Schopfheim „Apostel der Italiener“ längst in Deutschland daheim

Markgräfler Tagblatt
Enzo Testa kam vor genau 50 Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland – und hatte mit der Integration keine Probleme. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Enzo Testa kam vor 50 Jahren als Gastarbeiter hierher /Großer Einsatz für die Integration seiner Landsleute

Schopfheim (wm). „Integrationsprobleme? Gab es für mich überhaupt nicht“. Wenn Enzo Testa das sagt, muss es stimmen: Der gebürtige Italiener kam heute genau vor 50 Jahren als so genannter Gastarbeiter nach Deutschland.

Das einst fremde Land ist ihm längst zu mehr als einer bloß zweiten Heimat geworden: „Ich fühle mich hier sehr wohl und stark integriert“, sagt der 68-Jährige, der seit acht Jahren in Schopfheim lebt, zu zu seinem Jubiläum.

Integration mag für Enzo Testa kein Problem gewesen sein, das große Thema seines Lebens war es gleichwohl. Als knapp 18-Jährigen verschlug es ihn, der in seiner italienischen Heimat keine Zukunftsperspektiven sah, nach Wehr.

„Das war ein Schock für mich“, gesteht er noch heute. Aufgewachsen in der Nähe von Rom, war der Sprung aus der „ewigen Stadt“ mit drei Millionen Einwohnern in die Kleinstadt „zwischen den Wäldern“ in jeder Hinsicht ein Abenteuer.

Doch Enzo Testa mühte sich von Anfang an, die ihm völlig unbekannte und schwierige Sprache zu lernen - die er heute fließend beherrscht, sowohl schriftlich als auch mündlich. Außerdem suchte er früh Anschluss und trat schon nach wenigen Jahren einer Narrenclique bei, engagierte sich in der katholischen Pfarrgemeinde und bei der AWO.

In Wehr lebten damals – vor allem der Textilindustrie wegen – viele Italiener. Und Enzo Testa bemerkte, dass sie alle die gleichen, wenn nicht sogar noch größere Anlaufschwierigkeiten hatten als er.

„Die meisten kamen aus ländlichen Gebieten in Süditalien, viele Analphabeten oder mit geringer Schulbildung und keinerlei Deutschkenntnissen.“

Enzo Testa zögerte keine Sekunde, sondern krempelte die Ärmel hoch, um seinen Landsleuten beim Start in ihr neues Leben zu helfen. Warum er das tat? „Reiner Idealismus“, sagt er. Von seiner tief gläubigen Mutter habe er schon als Kind gelernt: „Man muss den Schwachen helfen“.

Und wie er half: Als ehrenamtlicher Helfer des Italienischen Sozialpatronats putzte Enzo Testa die Klinken bei den deutschen Behörden und beim italienischen Konsulat, organisierte Sprachunterricht für Erwachsene und die Kinder, regte den Aufbau einer italienischen Bibliothek an, organisierte schon 1973, zehn Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, einen „Tag des italienischen Mitbürgers“ und gründete 1987 die „Kulturelle Vereinigung italienischer Auswanderer“.

30 Jahre lang macht sich der „Apostel der Italiener“ so für seine Landsleute stark, hilft ihnen bei der Integration – und integriert damit nicht zuletzt auch sich selbst. „Es waren die 30 besten Jahre meines Lebens“, sagt er.

Seine Bilanz nach 50 Jahren in Deutschland ist denn auch rundum positiv. „Der italienischen Gemeinschaft geht es heute gut“, schätzt er. Dass dies zu einem Gutteil auch sein Verdienst ist, bezeugen die zahllosen Pokale und Urkunden, die er für sein außergewöhnliches Engagement überreicht bekommen hat.

Er selbst ist in Deutschland längst zu Hause. Seit 1989 besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft, seine Frau ist ebenfalls Deutsche. „Zurück nach Italien? Für Urlaub gerne“, sagt er. „Für immer“ hingegen eher nicht.

Die Rückkehr in die alte Heimat sei es für ihn genau wie für viele andere Landsleute, die seit Jahrzehnten in Deutschland leben, „fast undenkbar“ geworden, sagt er.

Vielen sei die alte Heimat mittlerweile fremd. „Sie verstehen die dortige Mentalität nicht mehr“, weiß Enzo Testa, dessen Herz gleichwohl an Italien hängt. So wie er fürs Leben gern Spätzle und Sauerkraut isst, liebt er nach wie vor auch Spaghetti und Pizza.

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