Schopfheim Brücke zwischen Überfluss und Mangel geschlagen

Markgräfler Tagblatt

Tafelladen kann zehnjähriges Bestehen feiern / Dem großem Erfolg wohnt ein zwiespältiger Aspekt inne

Schopfheim (jab). Die Tafel war gedeckt, und gut 200 geladenen Gäste gaben sich die Ehre: Mit einem Festempfang feierten Freunde, Sponsoren und ehrenamtliche Mitarbeiter am Samstag in der Stadthalle das zehnjährige Bestehen des Schopfheimer Tafelladens.

Mindestens ebenso wichtig wie offizielle Festreden waren dabei Leibeswohl und Ohrenschmaus. Die ein oder andere Ansprache aber gab es doch, und da stand eines eindeutig im Mittelpunkt: „Es ist ein Abend des Dankes“, gab Moderator Reinhold Fetscher die Marschroute vor. In allen Beiträgen wurde deutlich: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter und die Sponsoren sind die beiden Pfeiler, auf denen die Tafel ruht. Der Abend gab Gelegenheit, den zahllosen Menschen, Geschäften, sozialen Einrichtungen und sonstigen Institutionen zu danken, die den Tafelladen in den vergangenen zehn Jahren unterstützten.

Vorsitzender Wilfried Maus übernahm es, eine lange Liste dicker Dankeschöns an Mann und Frau zu bringen. Gleichzeitig war er es, dem ein ganze Menge Dank selbst gebührte: Von Anfang an war Maus in der Schopfheimer Tafel aktiv. Gemeinsam mit Brigitte Leisinger und Josef Brunner bildet er das „Dreier-Dream-Team“, das von Reinhold Fetscher mit einer humorigen Laudatio bedacht wurde.

Justizminister Rainer Stickelberger ging in seiner Festansprache auf die Geschichte der Tafelläden ein. Die erste Tafel in Deutschland wurde vor 20 Jahren nach us-amerikanischem Vorbild in Berlin gegründet. Gedanke sei es gewesen, „das weiter zu reichen, was die Überflussgesellschaft verschmäht“. „Die Idee schlägt die Brücke zwischen Überfluss und Mangel“, so Stickelberger. In Deutschland profitieren heute 1,5 Millionen Bedürftige von den Angeboten der 900 Tafelläden; „Die Tafelbewegung ist heute eine der größten sozialen Bewegungen im Land“, so Stickelberger. Dem hiesigen Ableger attestierte er „eine einmalige Leistungsbilanz.“

Doch der Minister mahnte auch zum kritischen Blick auf „unsere eigentlich reiche Gesellschaft, die die Armut hinnimmt“. Er griff die zuweilen in Zusammenhang mit den Tafelläden geäußerte Kritik auf, die diesen einen Rückfall in die Zeit „feudaler Fürsorgemaßnahmen“ vorwerfen; der Staat verabschiede sich aus seiner sozialen Verantwortung und wälze die Probleme auf privates Engagement ab. Tatsächlich sei die Schaffung sozialer Gerechtigkeit nicht in erster Linie Sache ehrenamtlicher Helfer, sondern „eine der wichtigsten Aufgaben, der die Politik sich stellen muss.“ Die Tafelläden indes übertünchten die Schieflagen keineswegs, „sondern machen sie sichtbar, und fordern politische Lösungen ein.“

Auch Landrätin Marion Dammann verwies auf die Zwiespältigkeit des Tafel-Erfolgs: „Gut, dass es die Tafelläden als Orte konkreter und verlässlicher Hilfe gibt“, sagte die Landrätin. Gleichzeitig seien die steigenden Nutzerzahlen Grund, „die Gesellschaft und das, was die Politik tut, zu hinterfragen.“

Den Dank der Stadt überbrachte Beigeordneter Ruthard Hirschner. Die Tafel sei ein leuchtendes Beispiel für das „soziale Engagement, ohne das eine Gemeinschaft nicht funktionieren kann.“

Was mit Blick auf die Arbeit der Tafel immer wieder betont wurde, galt auch für den Festabend selbst: Die Sponsoren spielten eine entscheidende Rolle. Für den musikalischen Rahmen sorgten die Pepperhouse Stompers und die Steffi Lais-Band, die ohne Gage aufspielten. Der Wirteverein hatte sich ins Zeug gelegt, um den Gästen ein mehrgängiges Gratis-Menu aufzutischen. Besonderes Schmankerl: Der Künstler Bruno Haas hatte ein Bild zur Verfügung gestellt, das im Laufe des Abends versteigert wurde. Erlös: 740 Euro.

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