Schopfheim „Den Kindern mehr Zeit lassen“

Markgräfler Tagblatt
Claudia Brenzinger geht nach 25 Jahren an der Friedrich-Ebert-Schule in Ruhestand. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Rektorin: Claudia Brenzinger geht in Ruhestand / Sechs Schularten in einem Haus miterlebt

„Keinen Tag möchte ich missen“: Wohl dem, der im Rückblick auf 25 Jahre an ein und derselben Wirkungsstätte so etwas sagen kann. Claudia Brenzinger kann es aus tiefster Überzeugung.

Von Werner Müller

Schopfheim . Denn die scheidende Rektorin fand die zweieinhalb Jahrzehnte an der Friedrich-Ebert-Schule (FES) nicht nur „total spannend“. Sie hat für ihr Engagement vor allem auch „ganz viel zurück bekommen“ – von Schülern, Eltern und den Kollegen.

So fiel es ihr auch leicht, „jeden Morgen gerne in die Schule zu kommen“, obwohl dort in den zurückliegenden Jahren so manche Herausforderung und so manche Umstellung auf die Frau an der Spitze wartete.

Als Claudia Brenzinger 1991 von Fahrnau nach Schopfheim wechselte, war die Friedrich-Ebert-Schule noch eine Hauptschule und sie selbst „mit Leib und Seele Hauptschullehrerin“. Das ist sie nach eigenen Worten bis heute geblieben – die Schule allerdings ist längst nicht mehr dieselbe.

Claudia Brenzinger musste zunächst als stellvertretende Schulleiterin und später als Rektorin vielmehr den Wechsel in sechs verschiedene Schularten mitgestalten - von der Haupt- zur Werkrealschule bis hin zur jetzigen Gemeinschaftsschule.

Und darin sind die zahlreichen Bildungspläne, die während dieser Zeit galten, noch gar nicht eingerechnet. „Da kommt die Pädagogik schon ein bisschen ins Wanken“, räumt Claudia Brenzinger ein.

Über ihr Lehrerdasein hatte sie sich einst als Leitlinie „vier große Z“ geschrieben: „Zeit, Zuneigung, Zutrauen und Zuwendung für die Schüler“. Es ist vor allem der Faktor Zeit, der in ihren Augen mittlerweile zu kurz kommt, nicht zuletzt durch die ständigen bildungspolitischen Richtungswechsel. „Die Dinge können sich nicht mehr richtig entwickeln“, so ihr Eindruck.

Verschärfend kommt hinzu, dass die FES seit jeher „immer vorne weg marschierte“ und oft „Modellschule“ war, wie zuletzt bei

Als Modellschule immer vorneweg marschiert

der Einführung der Gemeinschaftsschule. Das ist einerseits zwar spannend, erfordert andererseits aber auch höheren personellen und eben zeitlichen Aufwand.

Als einen der großen Vorzüge der Gemeinschaftsschule bezeichnet die Rektorin denn auch, dass sie „den Kindern mehr Zeit lässt“ – nicht nur für die fachliche, sondern vor allem auch für die persönliche Ausbildung. Niemand müsse sich nach der vierten Klasse schon festlegen, vielmehr böten die Klassentufen fünf bis sieben eine gewisse Entwicklungszeit. Und ab Klasse acht hätten die Schüler drei Jahre Zeit für unterschiedliche Abschlussoptionen.

Dieser Faktor der persönlichen Entwicklung sei heute wichtiger denn je, meint Claudia Brenzinger, die sich schon vor Jahren auch für Schulsozialarbeit stark gemacht hat, wie sie heute an vielen Schulen längst üblich ist. Denn: „Wir unterrichten nicht Fächer, sondern Kinder“. Die Gemeinschaftsschule biete ganz bewusst die Möglichkeit einer Bildungspartnerschaft zwischen Lehrern, Eltern und Schülern. Die sei auch deswegen notwendig, weil Kinder und Jugendliche heute fast mehr Zeit an der Schule verbringen als Zuhause.

Was sie künftig mit ihrer eigenen (Frei)Zeit anfangen will, hat sich die scheidende Rektorin so genau noch nicht überlegt. Zu intensiv lebt sie ihre letzten Tage im aktiven Schuldienst. Den Schalter könne sie sicher auch nach dem letzten Schultag nicht so einfach umlegen, glaubt

„Ein bisschen mehr Zeit für mich“

Claudia Brenzinger. Aber dann müsste irgendwann „ein bisschen mehr Zeit“ für sich selbst, für die Enkel und eventuell ein neues Hobby schon drin sein.

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