Schopfheim „Akute Galle fährt nicht auf dem Fahrrad“

Markgräfler Tagblatt
Bürger, Gemeinde- und Kreisräte, Bürgermeister und Ärzte erschienen zur Veranstaltung in der Stadthalle, in der die Entscheidungskriterien für einen Klinikstandort vorgestellt wurden. Foto: Petra Martin Foto: Markgräfler Tagblatt

Zentralklinikum II: Kreisräte und Bürger mahnen die Rettungsfristen an / Aufruf: „Zum Wohl der Bürger entscheiden“

Schopfheim (ma). Die Einhaltung der Rettungsfristen beschäftigt die Bevölkerung. Würde das Zentralkrankenhaus in Lörrach gebaut werden, so Unabhängigen-Kreisrat Fritz Lenz bei der Bürgerinfo in der Stadthalle, dann könnte die gesetzliche Rettungsfrist für alle Orte östlich von Hausen nicht eingehalten werden. „Bei Hausen ist es auch schon fraglich.“

Lenz nannte es „unethisch“, wenn etwa das obere Wiesental von einer zeitgemäßen Versorgung abgeschnitten werden würde. Fritz Lenz erinnerte mit Nachdruck daran, dass die Regionalkonferenz ausdrücklich entschieden habe, den ländlichen Raum zwischen Schopfheim und Todtnau zu fördern.

Ein Bürger sprach die Kostenentwicklung an. Vor zwei Jahren sei von 150 Millionen Euro die Rede gewesen, jetzt würde der Bau eines Zentralklinikums auf 250 bis 300 Millionen Euro beziffert. „Wo werden wir bei der Endsumme landen?“ Der Bürger sprach sich für den Beibehalt eines Akutkrankenhauses in Schopfheim für den Fall aus, dass Lörrach den Zuschlag für den Standort erhalten würde.

Ein anderer Bürger, langjähriger Geschäftsführer von Klinikverbünden, erläuterte, dass aus medizinischen Gründen kein Weg an einem Zentralklinikum vorbeiführe. Je multimorbider ein Patient, desto wichtiger sei die Bedeutung einer solchen Einrichtung. Ihm komme die Diskussion über medizinische Qualitäten bei der Diskussion zu kurz, sagte der Bürger, der auch die Rettungsfristen ansprach. Bei einer Mitversorgung der Patienten von Wehr und Bad Säckingen wäre die geplante Bettenanzahl nicht ausreichend.

Nicht nachvollziehbar sei für ihn indes, wenn für den Lörracher Standort mit dem Argument geworben werde, für die meisten Fahrradfahrer am besten erreichbar zu sein. In 30 Jahren seiner Tätigkeit habe er es noch nicht erlebt, dass „eine akute Galle auf dem Fahrrad zum Krankenhaus fährt“.

Ein Bürger sprach die Parkplatzsituation beziehungsweise die Frage nach einem Parkhaus an. Dies sei möglich, so Nitz, konkret lägen aber noch keine Pläne vor.

Ein Bürger aus dem Kleinen Wiesental zeigte sich „bestürzt“ über die Äußerung von Kreisrat Herbert Baier zugunsten des Lörracher Standorts. Wie wolle Bürgermeister Nitz die Kreisräte vom Schopfheimer Standort überzeugen?

Das Stadtoberhaupt räumte ein, dass dies nicht einfach sei, doch es werde Kreisräte geben, die am Ende des Entscheidungsprozesses abwägen - auch was die Kosten betrifft. Denn je mehr das Zentralklinikum koste, desto höher könnte auch die Kreisumlage ausfallen, die die Kommunen zu zahlen hätten. Erst wenn alle Argumente auf dem Tisch lägen und die Vergleichsbewertung aller Bewerbungen bekannt sei, könne abschließend entschieden werden.

SPD-Kreisrat Artur Cremans merkte an, dass Herbert Baier seiner Aussage hinzugefügt habe, sich auch überzeugen zu lassen, wenn sich neue Argumente auftun sollten.

Ein Bürger appellierte an die Kreisräte, sich nicht der Parteipolitik zu unterwerfen, sondern zum Wohle des Volkes zu entscheiden.

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