofes und die Sanierung des Pumpwerkes Ruhm. Viel früher als anders Kommunen begann die Stadt, nicht zuletzt wegen des energischen Einsatzes von Bernhard Springmann, mit der kontinuierlichen Überwachung und Instandhaltung ihres 150 Kilometer Kanalnetzes im Rahmen der so genannten Eigenkontrollverordnung (EKV). Mit der Folge, dass ihre Kanäle so gut in Schuss sind wie wenige andere in Kreis und Land.

Neben diesen „Meilensteinen“ bei der Wasser- und Abwasserversorgung, die für den ursprünglichen Wasserwirtschaftler auch eine „Herzenssache“ darstellten, zählte über viele Jahr auch die technische Leitung des Bauhofes und (bis zur Privatisierung) auch der Freibäder zu seinen Aufgaben.

Das herausragende Großprojekt seiner Dienstzeit stellt indes der Hochwasserschutz dar, unter anderem mit den Rückhaltebecken im Krattental und in Fahrnau/Raitbach sowie dem spektakulären Bau der Bypässe in der Königsbergerstraße und in Eichen.

„Ich habe viel Geld im Untergrund verlocht“, muss der Springmann schmunzelnd zugeben. Über den Daumen waren es zwischen 350 und 400 Millionen Euro während der vergangenen drei Jahrzehnte. Doch es ist in seinen Augen gut angelegtes Geld. Denn der Tiefbau sei, obwohl er nicht unbedingt mit repräsentativen Gebäuden glänzen könne, alles andere als „tote Materie“. Gehe es doch vor allem darum, „lebenswerte Bedingungen“ für die Menschen zu schaffen. Der Tiefbau liefere dazu die Grundlagen - Kanalisation, Wasser und Straßen für Schulen und Pflegeheime oder neue Wohngebiete. „Das alles muss stimmen“,betont Springmann.

Das war denn auch einer der Beweggründe, warum er vor 33 Jahren sein Büro beim Wasserwirtschaftsamt mit dem im Rathaus tauschte. „Ich wollte den Menschen an vielen Stellen helfen“, stellt er rückblickend fest. Der direkte Kontakt mit Bürgern habe ihn gereizt, wenngleich das bei manchen Maßnahmen zum Teil auch mit Ärger und Kritik verbunden sei. „Ich habe alles mit Überzeugung gemacht und für meine Projekt gekämpft“, sagt der Tiefbauamtsleiter.

Wenn er Ende September in Ruhestand geht, wird er seinem Metier indes nicht ganz den Rücken kehren. Springmann, seit 1991 ehrenamtlicher Lehrer bei der Kanalwärterfortbildung, will noch zwei Jahre als Technischer Leiter des Abwasserzweckverbandes dran hängen. Im Übrigen freut er sich darauf, nachts in Zukunft keine Probleme mehr wälzen zu müssen und im Übrigen mehr Zeit für seine Hobbys (Guggemusik und Fanacht) zu haben.

Bernhard Springmann kam 1951 in der ehemaligen „Kolonie“ zur Welt. 1974 trat er als Bauingenieur seinen Dienst beim Wasserwirtschaftsamt an. 1981 wechselte er ins Tiefbauamt der Stadt Schopfheim, dessen Leitung er 1983 übernahm. Seit 1992 ist er außerdem Technischer Betriebsleiter des Abwasserzweckverbandes und seit 2001 Technischer Betriebsleiter des Bauhofes.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading