Schopfheim Dem Los der Menschen auf der Spur

Markgräfler Tagblatt
Die Mitarbeiter am zweiten Ortssippenbuch (von links): Laszlo Bethlen, Gregor Bethlen, Klaus Strütt, Ingeborg Boett­ger-Fisch,Ursula Wachter und Johann-Georg Ries. Fotos: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Zweiter Band des Ortssippenbuches für Schopfheim und seine Ortseile sowie für Hausen liegt vor

Schopfheim/Hausen (jab). Auf den Spuren der Lokalgeschichte und mitten drin im Schicksal der Menschen vor Ort: Nach vier Jahren akribischer Quellenarbeit geht der zweite Band der Ortssippenbücher für Hausen, Gersbach und Schopfheim mit den Ortsteilen Eichen, Fahrnau, Kürnberg, Langenau, Raitbach und Wiechs in Druck.

Das Nachschlagewerk umfasst die Jahre 1810 bis 1870 und schließt damit direkt an den im Jahr 2010 veröffentlichen Vorgängerband an, der die Zeitspanne von 1600 bis 1810 abdeckt.

Als Quellen dienten die Kirchenbücher der (evangelischen) Pfarreien: Akribisch hielten die Pfarrer die Ereignisse in ihrer Gemeinde fest: Geburten, Todesfälle und Todesart, Trauungen und Unglücke, Krankheiten und Feierlichkeiten. Oft finden sich weitere Informationen und Kommentare - zu Beruf und Herkunft, zu Gehörigkeiten wie reicher Kinderschar und Ungehörigkeiten wie Liebschaften und unehelichen Sprösslingen.

Die Informationen in den Kirchenbüchern sind also reichhaltig. Gleichzeitig jedoch sind sie unsystematisch und oftmals schlecht leserlich: die für heutige Auge fremde altdeutsche Schrift, noch dazu durch die individuelle Klaue des amtierenden Pfarrers eingefärbt.

Das Entschlüsseln der Informationen verlangte dem guten Dutzend der ehrenamtlichen Bearbeiter des Ortssippenbuches oftmals detektivischen Spürsinn, in jedem Fall aber eine Menge Geduld ab. Jede Menge Tüftelei, mathematisches Verständnis und Programmierkönnen war gefragt, um die disparaten Informationen zu verknüpfen und so die Zusammenhänge zwischen Personen und Generationen greifbar zu machen, wie Klaus Strütt beim Pressegespräch deutlich machte.

Greifbar werden nun Schicksale einzelner Menschen und ganzer Familien über Generationen hinweg. Besonders spannend dürfte dies zunächst für diejenigen sein, die als echte Ur-Schopfheimer seit langem hier verwurzelt sind und sich über die Ortssippenbücher auf Spurensuche in der Geschichte ihrer Familie begeben können.

Aber auch unabhängig von Familien- und Einzelschicksalen bietet das Ortssippenbuch spannende Einblicke in die Sozial- und Kulturgeschichte der Region: Zeittypische Phänomene werden deutlich, Entwicklungen von Familienstrukturen und Arbeitswelt, oder der buchstäbliche Einbruch der großen europäischem Geschichte in die hiesigen Dorfwelten, wenn etwa eine bayerische Armee auf dem Rückzug von den napoleonischen Kriegen in Schopfheim Station macht und Typhus und Tod hier einschleppt.

Und immer wieder wird der Leser auf die Alltäglichkeit gestoßen, die der Tod von Säuglingen und Kindern für die Menschen damals bedeutete, ob direkt bei der Geburt, ob durch Krankheit, durch Erfrieren oder in der Wiese ertrinkend.

Was die Religionsgrenze zwischen Hausen und Zell für die Menschen fürFolgen hatte, wird ebenfalls deutlich: War dem katholischen Einwanderer im evangelischen Hausen gerade noch das Arbeiten im Bergwerk erlaubt, so musste er für Taufe und Heiraten ins katholische Zell. Die Eichener Gemeinde zeigte sich das außergewöhnlich liberal und überließ seine Kirchlein schon auch mal dem katholischen Pfarrer für derlei Glaubensdienste.

Der zweite Band des Ortssippenbuches für Hausen, Gersbach und Schopfheim mit den Ortsteilen Eichen, Fahrnau, Kürnberg, Langenau, Raitbach und Wiechs erscheint Anfang Dezember. Er umfasst 1076 Seiten und beinhaltet Informationen zu 18600 Personen und 5150 Familien. Neben dem Namensregister enthält das Ortssippenbuch ein Orts- und ein Berufsregister sowie ein Verzeichnis der unehelichen Geburten.

Das Buch kann ab sofort über die Homepage der Stadt zum Vorzugspreis von 48 Euro vorbestellt werden. Wer ein Exemplar vorbestellt, erhält eine Einladung zur Buchvorstellung und erhält dort ein druckfrisches Exemplar. Auch später ist das Buch über Stadt- und Ortschaftsverwaltungen, den lokalen Buchhandel und den Geschichtsverein noch erhältlich, dann allerdings zum Preis von 55 Euro.

Am zweiten Ortssippenbuch arbeiteten mit: Gregor Bethlen Laszlo Bethlen, Ingeborg Boettger-Fisch, Rolf Büche, Ekkehard Burde (gest.), Eva-Maria Gawlik-Sutter, Karin Kammerer, Martin Keller, Johann-Georg Ries, Klaus Strütt, Horst Sutter, Ursula Wachter.

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