Schopfheim Den Windmühlen die Flügel stutzen

Markgräfler Tagblatt
Allenfalls am Rohrenkopf will der Ortschaftsrat Gersbach Windräder dulden – sofern sich alle Bedenken ausräumen lassen. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Ortschaftsrat Gersbach akzeptiert nur Rohrenkopf als möglichen Windkraft-Standort - unter Vorbehalt

Von Werner Müller

Schopfheim-Gersbach. Das Golddorf stutzt der Energiewende die Windmühlenflügel: Von den theoretisch möglichen Standorten für Windkraftanlagen kommt für den Ortschaftsrat nur ein einziger in Frage – der Rohrenkopf.

Und der auch nur dann, wenn im weiteren Planungs- und Prüfungsverfahren alle Bedenken hinsichtlich Lärm-, Arten- und Naturschutz, Schattenwurf sowie gesundheitlicher Risiken auszuräumen sind.

Alle anderen Standorte, die bisher als so genannte „Vorranggebiete“ im Flächennutzungsplan ebenfalls im Spiel waren (Hohe Möhr, Glaserkopf, Mettlenkopf ), strich der Ortschaftsrat einstimmig aus der Liste - und wich damit von dem Vorschlag ab, über den der Gemeinderat am 9. Februar zu befinden hat.

Das Dorfparlament fällte seinen Beschluss am Donnerstagabend nach einer mehr als dreistündigen, leidenschaftlich geführten Debatte in der Bergkopfhalle, an der rund 100 Bürger teilnahmen. Etliche von ihnen brachten in Wortmeldungen denn auch ihren Unmut über die Windkraftpläne zum Ausdruck (siehe gesonderten Artikel).

Ortsvorsteher Christian Walter betonte eingangs, niemand in Gersbach sei gegen Windkraft. Sie gehöre aber dorthin, wo „sie Sinn macht“ für die Energiewende. Er appellierte an alle Beteiligten, die Sorgen und Ängste der Bürger ernst zu nehmen.

Bürgermeister Christof Nitz erläuterte die rechtliche Situation und betonte, die Stadt komme um das Thema Windkraft nicht herum. Nur über das Instrument des Flächennutzungsplanes (FNP) könne

„Ein Zusatzservice“

die Stadt das Verfahren steuern. „Ohne dieses Regelung kann jeder Investor kommen“, warnte er. Dieses Vorgehen biete auch den Vorteil, die Bürger an der Abwägung zu beteiligen. Nitz brach eine Lanze für das Forschungsprojekt „Dezent zivil“, das den Bürgern noch mehr Mitspracherechte und bessere Aufklärung verspreche. Nitz: „Das ist ein Zusatzservice“.

Michel-André Horelt, der für das Team Ewen das Projekt betreut, betonte, die Studie wolle Möglichkeiten erforschen, wie solche komplexen Planungsverfahren durch bessere Dialogprozesse für die Bürger transparenter werden. Er kündigte konkret Befragungen und Diskussionsrunden an, einen Info-Markt und eine Internetseite. Zudem sei geplant, mit Hilfe der Bürger eine Visualisierung der geplanten Windkraftanlagen von verschiedenen Standpunkten aus zu erstellen.

Felix Reichert und Jean-Michael Damm vom Regionalverband erläuterten das rechtliche Verfahren und schilderten, wie die windhöffigen Flächen rund im Gersbach überhaupt in die Planung gelangten. Für alle diese Standorte gelte grundsätzlich, dass die Beeinträchtigung für das Landschaftsbild einen „erheblichen“ Faktor darstelle, wohingegen umwelt- und artenschutzrechtliche Bedenken kein großes Gewicht hätten.

Aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes beleuchtete

Ein Standort muss sein

Christof Laule den derzeitigen Planungsstand. Er betonte, dass es im weiteren Verfahren (frühzeitige Beteiligung, Offenlage) noch zwei Anhörungsrunden gebe, in denen sowohl die Bürger als auch die Fachbehörden ihre Bedenken einbringen können. „Größte Restriktion“ beim Standort Hohe Möhr sei nach derzeitigem Stand der Richtfunkmast des SWR. Am Glaserkopf befinde sich der Standort auf offenem Gelände sowie innerhalb ausgewiesener Biotope und sei deshalb, wie die Hohe Möhr, „nur eingeschränkt“ zu empfehlen. Eine „gute Eignung“ hingegen weise der Rohrenkopf auf, bei dem „Tabukriterien“ entweder gar nicht oder nur in geringem Umfang vorhanden seien.

Laule erklärte, bei der Abwägung müsse mindestens ein Standort übrig bleiben. Sonst wäre das FNP-Verfahren nichtig und potenzielle Investoren könnten Windkraftanlagen nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz beantragen, ohne dass die Stadt dann noch Einfluss nehmen könnte.

All dieses Ausführungen vermochten die Bedenken am Ratstisch indes nicht zu zerstreuen (siehe extra Bericht).

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