Schopfheim „Alle Probleme landen beim Direktor“

Markgräfler Tagblatt

THG: Wolfgang Stocker geht in Ruhestand / „Gutes Klima ist das A und O“ / Schule hat Erziehungsauftrag

„Ich wollte nie weit weg sein von Schülern und vom Unterricht“. Wolfgang Stocker weiß genau, weshalb er im Grund gerne nur Lehrer geblieben wäre und auf keinen Fall Schulleiter werden wollte. Doch es kam erstens anders und kommt zweitens demnächst noch ganz anders.

Von Werner Müller

Schopfheim . Denn Wolfgang Stocker war nicht nur 14 Jahre lang Direktor des THG, der notgedrungen etwas mehr Distanz zu den Schülern hatte – in wenigen Wochen muss er ihnen auch endgültig den Rücken kehren. Nach insgesamt 35 Jahren im Schuldienst, davon 24 in der Schulleitung, räumt Stocker zum Schuljahresende seinen Schreibtisch am Gymnasium und tritt in den Ruhestand.

Das Lehrerdasein mit all seinen pädagogischen und zwischenmenschlichen Herausforderungen hat er, der ursprünglich eigentlich Maschinenbau studieren wollte, in vollen Zügen genossen. „Ich habe den Schritt nie bereut“, blickt er auf eine spannende Berufslaufbahn zurück.

Der Mathe- und Physiklehrer (mit Zusatzqualifikation in Informatik), war nach dem Referendariat bis 1983 in Filderstadt tätig, ehe er in seine alte Heimat zurückkehrte und am Gymnasium in Rheinfelden unterrichtete. Dort rückte Stocker 1993 zum stellvertretenden Schulleiter auf. „Damit waren die Weichen für die Übernahme eine Schulleitung gestellt“, weiß er im Rückblick. Tatsächlich übernahm der gebürtige Lörracher 2004 als Nachfolger von Adolf Winterhalder die Leitung des THG.

„Als Direktor ist man für vieles zuständig, für das man eigentlich nicht so kompetent ausgebildet ist“, so Stocker. Das fängt bei Personalführung und Organisationsaufgaben an und hört bei der Begleitung von Baumaßnahmen, wie sie gerade das THG

Direktor als Tausendsassa

in den vergangenen Jahren über sich ergehen lassen musste, noch lange nicht auf.

„Der Schulleiter muss ein Tausendsassa sein“, fasst Stocker das beruflich Anforderungsprofil im Spannungsfeld zwischen Lehrern, Eltern und Schülern zusammen. Gelte doch: „Alle Probleme landen beim Direktor“.

Dessen vordringliche Aufgabe sei denn auch die Schaffung eines „guten Klimas“ an der Schule, glaubt Wolfgang Stocker: „Das ist das A und O“. Dazu bedürfe es eines respektvollen Umgangs mit allen Beteiligten – vom Kollegium über Hausmeister und Reinigungskräften bis hin zu den Eltern und den Schülern.

Dass das THG einen „guten Ruf" genieße, sei nicht dem Direktor zu verdanken, glaubt Stocker in aller Bescheidenheit, sondern dem engagierten Kollegium sowie dem Zuspruch der Eltern. Dies spiegele sich nicht zuletzt in den hohen Anmeldezahlen fürs THG wider. Stocker appelliert denn auch, diesen Umstand zu respektieren und Pläne, die Anmeldezahlen auf 150 zu deckeln, „sorgfältig zu prüfen“.

In den vergangenen Jahren habe sich „Schule in jeder Hinsicht massiv verändert“, bestätigt der scheidende Direktor. Dafür verantwortlich sei vor allem der „Zickzackkurs“ in der Bildungspolitik. Dies habe nie Zeit genug gelassen, neue Konzepte „in Ruhe reifen“ zu lassen. Dieses „Stakkato“ habe nicht zuletzt die Lehrer frustriert. Stocker wünscht sich denn auch, dass neue pädagogische Konzepte genug Zeit bekommen, um sich zu entwickeln, und dass die Lehrer wieder mehr Freiräume für eigenverantwortliches Handeln erhalten.

Der THG-Direktor mahnt zudem, Schule dürfe vor lauter Wissensvermittlung nicht vergessen, dass sie einen Erziehungsauftrag habe. „Der kommt heutzutage oft zu kurz“, bedauert Stocker. Auch das Gymnasium müsse versuchen, den jungen Menschen „Werte zu vermitteln“.

Insgesamt sei es in den vergangenen Jahren sicher „nicht einfacher geworden, Schüler zu unterrichten“. Um so wichtiger sei enge Kooperation zwischen Eltern und Schule. „Alle müssen an einem Strang er-ziehen“, so das Credo Wolfgang Stockers. Dabei dürfe man aber Schüler auch nach Disziplinarmaßnahmen „nie aus der Hand lassen“.

Werte vermitteln

Wenn der THG-Direktor in wenigen Wochen seine Schule verlässt, nimmt er die Erinnerung an ein gutes Klima und die stetige Hilfsbereitschaft der Kollegen mit. Stocker: „Die haben mich nie hängen lassen“.

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